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Fuck. Fuck. Fuck, Fuck, Fuck! Ich rannte quasi zu Emma. Was hatte Leah noch gesagt? Eis und Adele. Hoffentlich hatte Emma Eis. Brownieeis. Oder lieber Keks? Browniekeks? Himmel, ich brauchte Zucker. Zucker und ein paar Taschentücher, was wohl auch Emma bemerkte, als ich vollkommen aufgelöst bei ihr ankam. „Ach, du heiliger Kartoffelbrei, komm rein." Gegen meinen Willen musste ich lachen. „Kartoffelbrei?" „Was denn, alles andere klang blöd. Geh schonmal hoch, ich hol Eis, Schokolade und Cara."
Matt lächelte ich und stieg die Treppen zu Emmas Zimmer hoch. Im oberen Flur kam mir Brandon entgegen, der mich zwar stirnrunzelnd musterte, aber Gott sei Dank die Klappe hielt. Ich fühlte mich auch so schon mies genug, und ich war mir sicher, dass das in meinem Aussehen wiedergespiegelt wurde. Demnach musste ich aussehen wie eine Kreuzung aus Warzenschwein und Vogelscheuche. Außerdem schmerzte mein Hintern, was mich wieder an den Kuss denken ließ.
Ach, scheiße.
Ich ließ mich schwer auf das Bett fallen und starrte an die Decke. Über Emmas Bett war ein großes Einhorn gemalt. Auf einem Regenbogen. Ich mochte Einhörner auf Regenbögen.
Vielleicht war ich je betrunken. Oder high. Vielleicht hatte ich mir diesen scheiß perfekten Kuss nur eingebildet.
Ich wollte auch ein Einhorn.
„Okay, Cara hat Uromadienst, aber sie hat ihr Tablet dabei. Sag hallo zu Miss verlaufene Wimperntusche, Cara."
Emma stellte ihr heißgeliebtes Tablet auf dem Kopfkissen ab und drapierte Eis, zwei Löffel und drei Tafeln Schokolade daneben.
Ich war praktisch dazu verdammt, in diesem Raum zu bleiben, denn durch die Tür würde man mich nachher nicht mehr bekommen.
„Du siehst scheiße aus", bemerkte Cara wenig mitfühlend. Doch ich beachtete sie nicht. „Ich will ein Einhorn."
Was war eigentlich in meinem Litschisaft gewesen?
Emma wechselte einen vielsagenden Blick mit 2D - Cara. „Brandon!", rief sie schließlich laut. „Was'n?" Ihr Zwilling war keine Minute später im Türrahmen aufgetaucht und musterte mich unverhohlen. Emma seufzte. „Du hast gelauscht." „Und das würdest du nicht tun, wenn einer meiner besten Freunde weinend hierher kommen würde?" „Doch, schon. Ach, hol einfach Wodka, Orangensaft und drei Gläser und setz dich zu uns."
Als er wiederkam starrte ich immer noch an die Decke.
„Okay, jetzt erzähl schon. Was ist passiert?", fragte 2D - Skype - Cara. Mühevoll rollte ich mich auf die Seite, wobei meine Beine auf Brandons Rücken prallten. Ups.
„Der Arsch hat mich geküsst."
Emma und Cara schwiegen für einen Moment, den Brandon gnadenlos ausnutzte. „Kyle?" „Nein, du Idiot, Marcus Lee. Ihr neues Stecher", erklärte Cara geduldig. Ich stöhnte auf. „Er ist nicht mein Stecher." „Dann eben dein Lover, suchs dir aus."
Auch nicht besser.
Grummelnd setzte ich mich auf und mischte in einem Glas Orangensaft mit etwas Wodka. Alkohol würde mir zwar nicht guttun, aber diese Unterhaltung ohne zu überstehen war unmöglich. Anschließend krallte ich mir das Eis und einen Löffel. Brownie. Immerhin.
Emmas Bruder hatte währenddessen geistesgegenwärtig Google genutzt und sah nun zahlreiche Bilder der wandelnden Schönheit. „Ach, du heiliger Kartoffelbrei." „Er kann gar nicht mein Stecher sein. Er ist nämlich verheiratet. Und hat mich dennoch geküsst!" Missmutig nahm ich einen Schluck meines Getränks, bevor ich meinen Mund wieder mit Eis füllte.
„Was beschwerst du dich? Der Typ ist verdammt heiß und hat dich geküsst!" Emma konnte meine Gefühlslage nicht verstehen.
„Ähm, er ist verheiratet? Er hat seine Frau betrogen? Und lustigerweise stehe ich nicht als Flittchen zur Verfügung. Nicht einmal als seins."
„Und wegen dem Kuss kommst du vollkommen verheult zu Emma?" Cara war ebenfalls uneinsichtig. Tolle Freunde hatte ich da.„Ich wurde von einem verdammt attraktiven, aber verheirateten Mann geküsst, der dem Anschein nach stinkreich ist und mit 23 ein erfolgreicher Anwalt, weswegen er einen ziemlich hohen IQ haben muss. Außerdem hat er mich bis zum Gehtnichtmehr gestalkt, es würde mich nicht wundern, wenn er bereits meine Körbchengröße herausgefunden hat und mir demnächst einen Prada - BH zuschicken lässt!" Empört schlug ich auf ein Kissen.
Brandon meldete sich auch mal wieder zu Wort. „Das ist jetzt auch nicht so schwer. C würde ich sagen."
Fassungslos starrte ich ihn an. Emma und Cara ebenfalls. „Was guckst du auf meine Brüste?!" „Ey, sorry, aber ich bin immerhin ein Mann!"
Schnaubend tauchte ich den Löffel in das Eis. Mr. Ich will dich hatte mich heute geküsst und der Zwillingsbruder meiner besten Freundin kannte meine Körbchengröße. Supergeil.
Schmollend fasste ich einen Entschluss. Marcus Lee konnte so viel tun was er wollte, doch er würde mich nicht noch einmal anfassen. Verdammt, würde ich zu Nate gehen könnte er mich nicht einmal mehr ansehen.
Aber irgendetwas hielt mich ab. Ich wollte die Großer - Bruder - Karte ebenso wenig einsetzten wie die Daddy - Karte, aber wenn Lee noch einmal Anstalten machen würde, mich auch nur zu berühren, dann würde ich zu Nate rennen. Bei einem Kuss zu Dad. Vielleicht würde ich so zu einem verzogenen Gör wie Chloé werden, doch das ging mir momentan höchst elegant am Arsch vorbei.
Marcus Lee konnte mich mal kreuzweise.***
Abends legte ich mich wie üblich neben Leah, doch diese schlief bereits tief und fest. Umso besser, mir blieb somit mehr Zeit, über Jessica nachzudenken. Aus einem Impuls heraus hatte ich sie geküsst, und verdammt, sie hatte diesen Kuss erwidert. Und wie sie ihn erwidert hatte. Die Erinnerung daran - ihre Lippen auf meinen, ihr Körper eng an den meinen gepresst - strömte direkt in eine bestimmte Gegend.
Das hatte ich nicht gewollt.
Aber sie hatte nunmal diese Wirkung auf mich. Seit ich sie das erste Mal gesehen habe, ihre Hand geküsst habe, wollte ich sie. Wollte in ihr sein. Sie küssen. Sie zum Lachen bringen. Alles gleichzeitig.
Wann hatte ich das letzte Mal so gefühlt?
Habe ich überhaupt jemals so gefühlt?
Für Leah... Nun, ich empfand etwas für sie, ja. Aber keine Liebe. Ich liebte sie einfach nicht. Sie war eine Freundin. Manch einem schien es albern vorzukommen, schließlich war ich mit ihr verheiratet und schlief ab und an auch mit ihr, aber dennoch liebte ich sie nicht.
Seufzend verdrängte ich derartige Gedanken und nahm mein Handy in die Hand. Wie von automatisch öffnete ich Whatsapp und klickte Jessicas Profil an.
Sie hatte ein neues Profilbild, das fiel mir als erstes auf. Statt sie und zwei andere Mädchen zeigte es nun sie und einen Typen, der einem der Mädchen ähnlich sah. Ihr Bruder? Jedenfalls lächelte sie ihn glücklich an, und er lächelte zurück. Das Bild war vermutlich letzten Frühling oder Sommer aufgenommen worden, denn beide trugen sie weiße Shirts, die voller buntem Farbpulver waren, ebenso wie ihre Haut und Haare.
Am meisten ärgerte mich, dass sie diesen Typen anlächelte. Und, dass ich das Lächeln nicht einordnen konnte. War es freundschaftlicher Natur oder romantischer? Vor allem: Machte sie das absichtlich? Seit heute wusste sie, dass ich etwas von ihr wollte. Und genau heute Abend, nachdem sie so überstürzt vor mir geflüchtet war, änderte sie Profilbild und Status auf Whatsapp, obwohl sie wusste, dass ich ihre Nummer hatte.
Scheiße, sie sah so glücklich aus. So niedlich. So begehrenswert.
Kopfschüttelnd zwang ich mich, ihren Status zu analysieren. Ein Zitat, wie ich merkte. Aus einem Buch. Oder einer Serie? ‚The more people you love the weaker you are.' Nun, damit konnte ich nun wirklich nichts anfangen.
"Marcus?" Leah neben mir riss mich aus meinen Gedanken. "Mach das Handy aus, ist mir zu hell."Seufzend sperrte ich das Smartphone, woraufhin es in dem Zimmer stockdunkel wurde. Meine Frau ließ ein zustimmendes Grummeln hören, bevor sie etwas zu mir robbte und die Arme um meine nackte Brust schlang. Zögernd legte ich die Hand auf ihre Taille, die von einem Nachthemd bedeckt wurde. Sie kuschelte sich nur noch enger an mich, worauf ich sehr wenig Lust hatte.
Das würde eine interessante Nacht werden.
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Break The Rules
RomanceJess hat gerade eine schmerzhafte Trennung hinter sich und würde sich eigentlich am liebsten nur noch verkriechen, wie man das eben so macht, wenn man Liebeskummer hat. Doch ihre süße, kleine Herzschmerzwelt wird erheblich auf den Kopf gestellt, als...