Kapitel 49 | Pinnwandnadeln

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Amelie erstarrte als sie seine raue Stimme hinter sich hörte. Die Kotze blieb ihr fast im Hals stecken, ihre Augen pressten sich aus den Höhlen. Aus ihrem offenen Mund tropfte die letzte Magensäure auf den Boden. Sie schauderte. Mit einem tiefen Atemzug füllte sie ihre Lungen mit der kalten Kellerluft und drehte sich um. Verängstigt blickte sie Frank an. Sein Gesicht war hart, seine Augen kalt und zu schlitzen verengt. Seine Hand schnellte nach vorne und vergrub sie in Amelies Haar. Unter einem wimmern von Amelie schliff er sie in das Zimmer der Schreie. Schon lange wehrte sie sich nicht mehr. Frank war stark, zu stark für sie. Amelie erhaschte einen blick auf ihren Vater, der auf der Liege lag und keuchte. Sein Bauch senkte und hob sich in einer viel zu schnellen Geschwindigkeit. Sein Gesicht war blutüberströmt, sein Fuß zuckte unaufhörlich. Seine glasigen Augen starrten an die Decke und seine Finger bohrten sich in sein eigenes Fleisch. Amelie musste Schlucken und ihre Augen schließen. Sie wollte ihren Vater doch nicht in so einem Zustand kennen lernen. Wie konnte Frank nur? Warum tat er ihr das an? Warum musste sie seine Verwante sein und nicht jemand anderes? Warum konnte sie nicht ein glückliches Leben führen? Warum konnte sie nicht so sein wie jedes andere Mädchen? WARUM? Ihr Kopf wurde von der starken Hand von Frank nach hinten gerissen. 

"Ich bin es leid das du mich so unwürdig behandelst, meine Regeln missachtest und mir noch nicht einmal zuhörst!", brüllte Frank sie an. In seinen Augen loderte die Wut. Für einen Augenblick dachte sie seine Augen hatten einen roten Schimmer bekommen, wie die eines Teufels. Verwirrt blickte Amelie ihren Peiniger an. Sie hatte ihn nicht gehört. Vorsichtig nuschelte sie eine Entschuldigung. Frank würde jetzt alles darauf ansetzen. Alles. Sie spürte es.

"Du kleines verwöhntes Prinzesschen hast wohl noch nie eine Peitsche zu spüren bekommen, die dich mal gehörig gezähmt hat, was? Amelie ich bin mit dir am Ende. Du bist einfach nur eine miserable Hilfe. Du zerstörst alles, meinen Traum, mein Leben. Was hast du dir bei diesen Zetteln gedacht? Dachtest du jemand würde sie finden? Dachtest du das wirklich? Wie naiv du doch bist.", knurrte er sie an. Frank schubste sie grob nach hinten. Amelie stolperte ein paar Schritte zurück und plumpste auf den Stuhl, der Stuhl der mit ihr ihre größten Leiden überstanden hatte. Frank machte ein paar Schritte auf sie zu, verzog seinen Mund und hob den Stuhl, mitsamt ihr hoch und trug ihn neben die Liege. Wie ein Irrer starrte er ihr in die Augen, Schweißperlen liefen an seiner Stirn herab. Amelie konnte diese kleinen widerlichen Tropfen genau sehen. Frank griff hinter sie und taste den Tisch ab, hielt aber weiterhin ihrem Blick stand. Eine kalte Klinge legte sich an Amelies Hals und übte einen leichten Druck aus. Sie konnte die Schärfe des Messers spüren. Amelie legte ihren Kopf zurück und spannte sich überall an. Jetzt würde sie sterben. Sie hatte es zu weit getrieben und ihr Stern würde erlöschen und nie wieder existieren. 

"Amelie, Kleines, meine süße Prinzessin ich frag mich immer wieder wie du das alles schaffst, mich so zu provozieren.", erklärte Frank. Sein linkes Auge zuckte zusammen. "Aber jetzt ist Schluss. Es ist mir egal was danach passiert, aber ich will es nicht mehr. Ich stelle dir eine Wahl, Kleines. Entweder wirst du ganz alleine deinen Vater zu der schlimmsten Fratze aller Fratzen machen oder ich muss dich und deinen Vater töten. Hier und jetzt." Franks Augen durchstachen sie und bohrten Messer in ihr Herz. Das konnte Frank doch nicht ernst meinen. Sollte sie ihren Vater verstümmeln oder ihre beide Leben opfern? Sie nahm die Tränen nicht wahr, die ihr an der Wange hinunterliefen. Es war vorbei, wenn sie starb würde alles hier aufhören. Sie wäre endlich wieder bei Mama und könnte wieder glücklich werden. Sie konnte einfach nicht mehr.

"Nimm mich.", schluchzte sie kaum hörbar. "Daddy es tut mir leid." Franks Augen wurden groß. 

"Amelie ich bitte dich. Komm zur Vernunft! Willst du wirklich dein wertvolles Leben für so einen Wiederling von Vater opfern? Willst du ihm nicht wehtun für die ganzen Jahre, die er dich mit dem Arsch angeschaut hat? Willst du ihm es nicht heimzahlen Amelie?  Er ist es doch, der dich gehasst hatte, nicht ich. Schau mich an, ich sorge für dich. Amelie hör mir zu, wenn du jetzt dich gegen deinen Vater entscheidest, den du eh kaum kennst, wirst du leben. Mit mir. Wir werden viel Spaß zusammen haben. Wir werden eine glückliche Familie Amelie. Überlege es dir noch einmal.", in Franks Worten lag leider sehr viel Wahres drin. Trotzdem war Frank eine grausame, ekelhafte Person. Seine Worte drangen in ihr Hirn ein und durchwühlten alles. Jeden Entschluss, denn sie eben noch gefasst hatte, veränderten sich. Im Grunde war es Frank der sich um sie sorgte, aber sie wollte ihren Vater kennen lernen. Es war ihr verdammter Vater. Aber egal wie sie sich entschied er würde sterben. So oder so. 

Der FratzensammlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt