01 - Lydia

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(Zuletzt überarbeitet am 29. August 2016)

ROBIN'S P.O.V.

01 - Lydia


Ich atmete noch einmal tief durch und schloss die Tür meines Autos, lehnte mich dabei auf meinem Sitz zurück. Nervös war gar kein Ausdruck dafür, was ich gerade fühlte.

Es war mein erster Tag auf einer neuen Schule – und das mitten im Schuljahr. Danke dafür, Dad.

Seufzend erinnerte ich mich selbst daran, dass Dad eigentlich nicht wirklich etwas dafür konnte und startete ich den Motor meines Autos. Wieder atmete ich tief durch, bevor ich den Wagen langsam vom Hof und die Straße hinter hinunter fuhr.

Wenn ich ehrlich war, hatte ich keine Ahnung, wie ich mich in der neuen Schule zurecht finden sollte. In der Mittelschule, hatte ich schließlich Lucy, meine beste – und derzeit auch einzige – Freundin, an meiner Seite und war somit nicht ganz alleine. Aber hier kannte ich niemanden und ich war echt grässlich in Freunde finden.

Nur zu gerne, erinnerte mich meine Freundin daran, wie scheu ich damals vor ihr gewesen war – sie musste mich mehr als nur einmal dazu auffordern, mit ihr zu spielen.

Ich verstand noch immer nicht, wie, aber wir wurden Freunde und über die Jahre auch beste Freunde. Und vom ganzen Herzen wünschte ich mir, dass das auch, trotz meines Umzugs, so bleiben würde.

Seufzend fahre ich den Parkplatz der Schule hoch und stelle meinen alten Wagen auf den nächstbesten Parkplatz.

Nachdem der Motor abgedreht war, blieb ich noch einen Moment auf meinem Sitz sitzen. Mama hatte immer gesagt, ich solle mir selbst Mut zusprechen, wenn ich mal keinen hatte – ein Rat, den ich heute zum ersten Mal tatsächlich benutzte. Sonst ließ ich direkt bleiben, wenn ich keine Hoffnung hatte. Aber jetzt hatte ich so ziemlich keine Wahl.

Du schaffst das, Robin. Es ist eine Schule. Nur die Schule.

Ich atmete nochmal tief ein und aus, bevor ich meine halbleere Tasche vom Beifahrersitz nahm und die Tür öffnete.

Sofort konnte ich die Stimmen der anderen anwesenden Schüler und Schülerinnen ausmachen und wieder zögerte ich.

Du – schaffst – das.

Zur Bekräftigung nickte ich mir noch einmal durch den Rückspiegel zu und stieg aus. Ein Blick genügte, um zu bemerken, dass jeder in seiner eigenen Gruppe zusammen war – oder sich selbst mit Kopfhörer in den Ohren und Handy in der Hand selbst beschäftigte, während sie – teilweise auch auf ihren Motorhauben – irgendwo herumsaßen. Ich schmiss die Tür zu und sperrte das Auto per Knopfdruck, bevor ich den Schlüssel achtlos in meine Tasche schmiss und mich langsam auf dem Weg machte, den Platzplatz zu überqueren.

Das Vergnügen, hier her zu kommen, hatte ich gestern schon, da ich meinen Stundenplan und die restlichen Formulare abholen musste – eine Sache die eigentlich Dad hätte machen sollen, aber er war auf der Arbeit verhindert. So wie immer, eigentlich. Aber zu dem Zeitpunkt waren schon alle in ihren Klassen und langweilten sich in ihrem Unterricht, demnach war ich überrascht, wie viele Schüler eigentlich auf dieser Schule gingen – und gleichzeitig machte es mich nervös. Desto mehr Schüler es gab, desto größer war die Anzahl der Menschen, die mich vielleicht nicht leiden konnten.

Niemand beachtete mich, als ich die drei Stufen hinaufging, die zu dem Haupteingang führten. War für mich aber gut so. Alles Andere hätte mich nur noch nervöser gemacht, als ich sowieso schon war.

Die Tür ist schwer und quietscht laut, als ich sie aufziehe – oder nur ein kleinen Spalt öffne, dass ich gerade noch durchschlüpfen konnte, für alles andere war ich viel zu schwach – und in die Eingangshalle trete.

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