Kapitel 24 - im Herzen

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Ich runzelte die Stirn, als ich das Auto von Dad in der Einfahrt stehen sah

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Ich runzelte die Stirn, als ich das Auto von Dad in der Einfahrt stehen sah. Er war jetzt schon zurück vom Verlag? Mal was ganz Neues.

Das Training heute war unglaublich nervig gewesen, da Lydia mich durchgehend damit vollgelabert hatte, dass sie mit Harry Kaffee trinken würde.

Ich sagte nichts dazu, allerdings hatte es mich all meine Nerven gekostet - Dementsprechend konnte ich mich nicht wirklich freuen, dass Dad jetzt schon zu Hause war.


Eher lustlos nahm ich meine Tasche vom Beifahrersitz und stieg aus meinem Wagen.

Ich rief nicht wie üblich durchs Haus, dass ich wieder da war, sondern zog mir schweigend Schuhe und Jacke aus und ging mit meiner Tasche in die Küche, da ich meinte von dort Geräusche zu hören - und blieb angewurzelt am Türrahmen stehen.

Mit gerunzelter Stirn betrachte ich die zwei Personen am Küchentisch. Mein Dad saß mit einer dampfenden Tasse - ich hatte keine Ahnung, was sich darin befand - und vor ihm eine ältere Frau mit grauen Haaren, welche sie in einem festen Dutt zusammengebunden hatte. Auch sie hatte eine dampfende Tasse vor sich stehen.

"Amilia, Schätzchen, da bist du ja endlich!", begrüßte sie mich, nachdem sie mich als Erstes entdeckte hatte. Sie stand auf und kam auf mich zu, nur, um mich zu umarmen. "Grams..", brachte ich eher stammelnd hervor und legte auch meine Arme um sie. "Mein Gott, bist du groß geworden, eine richtige junge Frau!" Sie löste sich von mir, hielt aber noch immer meine Schultern fest, um mich zu betrachten.

Ich hatte Grams schon einige Jahre lang nicht gesehen und sie hatte sich eigentlich kaum verändert, nur ihre Haare trug sie anders. Damals hat sie nie einen Dutt getragen. Oder Kleider - auch wenn ihrs fast bis zum Boden ging.

Es überraschte mich, dass sie hier war. Sie war nie oft bei uns gewesen, weil sie Dad nicht wirklich leiden konnte - was wahrscheinlich der Grund ist, warum sie sich strickt weigert mich bei meinem ersten Namen zu nennen, da Robin Dads Idee war -, allerdings hatte sie sich nach Mums Tod ein wenig mehr Mühe gegeben, nicht 24/7 an Dad herum zu nörgeln. Sondern nurnoch gelegentlich.

"Was machst du denn hier?" Wirklich, ich konnte keinen Grund finden, warum Grams von London her kam.

"Wieso? Ist es etwa so ungewöhnlich, wenn die Großmutter ihre Enkelin besuchen geht, wenn sie doch am Freitag siebzehn wird?" Sie tat einen auf beleidigt, allerdings wusste ich, dass sie es kein Stück ernst nahm.

Und hätte sie nicht erwähnt, dass ich am Freitag Geburtstag hatte, hätte ich es sicher vergessen.

Zumindest bis Freitag Morgen, da mir Lucy immer an meinem Geburtstagmorgen eine Nachricht schrieb.

"Nein, so meinte ich das nicht", sagte ich schnell, obwohl es unnötig war - sie war ja nicht wirklich beleidigt.

"Deine Grandma wird bis Sonntag bleiben." Meldete sich Dad zu Wort, der noch immer am Tisch saß und einen Schluck aus seiner Tasse trank. Er sah alles andere als glücklich aus. Verständlich.

Wenn Grams einen nicht mochte, konnte man sich auch nicht wirklich freuen, sie um sich zu haben.

Ich sah überrascht zu ihr. "Wirklich?" Grams nickte und lächelte. "Ja, diesmal bleibe ich extra länger." Sie warf Dad einen kurzen Blick zu, als er ein leises, aber sarkastisches "Na ganz toll" von sich gab.

Er freute sich wirklich kein bisschen und benahm sich auch so. Kindskopf.

Aber ich freute mich und es hob meine Laune. Grams hatte immer so schöne Geschichten über Mum zu erzählen, die sie mir immer erzählte, wenn sie zu Besuch war.

Genau so, wie am Abend, als ich mit ihr im Wohnzimmer auf der Couch saß. Wir hatten alte Fotoalben hervorgeholt und uns gemeinsam angeschaut.

Vorallem die Fotos aus der Zeit, in der Mum noch lebte. Denn ich wusste, dass wir beide sie vermissten.

Grams hatte zu dem Zeitpunkt eine schwere Zeit, da mein Grandpa einige Wochen davor starb und danach Mum.

Und ich wusste auch, dass sie seit Mums Diagnoze eine Phobie gegen alle Krebserregende Stoffen hatte. Vorallem Raucher.

Ich weiß noch, wie sie damals immer wieder gesagt hatte, dass Raucher die Schuld trugen, dass Mum an Lungenkrebs gestorben ist. Und wie sie danach immer wieder mit Dad gestritten hatte, weil sie mir sowas einredete. Und eine Zeit lang habe ich es ihr wirklich geglaubt, bis Dad es mir wieder ausredete.

"Du siehst deiner Mutter so ähnlich, Amilia", sagte Grams plötzlich und strich mit ihren Fingerkuppen über das Bild. Es war das Hochzeitsbild von Mum und Dad.  Mum war auf dem Bild viel schöner, als ich es jemals sein könnte. Und damit meinte ich nicht ihr Aussehen, sondern ihre Ausstrahlung. Es machte sie so wunderschön, dass ich es nicht wirklich glauben konnte, dass ich ihr so ähnlich sah. Laut Grams hatte ich große Ähnlichkeiten mit Mum - aber sähe meinem Dad überhaupt nicht ähnlich.

Aber es störte mich nicht.

Im Gegenteil: Ich mochte es. Es war so, als hätte ich ein Teil von Mum immer bei mir - etwas was mich an sie erinnert. Auch, wenn es mein eigenes Aussehen war, welches mich nicht vergessen lässt, wie Mum ungefähr aussah. Desto länger sie nicht mehr bei uns war, desto weniger konnte ich mich an dem Klang ihrer Stimme erinnern, oder wie genau sie ausgesehen hatte, als ich sie das letzte Mal gesehen hatte.

Das letzte Mal richtig gesehen hatte - bevor sie am Sterbebett lag.

Aber ich konnte mich noch genau erinnern, wie sie war.

An jede einzelne Farbe, die sie mir von sich gezeigt hatte, konnte ich mich erinnern. Wenn sie glücklich oder wütend war, wenn sie lachte oder weinte und wenn sie streng oder liebevoll zu mir war. Und ich würde sie für immer in Erinnerung behalten.

Ich würde diese Farben niemals vergessen, sondern für immer im Herzen aufbewahren.

Denn irgendwann wird es sicher das Einzige sein, woran ich mich erinnern kann, wenn ich Mum dachte.

Und obwohl ich derzeit ganz andere Probleme hatte, tat es wirklich gut, wieder mit Grams auf einem Sofa zu sitzen, sich alte Fotos anzusehen und mir Geschichten anzuhören, was Mum damals in ihrer Kindheit angestellt hat. Und selbst wenn es nur Erzählungen waren, konnte ich immer mehr Farben von Mum sehen, die ich nie selbst sehen konnte.

Auch die würde ich aufbewaren.

Im Herzen.


Ich werd' einfach mal Nichts zu diesem Kapitel sagen - ich lass es einfach so stehen.

xx

COLORS » Harry Styles | #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt