Kapitel 10

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Plötzlich merkte ich, dass ich nicht mehr weiter runterflog. Doch einen Aufprall hatte ich auch nicht gespürt. War ich etwa schon tot? Ich öffnete langsam meine Augen.
Heilige Scheiße! Ich schwebte in der Luft! Besser gesagt, ich lag in Caydons Armen, an seine nackte Brust gedrückt und er schwebte in der Luft!
"Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!" Konnte ich nur entsetzt sagen. Und dann fielen mir auch noch die Flügel auf. Weiße große Flügel, die aus Caydons Rücken kamen, und mit denen er jetzt wieder nach oben flog, wo ich zuvor runtergefallen war.
Er setzte mich ab, aber meine Beine waren Wackelpudding. Caydon hielt mich fest.
"Bist du verrückt geworden?!" Tasya kam zu uns.
"Sie wär gestorben!" Sagte Caydon. Ich hörte ihre Worte wie durch einen Nebel in meinem Kopf.
"Wie...wie machst du das?" Stotterte ich und konnte den Blick nicht von den Flügeln abwenden. Sie waren immer noch da. Direkt vor meinen Augen.
"Beruhig dich. Schließ deine Augen." Wies er mich an. Ich reagierte nicht.
Die Flügel waren in einem puren weiß, ich konnte die einzelnen Federn erkennen. Sie waren mehr als halb so groß wie Caydon selbst.
"Wie kann das sein?" Wisperte ich und riss mich von ihm los. Ich lief um ihn rum, so dass ich ihn von der Seite sah. Die Flügel kamen aus seinem Rücken, als wären sie dort schon immer gewesen!
"Cay, das klappt nicht! Sie wirds nicht einfach vergessen, wenn sie die Augen schließt und die Flügel plötzlich weg sind!" Sagte Tasya.
"Und was sollen wir jetzt machen?!" Caydon klang panisch. Ein ganz anderer Caydon, den ich bisher kannte.
Auf einmal sah ich etwas auf dem Boden liegen. Ich erkannte, dass es Caydons T-Shirt war, das nun zerfetzt war.
"Hm, lass mich mal überlegen...Wie wärs, wenn wir sie einfach wieder da runter stoßen, und du sie dieses Mal nicht rettest!" Fauchte Tasya.
"Bist du gestört?!" Sagte ich laut und wendete den Blick von den Flügeln ab.
"Wir bringen sie zu Davin." Meinte Caydon schließlich, aber immer noch etwas unsicher.
Als ich ihn ansah, fingen plötzlich seine Augen an zu leuchten. So, dass man nur noch ein weißes Licht sah, das fast schon ein wenig blendete.
"Wie kann das sein?" Brachte ich heraus. Darauf lösten sich die Flügel langsam in Luft auf, bis sie ganz weg waren. Caydons Augen wurden auch wieder normal, zu dem dunkelgrün mit Pupillen.
Er nahm meinen Arm und zog mich mit sich.
"Du bist der größte Vollhorst überhaupt!" Beschimpfte ihn Tasya, die auf der anderen Seite neben mir lief. Wäre die Situation nicht gerade die, die sie war, hätte ich wohl über die Bezeichnung gelacht.
"So was gibt es doch gar nicht...so was gibt es nicht..." Murmelte ich vor mich hin, während ich Caydon von der Seite anstarrte.
"Halt bitte einfach mal dein Mund." Sagte Tasya.
"Wenn du das immer wieder sagst, Livya," Caydon schaute mich kurz an. "werd ich trotzdem nicht verschwinden."
"Du hattest grad Flügel, deine Augen haben geleuchtet wie zwei Taschenlampen!" Meinte ich und mein Verstand kam immer noch nicht damit klar.
Wir waren an meinem Haus angekommen, doch Caydon zog mich weiter. Kaum hatten wir die Veranda seines Dads betreten, riss der die Tür auf, als hätte er uns gehört.
"Was ist passiert?" Mr. Houson schaute von Caydon zu Tasya, zu mir.
"Sie werdens nicht glauben...ihr Sohn hat grad...er hatte grad Flügel!" Sagte ich außer mir. Mr. Houson wechselte einem Blick mit Caydon.
"Ich habs nicht verhindern können!" Sagte der.
"Er hätte sie einfach vom Abhang fallen lassen sollen." Kam von Tasya. Über diese Worte schien Mr. Houson nicht überrascht zu sein, generell sah er nicht annähernd so fassungslos aus wie ich mich fühlte.
"Kommt rein." Wies er uns an.

Angels and Demons (M.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt