Die Ärzte meinten, dass Kylie geschlafen hätte, wobei sie sich alles andere als ausgeschlafen fühlte. Sie bezweifelte sogar, dass sie überhaupt etwas geschlafen hatte, weil sie sich kraftloser denn je fühlte. Aber was sollte Kylie machen? Sobald sie ihre Augen schloss, kamen die Bilder von ihm. Und davor fürchtete sie sich am meisten ... vor dem Schmerz, der in ihr entfacht wurde, wenn sie an die vergangene Zeit dachte ... vor der aufkommenden Sehnsucht, welche sie nicht so einfach unterdrücken konnte.
Ihr war kurz wieder nach Heulen zu Mute, bis sie den kräftigen Kloß in ihrer Kehle herunter schluckte und den übriggebliebenen Mut und die Willenskraft anzapfte, um weiter zu machen.
Die Krankenschwestern nahmen ihr erneut Blut ab, gaben ihr eine weitere Infusion und sogar eine Scheibe Brot, wobei sie keinen Bissen herunter bekam. Nachdem die Visite, ein Rudel voller Halbgötter in weiß, sie begutachtet hatte und das Zimmer verlassen hatte, damit es sich ungestört unterhalten konnte, kam es wieder in den Raum zurück. Kylie war es egal, ob sie sich mit den Fachbegriffen vor ihrer Nase bombardierten, oder ob sie es außerhalb des Zimmers tun würden, hauptsache sie bekam eine deutliche Antwort."Ich komme mit der Wahrheit zurecht, solange Sie sie mir nicht verschweigen." sagte sie zaghaft, als sie wieder Gesellschaft hatte. Eine kleinere rundlichere Ärztin schaute sie mit einem undeutsamen Blick an, den Kylie nicht identifizieren konnte und sich deshalb einen weiteren Kloß in ihrer Kehle bildete.
"Nun gut. Ihre inneren Entzündungen, die die Blutungen entfacht haben, sind etwas zurück gegangen. Doktor Wels, unsere Gynäkologin, wird sie nach der Visite noch einmal untersuchen und sich persönlich nach den Gesundheitszustand ihres Babys erkundigen." erklärte der Arzt vom Tag zu vor. Kylie mochte ihn. Er konnte ihr ohne jegliche Gesichtsregung und ohne auf ihre Gefühle zu achten genau das erzählen, was sie wissen wollte. Alles andere als die kleine Ärztin mit dem undeutsamen Gesichtsausdruck, welche nun Tränen in den Augen hatte.
Na prima, das baut einen richtig auf."Dankeschön." hauchte sie und lehnte sich zurück, während das Rudel von Ärzten sich zurück lehnte.
Wenige Minuten später kam eine schlanke große Ärztin mit blonden welligen Haaren hinein."Guten Morgen Mrs Black, ich bin Doktor Wels, ich hoffe sie hatten eine angenehme Nacht. Hat Ihnen das klägliche Frühstück gefallen?" wurde Kylie von dieser begrüßt.
"Ja, danke." antwortete sie wahrheitsgemäß und schmunzelte innerlich über ihren Humor. Erst jetzt fiel ihr auf, dass die Ärztin ein Ultraschallgerät vor sich her schob, welches sie neben Kylies Bett stehen ließ.
"So, ich würde jetzt mal per Ultraschall schauen, ob es ihren Kleinen gut geht. Es hat bereits ziemlich viel durchgemacht und braucht, ebenso wie sie, dringendste Ruhe!" mahnte sie.
"Ich kann sowieso momentan wenig machen" meinte Kylie schulterzuckend und verwies auf die Schläuche und Kabel, die alle irgendeinen Weg zu ihr fanden.
