Kapitel 1

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Ich schaute aus dem Fenster des Autos, auf die verregneten Straßen. Noch eine halbe Stunde würde es dauern. In einer halben Stunde würde sich mein komplettes Leben ändern. Ich seufzte laut hörbar, worauf meine Mutter mir einen fragenden Seitenblick vom Steuer des Autos aus, zuwarf. "Nichts..", murmelte ich schnell, ohne Lust ein Gespräch mit ihr anfangen zu wollen.
"Ach Rebecca, jetzt stell dich doch nicht so an mein Schätzchen. Es wird alles prima laufen.", versuchte meine Mom ein Gespräch anzufangen, ich hatte sie nämlich schon den ganzen Tag heute, ignoriert. Bei dem Wort 'Schätzchen' zuckte ich kurz zusammen. Sie war Schuld an allem. Naja okey, in wen man sich verliebt kann man nicht bestimmen, aber das heißt noch lange nicht, dass man ohne Vorwarnung und über den Kopf hinweg, des 17 - jährigen Kindes beschließt mit dem Partner zusammen ziehen zu wollen. Und das schon nach einigen Treffen und über einen nicht so langen Zeitraum. Ich war einfach sauer auf sie. Sauer, dass ich mein altes schönes Leben nun für sie hergeben musste, nur damit sie mit ihrer neuen Liebe zusammen sein konnte. Ich meine ja nicht, dass ich mich nicht für sie freue, es ist bestimmt schön endlich wieder verliebt zu sein, nachdem man schon so lange vom Ehemann getrennt ist, aber trotzdem habe auch ich ein Liebesleben. Besser gesagt hatte. Mit meinem ehemaligen Freund Jason habe ich Schluss gemacht, eine Fernbeziehung hätte meiner Meinung nach eh nicht geklappt. Meine Freunde musste ich auch zurücklassen. Ich hatte eine echt coole Clique. Naja das ist jetzt Vergangenheit.
"David ist wirklich Klasse. Ich fühle mich mit ihm wieder wie ein Teenager, weißt du? So verliebt...", schwärmte meine Mutter vor sich hin. Ich hatte das Gefühl gleich brechen zu müssen. Und zwar von all ihrem Glücklichsein, während sie anscheinend gar keinen Platz für meine Gefühle hatte. Und die waren alles andere als 'glücklich'.
"Freust du dich denn gar nicht, Rebecca? Das Haus ist riesig, du bekommst sogar dein eigenes Zimmer und ein eigenes Bad! Ist das nicht cool?", fragte mich meine Mutter. Ich drehte meinen Kopf so ruhig wie möglich zu ihr, ohne meine Beherrschung zu verlieren und schenkte ihr einen Blick, der ihr deutlich machte, dass ich alles andere außer glücklich war. Ich wollte zurück nach Hause. Zurück in das Appartement in dem ich und meine Mutter gelebt hatten, nachdem meine Eltern sich getrennt hatten und meine Mutter auf gar keinen Fall bei meinem Vater weiter bleiben wollte. Ist auch irgendwie verständlich finde ich. Jedenfalls liebte ich unser Appartement. Es reichte komplett für uns beide aus aber nein, wir mussten es ja verkaufen damit wir zu Mamas neuem 'Geliebten' ziehen konnten.
"Also langsam finde ich, übertreibst du", fing meine Mutter wieder an, "Du solltest dich für mich freuen endlich einen neuen Partner gefunden zu haben und das wir es so gut haben werden. Das Haus, nein die Villa ist riesig und Victoria und Steven sind auch super nett. Ihr werdet euch bestimmt super verstehen". Bei den Namen Victoria und Steven kamen mir sofort wieder Erinnerungen hoch, von unserem aller ersten gemeinsamen Treffen, um uns alle besser kennen zu lernen.

FLASHBACK

Als wir das Restaurant betraten, war es Punkt 18:00 Uhr. Ich trug eine schlichte Jeans und ein helles Top mit einem Jacket. Meine Mutter hatte anfangs sogar darauf bestanden, dass ich ein schickes Kleid anziehen sollte, da es ein besonderes Treffen war und wir in ein edles Restaurant gehen würden, doch gegen mich kam sie nicht an. Ich würde mich bestimmt nicht heraus putzen, als würde ich auf eine Filmpremiere gehen.
Ich musste zugeben, dass Restaurant sah wirklich teuer aus. Überall standen edle Tische und Stühle mit edlem Besteck und Dekoration herum. Jedenfalls liefen wir zu einem großen Tisch in der hinteren Abteilung des Restaurants. Ich richtete meine Kleidung noch ein wenig, da ich schon etwas aufgeregt war. Natürlich waren die 'Coles' vor uns da. Ich musste zugeben, dass der Familienname 'Cole' nicht gerade schlecht war. Zu aller erst erblickte ich den Vater David, auch bekannt als der Liebhaber meiner Mutter.
"Amanda Stan!", begrüßte er sie freudig. Er zog meine Mutter in eine innige Umarmung und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Danach reichte er mir die Hand und stellte sich vor. Er war eigentlich ganz nett. Dann erblickte ich die beiden Kinder von David - und wow ich muss schon sagen sie sahen fantastisch aus. Das Mädchen stellte mir sich als 'Victoria' vor. Sie hatte dunkle, gewellte Haare, die ihr bis zur Brust gingen und dunkelblaue Augen. Auch sie machte einen guten Eindruck auf mich. So reif. Ihr Bruder Steven war ebenfalls traumhaft. Er hatte auch dunkle Haare, die schick gegelt waren und diese tollen, dunkelblauen Augen. Auch er machte einen guten Eindruck.
Als wir uns gemeinsam an den Tisch saßen und unser Essen bestellten, kam es mir so vor als würden ich und meine Mom mit einer Promi-Familie essen, weshalb ich leise kichern musste. Meine Mom strahlte schon die ganze Zeit über das ganze Gesicht, ich dachte schon sie würde vor Glück gleich platzen. Sonst lief es den Abend ziemlich gut, das Essen war ziemlich teuer, jedoch meiner Meinung nach zu wenig, weshalb ich nicht satt wurde. Alles bezahlte natürlich David Cole. Ich fand sogar noch einiges über die beiden Geschwister heraus. Sie waren beide 18 Jahre alt und somit auf der neuen Schule einen Jahrgang über mir. Sie waren beide sehr gute Schüler und Victoria war sogar Schulsprecherin. Steven dagegen war in der besten Fußballmannschaft der Schule. Beide waren sehr höflich zu mir und stellten mir auch einige Fragen zu meinem Leben. Wie gesagt, es verlief alles sehr gut. Naja bis ich auf Toilette wollte, aufstand und ausversehen Victoria so heftig anstieß, sodass sie sich ihren ganzen Rotwein über ihr teures, helles Chanel Kleid goss. Alle Blicke vom Tisch sahen nun zu mir auf, sodass mir die Hitze ins Gesicht stieg und ich nur ein "Es tut mir leid", stammeln konnte, bevor ich von sehr wütenden Blicken aus Victorias Richtung getroffen wurde. Na toll. Schnell machte ich mich auf den Weg zu den Toiletten um zu flüchten. Nachdem unser Tisch außer Sichtweise war, atmete ich auf. Auf dem Weg zu den Toiletten bot mir ein Kellner kostenlosen Sekt an, den ich dankend annahm. Ich drehte mich gerade mit meinem Glas Sekt um, als ich gegen jemanden stieß und ihm bei meinem Glück heute, den Sekt über das komplette Hemd goss. Es sah ebenfalls sehr teuer aus. Schnell sah ich zu der Person auf, um mich zu entschuldigen und mein Atem stockte, als ich bemerkte das es auch noch ein verdammt heißer Junge war. Er hatte die schönsten brauen Augen die ich je gesehen habe und seine dunkelblonden Haare standen ihm perfekt. Außerdem war er um einiges größer als ich. Erneut stieg mir Hitze in die Wangen.
"Ehm.. sorry, das.. eh.. wollte ich nicht", brachte ich heraus und sah in seine vor Zorn funkelnden Augen.
"Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst?", fragte er bissig. Autsch. "Wie gesagt, es tut mir leid"
"Deine Entschuldigung repariert das kaputte Hemd aber trotzdem nicht!", zischte er wütend und jetzt wurde auch ich sauer.
"Geht's noch? Du hättest auch aufpassen können wo du hin läufst!", zickte ich zurück.
Mit funkelnden Augen sah er auf mich herab und ehe er noch etwas antworten konnte, drehte ich mich auf dem Absatz um und lief zu den Toiletten. Noch mehr Drama konnte ich jetzt nicht vertragen. Ich konnte weiterhin seine wütenden Blicke in meinem Rücken spüren, ignorierte diese jedoch.

Zurück am Tisch angekommen, erntete ich zornige Blicke von Victoria. "Ist dir klar, dass du gerade ein 2000 € teures Chanel Kleid kaputt gemacht hast?!"
"Ich eh.. es tut mir wirklich leid", bedauerte ich ehrlich.
"Deine Entschuldigung macht es aber nicht wieder rückgängig!" Sowas habe ich eben auch schon gehört.
"Jetzt beruhige dich mal..", versuchte David seine Tochter zu beruhigen.
"ICH soll mich beruhigen?!". Jetzt wurde sie richtig sauer.
"Diese kleine Ziege hat mir gerade mein Kleid ruiniert!", brüllte sie nun durch das Restaurant, sodass wir neugierige Blicke ernteten. Warte mal, hat sie mich gerade Ziege genannt?!
"Bitte was-", doch ich wurde von Steven unterbrochen: "Kein Grund hier durch das ganze Restaurant zu brüllen"
"Du hast mir nichts zu sagen!", funkelte sie nun ihn an.
Und so ging das ganze dann weiter. Ich hatte es geschafft, ein friedliches Treffen in einen riesigen Streit zu verwandeln. Super gemacht.

END OF FLASHBACK

Nach diesem Treffen folgten noch weitere, auf die ich mich jedoch geweigert hatte zu gehen, alleine um Victoria wieder zu sehen. Nach diesem Vorfall war sie mir nicht mehr so symphatisch.
"Ich bin mir sicher, dass alles mit dem Umzug prima laufen wird, und das mit Victoria ist bestimmt auch schon längst vergessene Sache", riss mich meine Mom erneut aus meinen Gedanken.
Ja klar, dachte ich ironisch. Ich drehte mich von ihr weg uns sah wieder aus dem Fenster. Es regnete immer noch. "Kannst du mir mal antworten? Es nervt mich das du so stur bist und die ganze Zeit so tust als wäre alles scheiße und nicht mal das Positive in allem sehen kannst !", meckerte sie plötzlich laut. Jetzt verlor ich die Beherrschung. "Und bitte was, ist positiv?! Das für mich ein komplett neues Leben anfängt, das ich mir um ehrlich zu sein nicht gewünscht habe, aber das interessiert dich wohl nicht! Also was ist Bitte positiv? Das du endlich Sex mit deinem ach so tollen Geliebten David unter einem Haus, nein einer Villa haben kannst?!", sobald diese Worte draußen waren, bereute ich sie sofort. Ich sah den schmerzverzerrten Gesichtsausdruck meiner Mutter und mich überkamen sofort die Schuldgefühle. Das war echt gemein gewesen. "Es .. es tut mir leid", stammelte ich leise. Sie antworte nicht, sondern verfestigte den Griff um das Lenkrad und fuhr einfach weiter. Ich drehte mich erneut weg und sag wieder aus dem Fenster, wo es weiter regnete.

Die halbe Stunde war meiner Meinung dann doch zu schnell rum gegangen. Meine Mutter parkte gerade vor der Villa und ich konnte mir ein erstauntes "wow" nicht verkneifen. Das Haus war einfach riesig. Als wir ausstiegen, regnete es nicht mehr, doch der Boden war noch nass. Naja, vielleicht war es auch mal ganz gut gewesen, dass es geregnet hatte da es die letzten Tage verdammt heiß in New York gewesen war. Naja nun sind wir ja in L.A., davor haben wir einige Zeit in Hotels verbracht, bevor wir hier mit unserem Auto endlich angekommen waren. Wenn man eben wie meine Mutter das Geld dazu hat, dann macht man das eben so. Nun holten wir unser Gepäck aus dem Auto und liefen zur Villa um zu klingeln. Ich klingelte zwei mal. Ein übers ganze Gesicht strahlender David begrüßte uns und zog uns in eine feste Umarmung. Ich erwiderte sein Lächeln und versuchte wenigstens gut gelaunt zu sein, schließlich hatte ich das ja eben schon mit meiner Mutter vermasselt. David holte unser Gepäck rein in den Flur, wo er es abstellte und es sofort zwei Dienstherren nahmen und die Treppe nach oben trugen. Danach lächelte er uns erneut breit an.
"Willkommen in eurem neuen Zuhause!", verkündete er stolz.
Na das kann ja heiter werden.

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Das ist meine aller erste Story hier auf Wattpad, hoffe es gefällt euch & wenns euch gefällt, dann lasst es mich doch gerne wissen :)

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