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„Was?", flüsterte ich leise und starrte Nate's WhatsApp-Nachricht ungläubig an.
Was zur Hölle sollte er mit meiner Nummer wollen?
Mit eurer Nummer, korrigierte meine innere Stimme schnippisch, worauf sie verstummte.
„Hast du ein Gespenst gesehen?" Brandon's belustigte Stimme holte mich abrupt aus meinen fraglichen Gedankengängen zurück.
„Ein Gespenst?"
„So siehst du jedenfalls aus. Hat Kyle sich gemeldet, oder was?"
Sofort kam Brandon's ausgeprägter Beschützerinstinkt wieder zum Vorschein.
Ich schüttelte bloß stumm den Kopf und ließ mein Handy in der Hosentasche verschwinden.
„Nein, nein, ich war gerade nur ein bisschen...weggetreten", log ich so glaubwürdig, wie nur irgendwie möglich und schenkte ihm ein gequältes Lächeln.
Ich musste unbedingt herausfinden, warum Lee Nate's und meine Nummer haben wollte.
„Ich geh mal kurz zu den anderen...", verkündete Brandon offenkundig beruhigt und grinste mich breit an, während er Holly auswich, die von der herannahenden Trennung wirklich nichts zu ahnen schien. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um ihr kein hämisches „Spätestens morgen wirst du deinen Facebook-Status auf Single umändern" zuzurufen. Ernsthaft, ich hätte alles dafür gegeben, mich an ihrem entgeisterten Gesichtsausdruck zu weiden.
Ich seufzte schadenfroh auf und fischte mein Smartphone wieder heraus.
Eine weitere Nachricht von meinem Stiefbruder war eingegangen.
„Ich weiß, dass du die Whatsapp gelesen hast. Ein wenig Begeisterung wäre an dieser Stelle wahrscheinlich angebracht."
Ich verdrehte entnervt die Augen und begann, eine Antwort zu tippen. Keine nette.
„Denk mal darüber nach, deine sexuelle Orientierung zu ändern. Deine kranke Faszination sprengt alle Grenzen. Dir ist schon bewusst, dass du mir alles erzählen kannst, richtig?"
Spaßeshalber schickte ich ein paar Küsschen-Emojis hinterher. Die trieben ihn gewöhnlich in den Wahnsinn. Mit Müh' und Not unterdrückte ich ein Kichern.
„Was gibt es da zu Lachen?"
Überrascht drehte ich mich um und sah in Emma's grinsendes Gesicht.
Mit einer ziemlich unbeholfenen Geste versuchte ich mein Telefon wieder verschwinden zu lassen.
Zu spät, wie es aussah.
„Schätzchen, das brauchst du wirklich nicht zu tun. Ich stand lange genug hinter dir, um deinen Chatverlauf prima mitverfolgen zu können."
„Privatsphäre, Emma. Möchtest du das Wort vielleicht noch einmal irgendwo nachschlagen?", zischte ich wütend und versuchte krampfhaft nicht erröten.
Verdammte scheiße. Es gab noch nicht einmal einen Grund, weshalb ich verlegen sein sollte. Gespräche und Chatverläufe dieser Art waren bei Nate und mir an der Tagesordnung. Und das wusste Emma. Hierbei ging es wohl viel eher darum, dass Marcus meine Nummer hatte.
„Wozu braucht der oberste Anwalt von Seattle deine Nummer? Ach ja, richtig, er will mit dir schlafen."
Sie schnippte einen unsichtbaren Fussel von ihrem grauen Oberteil und lächelte mich süffisant an.
Oh mein Gott.
„Ja, genau! Deswegen möchte er auch Nathaniels Nummer!", rief ich gespielt enthusiastisch und klatschte in die Hände, wodurch ich die Aufmerksamkeit der halben Klasse auf mich zog.
Ups.
„Vielleicht steht er auch auf...ähm...Dreiecke."
Aha, Dreiecke.
Ich erschauderte, als ich mir Marcus' Blick in Erinnerung rief. Damals konnte ich ihn nicht richtig zuordnen...etwas zwischen Interesse und Hohn...aber jetzt...
Nein, Jessica! Lass dir diesen verdammten Unsinn nicht einreden.
„Halt einfach deine verdammte Klappe und hilf mir herauszufinden, wozu er meine und Nate's Nummer von meinem Vater wollte. Und weshalb dieser das einfach so hinnimmt, ohne nachzuhaken. Okay?"
„Darüber können wir uns heute im Kino unterhalten", schlug Emma vor und lehnte sich weiter vor. „Du hast es doch nicht vergessen, oder? Ich meine, jetzt wo du über eine Strategie nachdenkst, wie du mit ihm im Bett landen könntest..."
„ICH HABE ES NICHT VERGESSEN", presste ich wütend hervor und stand ruckartig auf. „Hebe dir dein sinnloses Gelaber für deinen Bruder auf, der steht bestimmt darauf." Tat er nicht.
Sie zog sich lediglich grinsend zurück und formte mit ihren Hände ein Herz, bevor sie sich abwandte und zu Cara gesellte. Hundert prozentig, um weiter über mich und Marcus zu sprechen.Frustriert verließ ich mit ein paar wenigen Schritten das Klassenzimmer. Meine Abwesenheit würde schon niemand wichtigem auffallen. Außerdem sollte es sowieso in wenigen Minuten läuten.

Break The RulesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt