Jessica
Das Erste, was ich am Morgen meines achtzehnten Geburtstags feststellte, war die Tatsache, dass Marcus sich klammheimlich davongemacht hatte.
Nach seiner, nun ja, nennen wir es Überraschung, war ich so dermaßen müde und ausgelaugt gewesen, dass ich auf der Stelle in seinen Armen eingeschlafen war. Zum damaligen Zeitpunkt war er also noch bei mir, aber als ich nun die Augen aufschlug, hatte er sich in Luft aufgelöst. Und das war wahrscheinlich auch gut so.
Seufzend setzte ich mich in den durchwühlten Laken auf, worauf die Decke von meinem Oberkörper rutschte. "Oh, Mann", stöhnte ich nach einem Blick nach unten.
Ich musste unbedingt duschen.
Marcus beehrte mich zwar nicht mehr mit seiner Anwesenheit, doch er hatte sich auch nicht die Mühe gemacht, entstandene Spuren unseres nächtlichen Abenteuers zu beseitigen. Hatte er etwa kein Kondom benutzt? Ich erinnerte mich kein bisschen an die Details. Na ja, zumindest verhütete ich.
Vorsichtig stand ich auf und schritt in Richtung Badezimmer. Es war noch relativ früh. Ich hätte noch ein paar Augenblicke schlummern können.
Und trotzdem betrachtete ich mich entsetzt im Spiegel. Mein Aussehen machte dem Ausdruck frisch gevögelt alle Ehre, vielleicht wurde er extra für mich erfunden. Ich musste mich schleunigst wieder herrichten. Wenn ich meinem Vater in diesem Zustand unter die Augen trat, war ich fällig.
-
Eine knappe halbe Stunde später stieg ich fröhlich summend die Treppen hinunter. Nicht dass ich tatsächlich so glücklich gewesen wäre, dafür war ich viel zu nervös, aber ich wollte meinem Vater keinen Grund zur Besorgnis geben. Er würde nachher genug zum Nachdenken haben.
Ich ging schnurstracks in die Küche, wo mein Vater an seinem morgendlichen Kaffee nippte und aufmerksam die Morgenzeitung las. Als er mich hereinkommen hörte, hob er den Blick, legte die Zeitung auf den Tisch und stand mit ausgebreiteten Armen auf. "Na, komm schon her", sagte er gespielt mürrisch und umarmte mich fest. Und in diesem Moment war alles perfekt - trotz zahlreicher Streitigkeiten und Differenzen fühlte ich, dass alles gut werden würde. Das musste es einfach.
"Gut, Dad, das reicht", sagte ich lächelnd und wartete darauf, dass er sich wieder von mir löste. Widerwillig tat er wie ihm geheißen und setzte sich seufzend auf seinen Stuhl. Ich ließ mich ihm gegenüber nieder und bemerkte mit glänzenden Augen, dass ein Stapel Pancakes vor mir lag.
"Oh, mein Gott!", rief ich aus. "Du hast Pancakes gemacht!"
"Ja, hab ich wohl. Du verfügst über eine besonders ausgeprägte Beobachtungsgabe."
"Hey, seit wann sind wir denn zu Scherzen aufgelegt, hm?" Nate kam ebenfalls in die Küche und inhalierte den Duft der Pfannkuchen. "Oh, mein Gott", wiederholte er meine Worte. "Dad hat Pancakes gemacht?"
"Wisst ihr was?", fragte Dad. "Ich fühle mich unterbewertet. Jawohl."
Nate achtete nicht auf seinen gekränkten Tonfall und nahm sich einen Stuhl. "Ach, Happy Birthday, fast hätte ich es vergessen. Du bist jetzt erwachsen, was?" Er musterte mich spöttisch. "Und trotzdem hast du noch immer dein Babyface, gratuliere."
"Manche altern eben ohne ihre Schönheit zu verlieren. Sorry, Dad."
"Das lasse ich dir nur durchgehen, weil du Geburtstag hast, Jessica", sagte mein Vater entrüstet und vertiefte sich wieder in seine Zeitung.
Eine Zeitlang aßen Nate und ich schweigend, wobei wir uns gelegentlich mit unseren Blicken erdolchten, aber das war nicht allzu störend, denn die Pancakes waren super.
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Break The Rules
RomanceJess hat gerade eine schmerzhafte Trennung hinter sich und würde sich eigentlich am liebsten nur noch verkriechen, wie man das eben so macht, wenn man Liebeskummer hat. Doch ihre süße, kleine Herzschmerzwelt wird erheblich auf den Kopf gestellt, als...