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P.O.V. Mila

Ich werde von leiser Musik geweckt. Irgendjemand spielt hier irgendwo Gitarre. Ich öffne meine Augen und sehe, dass ich auf einem großen Bett liege. Wie spät ist es denn überhaupt? Ich stehe auf und schiebe einen der zwei Vorhänge zur Seite. Draußen ist es stockdunkel. Keine Sterne sind am Himmel zu sehen, nur triste, finstere Nacht. Nachdem ich den Vorhang wieder zurück geschoben habe, sehe ich mich kurz im Zimmer um und sehe leuchtende Zeiger eines Weckers auf einem der Nachttische stehen. Ich gehe zu ihm, nehme ihn in meine Hände und drücke den Lichtknopf. Der kleine Wecker leuchtet und ich sehe die Uhrzeit. 3:36. Wer spielt hier denn mitten in der Nacht Gitarre. Scarlet nicht, denn unsere Gitarren haben wir in London gelassen. Also dann einer von den Jungs. Ich stelle den Wecker wieder an seinen Platz und öffne leise die Tür. Es ist dunkel im Flur und ich habe keine Ahnung wo ich hingehen soll, denn außer dem Zimmer in dem ich gerade war, habe ich noch nichts von diesem Haus gesehen. Ich bleibe kurz stehen und lausche ob ich irgendwas höre. Die Gitarrenklänge kommen aus einer Tür am Ende des Flurs und ich laufe darauf zu. Ob ich klopfen soll? Ich lege ein Ohr an die Tür und kann ganz klar erkennen, dass der Jemand in diesem Zimmer "Thinking out loud" von Ed Sheeran singt, doch wer es ist kann ich nicht hören. Ich überwinde mich dazu, zu klopfen. Die Gitarre und ihr Spieler verstummen. "Ja?", ruft er und als ich die Türklinke leise herunter drücke und in das Zimmer spähe, sehe ich Niall auf einem Bett sitzen, mit einer Gitarre in der Hand. "Hey", sage ich schüchtern, "kann ich mich zu dir setzen, du kannst auch ruhig weiterspielen." "Komm rein.", ein Lächeln bildet sich auf seinen Lippen. "Habe ich dich geweckt?", fragt er nachdem ich die Tür von innen geschlossen habe. "Ja", sage ich lächelnd und setze mich zu Niall auf sein Bett. "Tut mir leid", sagt er und das tut es wirklich, das sieht man ihm an. "Muss es nicht. Ich hab doch schon eine Weile geschlafen. Wer hat mich eigentlich reingetragen?" Er grinst, "Ach das hast du gemerkt? Ich hab dich reingetragen, zugedeckt und hab die Vorhänge zugezogen." "Ja", lache ich, "das habe ich auch gemerkt." Niall sieht mich an mit seinen wunderschönen, blauen Augen. "Thinking out loud ist ein schönes Lied.", sage ich und deute mit meinem Blick auf seine Gitarre. "Jap, da hat Ed mal wieder echt gute Arbeit geleistet." "Spielst du nochmal?", frage ich ihn und schaue bittend zu ihm rüber. "Aber nur wenn du mitsingst!" "Okay aber nur im Refrain", antworte ich. Niall fängt an zu spielen und kurz danach auch zu singen. Wie ich schon erwähnt habe finde ich seine Stimme total schön. Im Refrain setze ich ein und er schaut mich kurz mit großen Augen an.

"Wow Mila, deine Stimme ist ja in Wirklichkeit noch viel schöner als auf dem Video.", sagt er verblüfft, als wir fertig sind. "Ja du hörst dich auch viel besser an als auf den CDs.", grinse ich. "Du bist also Fan von uns?", er schaut mich durchdringlich an. "Ja, schon von Anfang an. Eure Musik hat mir sehr geholfen in einer, für mich, sehr schlimmen Zeit." Ich senke meinen Kopf und gucke auf meine Finger, mit denen ich immer spiele, wenn ich nervös bin oder mich für irgentetwas schäme. In dem Moment sind es die  Tränen die versuchen sich aus meinen Augen zu kämpfen, doch ich halte sie wie immer gekonnt zurück, außer wenn ich die Lieder der Jungs höre kann ich das nicht, zumindest bei einigen Liedern, so wie "Moments". "Wilst du drüber reden?", fragt der blonde Ire und klinkt dabei sehr einfühlsam. "Oh man wo fange ich da bloß an. Als ich 5 Jahre alt war, hat mein Mutter sich dazu entschieden, das Abenteuer zu suchen und nach Neuseeland auszuwandern. Sie hat meinen Vater geliebt und er hat sie geliebt. Sie hat immer gesagt irgendwann wird sie zurückkommen und mich in die Arme nehmen. Das tat sie auch. Nach 11 Jahren kam sie wieder. Ich war 16. Für sie hätte ich jedoch gerade mal 6 sein dürfen. Klar sie hatte alles verpasst, was in der Zwischenzeit passiert ist. Ich weiß noch genau wie sie in der Tür stand und mich angeschaut hat und mir sagte ich sei aber groß geworden. Am liebsten hätte ich sie dafür angeschrien und ihr gesagt, dass es ja auch so sein muss, wenn sie 11 Jahre weg ist. Doch ich nahm sie in den Arm, was natürlich ist, wenn mein seine Mutter nach so vielen Jahren wiedersieht. Doch sie kam nicht wegen uns. In Neuseeland lief seit einem Jahr alles nur noch den Bach runter und sie hatte keine Existenz mehr. Mein Vater und ich wussten das nicht, sie genoss jetzt wieder das Leben im Luxus. Doch die Liebe zwischen meinen Eltern war schon lange weg und es kam immer mehr zu Streits zwischen ihnen und ich habe alles mitbekommen. Das war sehr schlimm für mich, denn ich hatte gehofft, wenn meine Mutter nach so vielen Jahren wieder kommt würde alles gut sein. Eure Musik hat mir sehr geholfen das zu verkraften, dass sie halt nicht mehr so war wie sie mal war. Irgendwann fand mein Vater dann heraus, dass sie uns belogen hatte, denn sie kam nicht zurück weil sie uns vermisste, sie kam des Geldes wegen zurück. Und hat meinen Vater total abgezogen. Er warf sie raus und wir haben sie nie wieder gesehen. Mein Vater war ab da, dann auch nur noch arbeiten, erst um das Geld reinzuholen, was sie verschwndet hatte, aber dann fand er Gefallen daran so oft unterwgs zu sein. Und ja in den letzten 4 Jahren war ich dann ganz allein mit allem. Schule, Liebe, Freunde, Abitur, ich musste es allein durchstehen, wenn ich dort Probleme hatte. Scar und eure Musik haben mir sehr geholfen. Ich weiß eigentlich auch gar nicht, warum ich dir das alles erzähle, eigentlich kenne ich dich ja gar nicht." Ich habe meine ellenlange Rede beendet und er sagt nur, "Das tut mir leid. Du kennst mich nicht, richtig. Aber merkst du nicht wie leicht du dich jetzt fühlst, nur weil du mit jemandem drüber geredet hast, also mehr oder weniger, denn ich habe ja nur zugehört." Ich schaue ihn an und wenn ich so darauf achte, merke ich wirklich wie gut es mir geht. "Du hast recht, danke." "Wofür", fragt er ungläubig. "Fürs zuhören.", sage ich und umarme ihn kurz und er schaut mich danach einge ganze Weile mit seinen blauen Augen einfach nur an.


Decision (1D ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt