Kapitel 37 | Flucht

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Nach zehn Minuten stand Amelie angezogen vor der verschlossenen Tür und wartete hibbelig darauf, dass Frank ihr endlich diesen einen Moment an Freiheit schenkte. Ihre Hand lag die ganze Zeit über auf Cujos Kopf und strich ihm ab und zu über die weichen Schlappohren. Sie würde zum ersten Mal wieder draußen sein, nachdem er sie hier eingesperrt hatte. Ein Lächeln flog über ihr Gesicht, was jedoch schnell verschwand als Frank aus seinem Zimmer trat. Er ging zur Tür und drehte den Schlüssen zweimal im Schloss herum bevor sich die Tür mit einem leisen Klacken öffnete. 

„Amelie, vergiss nichts was ich dir gesagt hatte.“, erinnerte Frank sie noch einmal. Amelie nickte und lief nach draußen.

Winterluft strömte ihr entgegen, die sie gierig in die Lungen hinein sog. Sie ließ die kalte Luft durch ihre Haare fegen und fing einzelne Schneeflocken mit ihrer Zunge auf. Sie stellte sich hin und breitete ihre Arme aus und fing sich an zu drehen. Das erlösende Gefühl überkam sie, Frank blendete sie für einen Moment aus und genoss es einfach. Genoss die schmelzenden Flocken auf ihrer Haut, genoss die Freiheit. Dann hörte sie sich auf zu drehen und blickte in Franks ernstes Gesicht und alle Sorgen und Ängste waren mit einem Mal wieder in ihr. Amelie schüttelte sich und lief hinter das Haus, weg von der Straße.

Sie setzte sich in den Schnee und beobachtete wie Cujo versuchte die Schneeflocken zu fangen, doch er konnte sich nicht entscheiden. Es standen schließlich so viele zur Auswahl. Kaum hatte er eine fangen wollen, fixierte er sich schon wieder auf die Nächste. Es endete in einem verzweifelten geschnappe, was Amelie ein Lachen ab rang. Sie blickte an Cujo vorbei und bemerkte erst jetzt den dunklen Wald, der sich vor ihr ausbreitete. Verstohlen blickte sie sich nach Frank um. Hätte sie eine Chance von hier wegzukommen? Er ist weitaus stärker und schneller als sie, aber diese Möglichkeit von hier wegzukommen war verlockend.

Amelie entdeckte Frank, ein paar Meter links von ihr, an der Hauswand lehnen. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke. Franks schien sie zu durchbohren, sodass Amelie sich gezwungen fühlte wegzuschauen.

Langsam stand sie auf, klopfte sich den Schnee von der Kleidung ab und ging auf Cujo zu. Mit etwas Schnee formte sie einen kleinen Ball, den sie in Richtung Wald warf. Cujo rannte hinterher. Unsicher blickte sie sich um und stellte fest, dass Frank sie keinen Millimeter bewegt hatte. Sein blick lag immer noch hart auf ihr.

Amelie schloss die Augen und ging langsam auf Cujo zu, der verzweifelt in den Schneemassen nach dem Ball suchte, der bei dem Aufprall zerfallen ist. Amelie bückte sich legte ihre Arme um seinen Hals und verharrte einen Moment so.

„Wenn ich gleich loslaufe, komm mit mir.“, flüsterte sie Cujo noch in sein Ohr.

Der Wald war jetzt knappe zehn Meter entfernt. Es war ihre Chance und falls Frank sie fangen sollte würde sie die Strafe in Kauf nehmen. Es blieb ihr nichts anderes übrig. Freiheit oder Gefangenschaft?

Mit einem Mal sprang sie auf, nahm ihre Beine in die Hände und rannte. Sie rannte einfach los, der Freiheit entgegen. Es war ihre Entscheidung.

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Kurzes Kappi geworden, aber da gab es nicht viel zum schreiben.. :) Ich denke die nächsten werden wieder länger :D 

Lg ♥

Der FratzensammlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt