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Marcus POV

"Heiliger Bimbam, bin ich froh, dass du gekommen bist." Robert White, mein geschätzter Kollege, und zufälligerweise auch Vater meiner Freundin, stand rasend vor Wut in der Tür und winkte mich eilig herein. Sein verzerrter Gesichtsausdruck machte mir Angst. 

"Ja, uhm, dein Anruf klang sehr...ernst", antwortete ich vorsichtig, und zwang mich, nicht nach Jessica Ausschau zu halten. Ich wusste ja nicht, was hier gerade vor sich ging. "Was ist passiert?" 

Er ließ sich Zeit mir der Antwort und setzte sich erst einmal auf die Wildledercouch in seinem Wohnzimmer. Ich verabscheute seine Inneneinrichtung, wollte aber nichts dazu sagen. Zumindest nicht in diesem Moment. 

"Ich habe erfahren, dass meine reizende Tochter sich mit einem etwa sieben Jahre älteren Mann trifft! Kannst du dir das vorstellen, zur Hölle?! Ich meine, hallo? Sie ist noch nicht einmal Volljährig und fickt mit erwachsenen Männern!" 

Heilige Scheiße. 

Mir wich das Blut aus dem Gesicht, und da ich Angst davor hatte plötzlich zusammenzubrechen, ließ ich mich letzten Endes doch auf einen der Ledersessel fallen, die direkt gegenüber der Couch standen. Woher hatte Robert von mir und Jessica erfahren? Wer konnte es ihm gesteckt haben? Wer hatte davon gewusst? 

"Vielleicht ist das nur eine kreative Phase im Leben eines Teenies?", schlug ich mit zitternder Stimme vor, und lächelte meinen Gesprächspartner gespielt unbekümmert an. "Soll es ja geben, nicht?" 

Robert schnaubte lediglich und griff nach einer Bierflasche, die am Fuße des Couchtischs stand. 

Er trank gewöhnlich keinen Alkohol. Höchstens bei wichtigen Fußballspielen. 

Mir wurde immer übler. 

Aber ich musste das durchstehen, denn offenbar hatte der gute Mann noch keinen bestimmten Kerl im Visier. Außerdem hatte er sich mit seinen Sorgen an mich, seinen besten Freund, gewandt, sodass ich bei den Verdächtigen wahrscheinlich ausschied. Ich musste das Ganze nur konsequent durchziehen. 

"Wer ist es denn?", erkundigte ich mich mit rasendem Herzen. 

Robert sah mich einen Moment lang ausdruckslos an, worauf er nur müde mit den Schultern zuckte. "Ich weiß es nicht. Noch nicht." Er nahm einen großen Schluck des Getränks. "Sie will mir keinen Namen nennen. Aber ich werde diesen pädophilen Perversen schon ausfindig machen." 

Ach ja? 

Ich war also ein Kinderschänder? 

"Pädophil..." Ich räusperte mich nervös. "Das ist so ein starkes Wort. Meinst du nicht, dass sie sich freiwillig mit ihm eingelassen hat? Das ist nämlich etwas anderes, als Missbrauch." 

Gott, ich musste mir doch irgendwie den Weg ebnen. Den Weg zu...zu was eigentlich? Dieser Mann würde mich doch nie im Leben als den Freund/Partner seiner heiligen Tochter akzeptieren. 

"Ja, ja, das sagt sie ja auch." Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen. "Aber in dem Alter sind Mädchen wie läufige Hündinnen und treiben es mit allem und jedem, der ihnen über den Weg läuft. Mit Kyle war ich ja immer einverstanden gewesen, er war in ihrem Alter, sah gut aus, und war ein ordentlicher Junge, aber ein gottverdammter 24-Jähriger wird doch wohl die Gesetze kennen!" 

Und es gibt wenige, die die Gesetze so gut kennen, wie ich. Ich schluckte scharf. 

Ich hörte von oben Schritte, was darauf hindeutete, dass entweder Jess oder ihr Bruder Nate von dieser schönen Szene Wind bekommen hatte. Und, es war total dämlich, aber trotz dieser unangenehmen Situation hoffte ich, dass Ersteres der Fall war. 

Ich war wirklich ein hoffnungsloser Schwachkopf. 

