19

7.1K 244 16
                                    

**

Vor Schreck zuckte ich zusammen und fuhr zu dem Sprecher herum.

Ich hatte mich nicht getäuscht – Marcus hatte mir aufgelauert.

„Fertig?" Ich lachte bitter auf. „Das beschreibt es nicht mal annähernd."

Mit dem Ärmel wischte ich mir über die Augen und schniefte leise, worauf Lee mir die Hand auf die Schulter legte. Ich fand keine Kraft, um sie abzuschütteln.

„Kann ich mich zu dir setzen?"

Seine Stimme klang sanft, liebkoste mein Gehör auf diese spezielle Art und Weise. Ich liebte diesen Tonfall, vom seinem Klang ganz zu schweigen.

„Du kennst die Gesetze, Marcus Lee", erwiderte ich sarkastisch.

Er nahm seine warme Hand von meiner Schulter und ließ sich lautlos zu meiner Linken fallen.

Unwillkürlich kehrten die Erinnerungen an die vergangene Nacht zurück und ich fragte mich, ob er es möglicherweise schon bereute und jetzt seine Sünden begleichen wollte. Das sähe ihm ähnlich.

„Willst du mir jetzt sagen, dass das gestern ein Fehler gewesen war?", fragte ich in die Stille hinein und ließ den Blick über den menschenleeren Park schweifen, der früher einmal ein Friedhof gewesen war. Marcus Präsenz konnte ich dennoch nicht ausschalten – mit jeder Faser meines Körper spürte ich ihn. Für einen Moment bildete ich mir sogar ein, seinen Herzschlag zu hören.

Lächerlich.

„Nein." Er hörte sich ehrlich erstaunt an. „Ich hatte eher befürchtet, dass du es als einen solchen ansehen könntest. Deshalb habe ich nach dir Ausschau gehalten."

Aha. Mit anderen Worten: Er war mir wieder einmal gefolgt.

Ich fragte mich, ober auch von meiner unerfreulichen Begegnung mit Kyle Wind bekommen hatte. Aber eigentlich kann es mir doch egal sein, oder?

„Hör mal, was da passiert ist..."

Ein raues Räuspern.

„Ich glaube, wir sollten darüber reden."

„Worüber denn genau? Über den Austausch diverser Körperflüssigkeiten in als geeignet befundene Öffnungen?"

Ja, ich war schlecht gelaunt. Und das konnte er gerne wissen.

„Irgendwie fasziniert mich der Satz", gab Marcus grinsend von sich und streckte die langen Beine aus. Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass er Jeans trug. Ein verdammt seltener Anblick. Aber kein übler.

„Aber eigentlich geht es mir eher darum, wie es nun mit uns weitergeht."

Uns.

Dieses verhängnisvolle Wort.

Uns.

„Wie sollte es denn deiner Meinung nach weitergehen, Marcus? Ich bin immer noch Roberts siebzehnjährige Tochter, die du auf der Party der Cousine deiner Frau gedankenlos genommen hast. War eben nichts besseres da. Ich sehe da nichts, was irgendwie weitergehen könnte."

Bestürzt drehte er sein Gesicht zu mir, um Augenkontakt herzustellen.

Vage stellte ich fest, dass mein Unterbewusstsein vorhin recht hatte; Marcus Augen waren noch viel, viel schöner als die von meinem Ex.

Aber das spielte jetzt keine Rolle, denn ich versank in den Augen des Mannes, den ich niemals haben konnte. Ganz egal, wie sehr es schmerzte.

„Vielleicht siehst du das alles ja so", flüsterte er leise. „Aber das tue ich ganz gewiss nicht."

Break The RulesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt