Kapitel 2

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Endlich

Als Kylie endlich zu Hause ankam, kochte sie sich einen Cappuccino und begann zu lernen. Morgen Nachmittag waren die großen Prüfungen, doch sie hatte zum Glück schon vieles im Kopf.

Nach ein paar Stunden ging sie in die Küche, um etwas zu kochen. Sie entschied sich nur für ein paar Sandwiches mit Tomaten und Gurken. Da ihr Magen knurrte, biss sie genüsslich rein und beobachtete wie sich draußen vor der Kneipe zwei Gestalten prügelten und die dritte versuchte zu schlichten. Also nichts neues auf den Straßen.
Als die dritte Gestalt es endlich geschafft hatte, den größeren von dem am Boden liegenden zu lösen, rappelte sich dieser von unten auf und rannte zu Kylie's Wohnblock. Sie hörte wie unten die große Glastür zuschlug. Also musste derjenige einen Schlüssel haben, um die Tür zu öffnen.
Kylie machte sich nichts daraus und aß weiter, bis sie ein Knall, direkt vor ihrer Wohnung zusammen zucken ließ. Schließlich ging sie zur Tür und schaute durch den Spion.

Vor ihrer Haustür lag ihr zusammgebrochener Vater. Erschrocken riss Kylie die Tür auf und ging um ihn, vorbei zu ihren Nachbarn. Sie hoffte, dass er da war, denn sie konnte unmöglich ihren Vater allein in die Wohnung tragen. Nach dem zweiten Klingeln öffnete er genervt die Tür. Doch als er an Kylie vorbei sah, nickte er nur ihr zu und gemeinsam trugen sie den alten Mann in das Wohnzimmer und legten ihn auf das Sofa.
Es war bestimmt schon das dritte mal in diesen Monat. Niemand wusste von wem er ständig zusammen geschlagen wurde. Immer als man bei ihm war, waren die Täter immer weg.
Ihr Nachbar tätschelte kurz ihre Schulter voller Mitleid, ehe er die Wohnungstür hinter sich schloss.

"Ach Dad."Kylie seufzte und begann wieder einmal ein leeren Eimer, ein nassen Schwamm, ein paar Verbandsrollen, jede Menge an verschieden Salben und Obst und Gemüse zusammen zusuchen. Immer wenn er so zugerichtet wurde, war er so wie früher. Dann aß er immer Obst, sprach mit Kylie und half so gut wie es ging beim aufräumen. Doch dann suchte sein Gehirn nach dem Ordner Alkohol und schon trugen ihn seine Beine zu der Kneipe runter, sobald Kylie aus dem Haus war.
Als sie die Schürfwunden auf den Armen von ihren Vater wusch, zuckte er zusammen.

"Kylie?..." fragte er

"Ja, Dad. Ich bin hier." sie drückte sanft seine Hand.

"Kylie! Gib acht draußen. Wenn du abends draußen bist. Sie wollen dich." hustete er hervor.

"Dad du bist wieder betrunken" gab sie kalt zurück.

"Kylie!..." er versuchte sich aufzurappeln. Doch die drückte ihn wieder auf die alte Couch.

"Sch! Du ruhst dich schön aus und musst schön gesund werden. Ich hab hier deine Lieblingsäpfel, diese Golden Delicious. Iss ein paar und lass mich dir die Verbände drum machen. Und dein Mageninhalt nicht aufs Sofa, in den Eimer da." wies sie ihn zurecht.

"Aber-" versuchte er zu protestieren. Doch Kylie schnitt ihm das Wort ab

"Kein aber. Du kurierst dich aus.
Morgen sind meine Prüfungen, ich brauch noch paar Stunden zum lernen." erklärte sie. Ihr Vater schloss die Augen.

"Viel Spaß..." meinte er nur, denn er wusste, dass er eh die Diskussion nicht gewinnen konnte und dann schlief er ein. So schlich Kylie sich aus den Zimmer und schloss die Tür und lernte weiter.

Nach ein paar Stunden, als sie sicher war, dass sie alles gelernt hatte, beschloss sie nach ihren Vater zu schauen. Also stand sie auf, fuhr sich durch ihre schwarzen Haare, die sich bis auf bauchnabelhöhe kringelten und stiefelte aus ihren Zimmer. Sie hatte sich die Haare seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr schneiden lassen, sie waren so wie ein Erinnerungsstückchen an sie. Kylie's Mutter hatte die Haare geliebt, deswegen beschloss sie sie nie mehr schneiden zu lassen. Außerdem waren die Haare noch wie ein Trostspender, den Kylie brauchte, wenn sie an einen Abend zusammenbrach.
Kylie öffnete leise die Tür und schritt schließlich hindurch.
Ihr Vater lag ruhig auf den Sofa und schlief immer noch.
Früher als er von der Nachtschicht nach Hause kam und sie ihn wecken wollte hat ihre Mutter sie aufgehalten. Denn er brauchte den Schlaf. Kylie hatte früher nicht verstanden wieso sie ihn ni wecken durfte, doch jetzt war ihr das natürlich klar.
Und dann merkte es Kylie wieder. Ein Stechen in der Brust, was ihr fast die Luft abschnürte. Ihre speziellen Depressionen. Und das an dem Tag, vor den Prüfungen.
Sie hatte das Gefühl, dass sie sie von innen auffraßen und ein Haufen Elend zurück lassen. Sie brach auf ihren Bett zusammen.
"Ich bin Schuld daran dass Mom gestorben ist!" flüsterte sie hysterisch.
"Es war an meinen Geburtstag..."sie umklammerte ihre Beine und ließ die Tränen freien Lauf.
"...sie wollte mein Geschenk abholen" hauchte sie mit heißerer Stimme.
"Alles meine Schuld." schluchzte sie.
Als ihr Bruder noch da war, hatte er ihr Übungen gezeigt, wodurch  ihr das atmen leichter fiel. Sie setzte sich hin und krümmte sich zusammen, weil der Schmerz unerträglich wurde. Doch sie musste gerade sitzen. Sonst würde das eine lange Nacht werden zwischen Selbstmordgedanken und Heulkrämpfe.
Kylie versuchte es verzweifelt immer wieder, doch die Schmerzen waren zu groß.
Normalerweise war sie ehrgeizig und kämpfte um vieles, doch diese Schmerzen  überrumpelten sie immer wieder. Und immer wieder versuchte sie dagegen anzukämpfen und zu gewinnen...doch meist erfolglos.

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