"Sieh das doch mal aus einer anderen Perspektive. Etwas objektiver. So, als würde es sich dabei nicht um deine Tochter handeln. Würdest du dich auch vor Gericht dermaßen gehenlassen?", versuchte ich es nun mit meiner altbewährten Anwalt-Strategie. Ich musste einfach nur ein wenig Überzeugungskraft aufbringen, um ihn zu besänftigen. Ich war schließlich nicht umsonst einer der bekanntesten Anwälte im Bundesstaat. 

"Du hast ja recht", gestand er leise. Ich dachte schon, damit wäre die Sache erledigt, aber falsch gedacht! Robert kam gerade erst in Fahrt. "Aber der Kerl ist vierundzwanzig, verdammt! Vierundzwanzig! Das ist, als würde sie mit dir schlafen!" 

Oh, Gott. Oh, Gott. Oh, Gott. 

Nicht die Nerven verlieren, Marcus. Nicht...

Plötzlich erblickte ich Jessica in der Tür, die mich aus weit aufgerissenen Augen ansah, sodass ich mich dazu durchrang, ihr ein leichtes, gequältes Lächeln zu schenken. 

Und, Gott soll mir verzeihen, ich war schon wieder scharf auf sie. Scharf auf ihren Körper, scharf auf ihr Lächeln, scharf auf alles, was sie mir gab. 

Oh, Mann. 

In meinem Blick lag ein Versprechen; eine Verheißung. Ganz egal, was auf uns beide noch zukommen mochte, wir würden jede Hürde meistern. Weil wir uns liebten. So einfach war das. 

"Ah, da ist sie ja. Meine reizende Tochter", fauchte Robert sie wütend an. 

Und wie reizend seine Tochter nur war...

Hinter ihr kamen zwei ihrer Freundinnen zum Vorschein, die die Augen ebenso weit aufrissen, wie Jessica vor wenigen Sekunden, als sie die Situation erfassten. Doch, sie wussten definitiv Bescheid. 

"Dad", sagte Jessica betont würdevoll. "Ich gehe mit Cara und Emma essen." 

"Was?" Er stand auf, wobei er ein wenig seines Biers verschüttete. Ich hielt die Luft an. "Du gehst nirgendwo hin! Schließlich hast du heute ein für allemal bewiesen, dass ich dir nicht vertrauen kann." 

Okay, jetzt machte er wirklich ein riesiges Drama aus der Sache. 

"Ich frage dich nun ein letztes Mal", drohte Robert, die Augen auf seine wunderschöne Tochter gerichtet. "Warum hast du mir das angetan?" 

Sie erwiderte seinen Blick mit einer stoischen Gelassenheit und atmetet tief durch, bevor sie zu einer Antwort ansetzte. "Weil ich ihn liebe, Dad. Ich liebe ihn." 

Ich spürte förmlich, wie mein Herz für eine Sekunde aussetzte. 

Und am liebsten wäre ich jetzt aufgesprungen, um sie so intensiv zu küssen, dass ihre Beine weich würden. Aber das konnte ich nicht. Aus auf der Hand liegenden Gründen. 

Er würde mich mit großer Wahrscheinlichkeit in der Luft zerfetzen. 

Deshalb machte ich einen auf Höflich und schmachtete Jessica lediglich mit Blicken an. "In welches Lokal geht ihr denn?" 

Sie warf mir einen unbeteiligten Blick zu und strich sich die dunklen Haare hinters Ohr. "Hardrock Café." Sie wusste, dass ich dort ebenfalls auftauchen würde. 

"Jessica, deine jämmerlichen Liebesbekundungen interessieren hier niemanden", polterte Robert weiter und versperrte seiner Tochter die Tür. 

Mich interessierten diese jämmerlichen Liebesbekundungen sogar sehr, aber das sollte ich wohl besser für mich behalten. Ich schloss die Lider, um den pulsierenden Schmerz innerhalb meines Kopfes irgendwie zu lindern. Aber er verschwand mich. 

"Dad, ich bin 17. In wenigen Tagen bin ich erwachsen. Lass mich nun durch." 

Ein wenig angetrunken, er musste vor meinem Auftauchen schon ziemlich viel Bier intus gehabt haben, wich Robert schließlich zur Seite und verzog wütend sein Gesicht. 

Jessica würdigte ihn keines Blickes mehr und verließ das Haus mitsamt ihrer Freundinnen. 

Zeit zum Aufbruch, Marcus. 

Mels Werk. Geht mal ihre neue Story lesen.
Lea :3



















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