"Ja das stimmt. So dann schieben wir mal ihr Hemd nach oben ... und jetzt wird es gleich mal kalt." sagte sie mit sanfter Stimme und kam mit einer Flasche auf Kylie zu. Als das Ultraschallgel ihren flachen, blauen Bauch berührte, zuckte sie instinktiv zusammen und vor ihr tauchten die Bilder ihres Entführers auf. Panikgetriebend ergriff die werdende Mutter hektisch das Handgelenk der Ärztin.
"Mrs Black, sehen sie mir ins Gesicht. Atmen Sie tief durch, sie sind in meinen Händen mit am sichersten. Ich war in meiner Kindheit einer der Judomeisterin im ganzen Land, vertrauen Sie mir!" fing diese sofort an zu reden und schaffte es tatsächlich Kylie zu beruhigen.
"Ich weiß was sie durchgemacht haben ... davon bevor sie eingeliefert wurden und während des Aufenthaltes. Sie müssen sich mehr als nur in das kalte Wasser geworfen fühlen ... vermutlich fühlen sie sich wie durch eine 50 Zentimeter gedrückt wurden, um im eiskalten Wasser ertrinken zu müssen." erzählte diese weiter und nahm mit der anderen freien Hand Kylies, welche immer noch ihr Handgelenk umklammert hielt, in ihre und streichelte diese sanft. Kylie hätte eigentlich nach weinen zu Mute sein müssen, aber Doktor Wels strahlte solch eine Ruhe und Hoffnung aus, die ihre gebrochene Aura völlig einbezog.
Mit einem stockenden Atemzug löste sich die werdende Mutter von der Ärztin und ließ sie ihren Job tun.
Das Ultraschallgerät wanderte suchend ihren Bauch ab, bis es an einer Stelle stockte."Na sieh sich das einer an!" stieß sie erfreudig aus und drehte den Monitor zu Kylie. Höchstwahrscheinlich war Kylie enttäuscht, was man ihr zumindest aus dem Gesicht lesen konnte, denn sie erkannte rein gar nichts. Mit einer erhobenen Augenbraue und fragenden Blick setzte sie die Ärztin damit in Kenntnis.
"Das ist das Köpfchen, die dunklen Punkte hier, sind die Augen ... " fing diese an zu erklären und Kylie konnte sich langsam darunter einen kleinen Menschen vorstellen. Das alles hatte ihr Körper vollbracht, trotz äußere Einwirkungen. Wegen diesen Gedanken und einsetzenden Hormonen kamen Kylie die Tränen und sie konnte der Ärztin nur noch halb folgen.
"Oh und wenn sie Glück haben, habe ich noch eine weitere Überraschung für sie!" stieß Doktor Wels, wie von der Tarantel gestochen, aus. Kylie hatte keine Zeit nachzufragen, denn ihr Gedankenweg wurde von einem regelmäßigen und schnellen Schlagen unterbrochen. Jeder Schlag löschte einen ihrer Gedanken. Jeder Schlag gab ihr Hoffnung, Mut und Kraft.
Ihre Gynäkologin nahm Kylies Hand in ihre."Hören Sie? Das ist Ihr Baby!
Ihr Baby, welches von Ihrem Körper von Anfang an beschützt wurde. Sie wussten nicht einmal von dem Würmchen und haben alles gegeben. Ihr Körper hat alle verfügbaren Reserven erst dem Kind zur Verfügung gestellt, weshalb es kaum Schaden bekommen hat. Ihr Körper hat sich geopfert.
Kylie, Sie sind eine Heldin! Meine Heldin!"---------------------------------------------------------
Hey,
Da bin ich schon wieder.
Ich hoffe es geht euch gut und die Geschichte gefällt euch :)
Eure huhuliebling
DU LIEST GERADE
Fight The Life
RomanceKylie ist eine junge, selbstbewusste Frau, die bald ihr Studium in der Tasche haben wird. Aber davor heißt es ständig lernen. Wenn sie ein guten Studienabschluss hinzaubert, hätte sie schon eine Arbeitsstelle, die sie sehr interessiert. Hätte sie je...