Kapitel 6

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Es waren nur ein paar Meter rüber zu Mr. Housons Haus. Es war ein bisschen kleiner als unseres, aber nicht arg viel. Ich lief die zwei Treppen der Veranda hoch.
Das war was ganz normales, sagte ich mir dabei. Rose würde nicht zwei Mal darüber nachdenken.
Ich klingelte. Wartete. Nichts passierte. Gerade überlegte ich, ob ich noch ein zweites Mal klingeln oder einfach wieder gehn sollte, als ich Schritte von drinnen hörte. Sie kamen näher, und dann ging die Tür auf.
Mir klappte der Mund auf, wortwörtlich. Ich hatte Tasya erwartet, oder Mr. Houson. Aber definitiv nicht Caydon. Und erst recht nicht in dem Aufzug.
Seine Haare waren etwas dunkler als noch heute Mittag, denn sie waren nass. Eine Jeans hing tief auf seinen Hüften, und das war dann auch schon das einzige was er trug. Sein Oberkörper, der trainierter war als ich gedacht hatte, war frei. Heilige Scheiße.
"Hier oben ist mein Gesicht." Meinte Caydon und ein Grinsen lag in seiner Stimme. Schnell wandte ich mein Blick von seinem Körper ab. Ich spürte, wie ich rot wurde. Aber wer machte denn so schon bitte die Tür auf?
"Hey." Meinte ich endlich.
"Wow, du hast deine Stimme ja doch noch gefunden." Meinte Caydon sarkastisch. Jeder andere Mensch hätte es ignoriert damit es für mich nicht noch peinlicher wurde, er nicht.
"Ich wollte zu...Tasya."
Caydon hob überrascht eine Augenbraue.
"Du und Tasya seid verabredet?" Die Art wie er es sagte, klang, als wär es das Abwegigste überhaupt.
"Nein, aber ich dacht ich kann sie mal besuchen." Meinte ich. Ich stand immer noch auf der Veranda, und so langsam fühlte ich mich komisch dabei. Wollte er mich nicht reinbitten?
"Ist sie da oder nicht?" Fragte ich.
"Ja." Endlich trat er beiseite und bedeutete mir so reinzukommen. Ich war zum zweiten Mal in Mr. Housons Haus, es sah genau so aus wie noch beim ersten Mal. Genau wie bei uns war man gleich im Wohnzimmer, wenn man zur Haustür rein kam.
"Und du bist dir sicher, dass Tasya mit einer wie dir abhängen will?" Fragte Caydon und es klang wirklich ernst. Wieder mal klappte mir der Mund auf. Das hatte er gerade nicht gesagt, oder?
"Was bin ich denn für eine?" Fragte ich etwas genervt. Caydon musterte mich von oben bis unten. "Ich mein ja nur."
Okay, sein Charakter war wohl das komplette Gegenteil zu seinem Äußeren.
"Und wo ist Tasya? In ihrem Zimmer?" Fragte ich, meine aufsteigende Wut auf Caydon so gut es ging zurückhaltend. Am besten war es wohl, wenn ich seine Kommentare ignorierte.
"Wahrscheinlich." Caydon lehnte sich lässig gegen die Couch. "Tasya!" Rief er auf einmal laut.
"Ja?!" Kam nach wenigen Sekunden eine Mädchenstimme von oben.
"Besuch für dich!" Rief Caydon. Dann schaute er wieder mich an und lächelte plötzlich. "Livya, richtig?"
"Liv." Verbesserte ich ihn. Alle nannten mich so, selbst manche Lehrer waren nach ein paar Stunden auf den Spitznamen umgesprungen.
"Interessiert dich nicht, wies kommt, dass ich hier wohn und woher ich Tasya kenn?" Fragte Caydon auf einmal.
"Ne, ehrlich gesagt hab ich keine Lust mit dir zu reden." Ich starrte stur auf die Treppe nach oben, von der hoffentlich bald Tasya kam. Arg lang hielt ich es hier mit Caydon nicht mehr aus. Ich hasste arrogante Menschen, und er schien ja anscheinend auch nicht viel von mir zu halten.
"Autsch." Machte er auf einmal und ich sah doch zu ihm. Dramatisch langte er sich mit der Hand an die Stelle an der sein Herz war. "Ich wurde noch nie so beleidigt." Meinte er. Gott, jetzt fing er auch noch mit solchen lächerlichen Spielchen an.
"Dann hörst du den andern wohl nie richtig zu." Es konnte ja nicht sein, dass ich die einzige war, die ihn nervig fand. Und das schon nach einer so kurzen Zeit.
Caydon grinste, als fände er das alles nur ziemlich amüsant.
"Ach, da kommt ja meine Cousine." Sagte er jetzt zuckersüß und ich folgte seinem Blick zu den Treppen. Tasya war also seine Cousine.
"Wer bist du?" Fragte die mich. Ich hatte sie bisher nur zwei Mal kurz gesehen. Sie hatte pastelllilane Haare, die bis knapp unter die Brust gingen, und blaue Augen. Caydon sah sie kein bisschen ähnlich, trotzdem war sie auch übertrieben hübsch. Wäre da nur nicht dieser wütende Blick, der auf mir lag. Na toll.
"Ich bin Liv, ich wohn in dem Haus neben euch." Stellte ich mich ihr vor. Tasya blieb einen Meter vor mir stehen, sie war ein paar Zentimeter größer als ich.
"Okay, und jetzt?" Sie sah von mir zu Caydon und wieder zurück.
"Ähm...ich hab gesehn, dass du hier noch nicht wirklich Freunde hast. Wenn du willst könnten wir-"
"Ich brauch keine Freunde. Nicht solche wie dich. Was ist falsch bei dir, das du hier einfach auftauchst und meinst du kennst mich?" Sie sah mich an, als hätte ich gerade wirklich was Schlimmes getan. Ich konnte es nicht fassen, wie sie mit mir redete.
"Ich hab dir gesagt, sie hängt nicht mit solchen wie dir ab." Murmelte Caydon belustigt, als er an mir vorbei lief und dann in der Küche verschwand. Was war nur los mit diesen Leuten?
"Ich wollte nur nett sein." Sagte ich zu Tasya, nun klang auch meine Stimme eher genervt als freundlich.
"Dann sei woanders nett." Spuckte sie aus. Ich konnte nur den Kopf schütteln, fassungslos darüber, wo ich hier gelandet war. Ich ging zur Tür und schloss sie schnell wieder hinter mir. Keine zehn Pferde brachten mich nochmal zurück in dieses Haus.

Angels and Demons (M.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt