Kapitel 23 - Sprechverbot

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Eigentlich hätte ich mich freuen müssen, dass die Stunde endlich um war, doch wenn ich daran dachte, dass ich als nächstes Mathe hatte, machte sich ein ungutes Gefühl in mir breit.

Laut Lydia war Blackwell zum Rektor bestellt worden und ich war mir ziemlich sicher, dass er mich dieses Mal nicht unterrichten würde. Und genau das war es, was mich so nervös machte.

Schließlich wusste ich, dass Blackwell nichts getan hatte, allerdings hatte ich auch keine Beweise, dass das Bild gefälscht war.

Und ich glaubte nicht wirklich, dass Lydia das alleine bearbeiten konnte. Sie hat sicher von irgendjemanden Hilfe bekommen - oder hat jemanden erpresst, um Hilfe zu bekommen.

Würde zumindest eher zu ihr passen.

Mit zusammengepressten Lippen setzte ich mich auf meinen Platz in der dritten Reihe und packte mein Mathebuch aus der Tasche. Dabei fiel mir das Wegwerfhandy auf, welches noch immer in meiner Tasche lag. Ich hatte gestern total vergessen, es aus der Tasche zu packen. Vielleicht konnte ich durch das Handy rausfinden, wer das Bild bearbeitet hat?

Oder ich könnte Lydia unauffällig danach fragen.

Ich musste unbedingt daran denken, wenn ich Lydia nachher beim Mittagessen sehen würde.

Als es klingelte und somit die Stunde anfing, heftete ich meinen Blick auf die Tür. Als diese aufging und der Rektor in den Raum kam, biss ich mir auf die Unterlippe. Blackwell hatte sicher seinen Job verloren.

Die Schüler bemerkten Mister Edison und hörten auf zu reden, während er seine Tasche auf den Tisch legte und seinen Blick durch die Klasse schweifen ließ.

"Mister Blackwell wird für die nächste Zeit nicht anwesend sein. Bis er wieder kommt, werde ich ihn vertreten." Durch die Klasse ging ein Gemurmel, welches ich nachvollziehen konnte, schließlich hatten alle das Bild gesehen - und waren sich sicher, dass er nicht wieder kommen wird.

Verständlich.

Die Mathestunde verlief quälend langsam und obwohl ich Edison erst in diesem Kurs wirklich kennengelernt habe, mochte ich ihn schon jetzt nicht.

Blackwell war nicht so unglaublich streng wie er.

Als es zur Mittagspause klingelte, packte ich, erleichtert darüber, dass ich endlich etwas essen konnte, meine Sachen zusammen und verließ den Raum.

Kurz ging ich an meinem Spind vorbei, um schonmal die Bücher für den nächsten Kurs zu holen, als Lydia auf mich zu kam. "Ich hab gerade Edison aus deinem Raum gehen sehen. War Blackwell nicht da?" Die Frage kam ihr so ernst über die Lippen, dass ich für einen kurzen Moment wirklich dachte, dass sie es vergessen hatte.

Doch dann bemerkte ich das kleine Lächeln, welches fast nicht bemerkbar auf ihren Lippen lag.

Sie trug meiner Meinung nach viel zu viel Lipgloss. Wieso trug sie überhaupt Lipgloss? Ich hasste Lipgloss.

"Das müsstest du doch auch wissen, schließlich hast du gesehen, wie Blackwell ins Büro von Edison geschickt wurde." Ich schloss meinen Spind geräuschvoll und drehte mich komplett zu Lydia. Sie hatte nicht weiter das kleine Lächeln im Gesicht, sondern grinste. "Stimmt. Ich wollte es aber nur nochmal bestätigt haben." Sie zog sich eine Locke zwischen Zeige- und Mittelfinger. "Allerdings hab ich Amy gerade gesehen. Scheint, als wäre sie noch nicht bei Edison gewesen. Wird aber sicher nicht mehr lange dauern." Sie grinste mich nocheinmal an, bevor sie an mir vorbei ging und mit dem Kopf deutete, dass ich ihr folgen sollte.

Sie begann damit, zu erzählen, dass sie es schon geplant hätte, wie sie 'meine' Geheimwaffe anwenden würde.

Ich versuchte nicht einmal, ihr zu erklären, dass es eben nicht meine Geheimwaffe war, da sie mir sowieso nicht zuhörte.

Und irgendwann, mitten in ihrer Erzählung, stoppte sie und blieb stehen. Ich sah sie fragend an, doch sie starrte einfach nur auf einen Punkt vor ihr und ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Ich folgte ihrem Blick und entdeckte Harry, der gerade mit Jason den Flur runterkam, direkt in unsere Richtung.

Neben mir gab Lydia ein quietschendes Geräusch von sich und kramte in ihrer Tasche herum, bis sie eine Mappe rausnahm, aus der einige Blätter rausguckten.

Ich wusste nicht, was sie vor hatte und bereute es, ihr gerade nicht zugehört zu haben. "Sieh' zu und lerne." Mit diesen Wörtern ging sie mit schnellen Schritten den Flur entlang und öffnete dabei die Mappe, um die Blätter irgendwie richtig hineinzubekommen - und rannte geradewegs in Harry rein, der in dem Moment zu Jason gesehen hatte.

Lydia flog voll auf den Hintern - Harry versuchte nicht einmal sie aufzufangen - und die Blätter aus der Mappe flogen in alle Richtungen.

Ging es noch auffälliger, Lydia?

Ich verdrehte die Augen und ging mit langsamen Schritten auf die drei zu. Harry hatte sich hingekniet und half Lydia die losen Blätter einzusammeln. Als er jedoch aufblickte und mich sah, stellte er sich wieder richtig hin und grinste. "Lasange oder Burger?"

Bevor ich mit Lasagne antworten konnte, hatte Lydia sich mit den restlichen Blättern richtig hingestellt. "Keins von beiden, ist beides zu fettig." Ich zog eine Augenbraue in die Höhe, was Lydia nicht sehen konnte, da sie seitlich vor mir stand.

Dachte sie wirklich, dass Harry sie gefragt hatte?

Er schien das selbe zu denken, denn er sah mich kurz fragend an. Ich zuckte nur mit den Schultern. "Tut mir wirklich leid, dass ich gegen dich gelaufen bin, war keine Absicht." Und obwohl ich Lydias Gesicht nicht sehen konnte, wusste ich, dass sie mit den Augen klimperte. Ich verdrehte innerlich die Augen.

Und wie das Absicht war.

"Ich könnte mich ja bei einem Kaffee dafür entschuldigen?" Wieder wickelte sie eine ihrer Locken um den Zeigefinger. "Vielleicht irgendwann mal", antwortete Harry und ich wusste einfach, dass es nein hieß. "Wir müssen aber auch weiter." Er ging an Lydia vorbei, genauso wie Jason. "Wir sehen uns, Robin." Ich sah ihm hinterher und überlegte kurz, ob ich es wirklich sagen sollte, entschied mich aber dafür. "Lasagne, übrigens!", rief ich ihm hinterher. Er sah über seine Schulter zurück und grinste, bevor er wieder nach vorne sah. Um das Grinsen zu unterdrücken, biss ich mir auf die Innenseite meiner Wangen. Aber es half nichts, ich grinste trotzdem.

Ich spürte Lydias Blick auf mir, nachdem er um die Ecke gebogen war, also drehte ich mich zu ihr. "Sag beim nächsten mal am besten gar nichts, wenn ich mit Harry rede, das stört nur." Sie drehte sich um und ging weiter Richtung Cafeteria. Ich verdrehte nur die Augen und folgte ihr. Sie hatte mir soeben verboten zu sprechen.

"Hast du das vorhin gehört? Ich habe demnächst ein Date mit Harry Styles. Die Geheimwaffe hat funktioniert!", schwärmte sie plötzlich, aber wegen ihren Worten verdrehte ich nur wieder stumm die Augen.

Ich verkniff mir das Kommentar, dass er vielleicht gesagt hat, was für mich ziemlich als nein durchkommen würde.

Und verdrängte dabei das Verlangen, Lydia an zu schnauzen, dass ich mich nicht von Harry fernhalten würde.

DAS KAPITEL IST FERTIG, ICH KANN SCHLAFEN.

GUTE NACHT UND BIS ZUM NÄCHSTEN MAL. <3

xx

COLORS » Harry Styles | #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt