Kapitel 46

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Ich hörte Stimmen um mich herum, Männerstimmen, die ich nicht kannte. In meiner Nase lag etwas Steriles, aber das Bett in dem ich lag, fühlte sich weich an.
Langsam öffnete ich meine Augen, um mich besser orientieren zu können.
Ich war in einem Krankenhaus, erkannte ich. Zwei Männer standen ganz in der Nähe meines Bettes und unterhielten sich leise. Dann bemerkten sie, dass ich wach war.
"Oh Gott sei Dank, Liv." Sagte der eine, der einen Arztkittel anhatte und kam an mein Bett, streichelte mir plötzlich über die Haare. Ich war verwirrt.
"Livya ist dein Name...das weißt du doch, oder?" Der Mann mit den mitternachtsblauen Augen sah mich hoffnungsvoll an.
Ich nickte. "Ja. Aber wer sind sie? Ein Arzt?" Es schien mir komisch, das ein Arzt so vertraut mit seinen Patienten war. Ich kannte ihn nicht.
"Du...du weißt nicht wer ich bin?" Stotterte der Mann plötzlich. Ich runzelte die Stirn und schüttelte langsam den Kopf.
"Sollte ich Sie kennen? Was mach ich hier überhaupt?" Wollte ich jetzt wissen. Um so länger ich bei Bewusstsein war, desto mehr fragte ich mich, was hier los war.
Der seltsame Arzt sah zu dem anderen Mann, der sah ihn bedauernd an.
Als der Arzt mich darauf wieder ansah, hatte er Tränen in den Augen.
"Ich bin dein Dad." Sagte er.
Was? Ich starrte nur zurück. Erschrocken, aber vor allem verwirrt. Ich kannte diesen Mann nicht. Aber ich konnte mich auch an niemand anderen erinnern, der mein Dad war. Und wer war meine Mom?
Auf einmal stürzte alles auf mich ein. Ich wusste gar nichts, außer meinen Namen. Wer war meine Familie? Hatte ich Freunde? Wo wohnte ich? Wer genau war ich?
Was war passiert?
Ich setzte mich auf und anscheinend sah man mir nun an, wie es mir ging.
"Liv, Vorsicht, du bist verletzt." Der Arzt...mein Dad...sah an meine Stirn. Ich langte dort hin und spürte eine Wunde, aber mein Kopf tat kein bisschen weh.
"Was...was ist passiert?" Fragte ich ängstlich.
"Ich hab dich bei den Steinen in der Nähe deines Hauses gefunden, du lagst dort und musst wohl gestürzt sein. Du warst bewusstlos und ich hab dich gleich zu deinem Dad ins Krankenhaus gebracht." Erklärte der andere Mann. Ich dachte über seine Wort nach, aber nichts davon schien mir bekannt.
"Und wer sind sie?" Fragte ich ihn dann.
"Dein Nachbar. Du kannst mich Davin nennen." Meinte er.
Darauf schaute ich wieder zu dem Mann direkt neben mir. "Und du bist also...mein Dad?"
Er nickte, und ich suchte irgendwas an ihm, dass mich wieder erinnern lies, fand aber nichts.
"Du musst auf den Kopf gefallen sein. Ich hab gehofft, dass nichts passiert ist, aber du...du hast Gedächtnisverlust. Amnesie." Sagte er, und es fiel ihm sichtlich schwer.
Meine Augen wurden groß. "Was? Nein...das...kann ich mich nie wieder an alles erinnern?"
Mein Dad presste die Lippen zusammen.
"Es kann sein, dass du dich langsam wieder erinnern kannst, aber auch, dass es gar nicht wieder kommt...." Sagte er schließlich.
"Aber...das geht nicht...das kann nicht sein." Mein Herz schlug schneller.
Mein Dad atmete tief durch. "Wir werden das schaffen. Ich werde dir alles erzählen, was du wissen willst, wir werden alle versuchen, dass du dich wieder erinnerst. Rose kann uns helfen, und Amy." Sagte er und klang als wollte er nicht nur mir Mut zusprechen, sondern auch sich selbst.
"Wer sind Rose und Amy?" Fragte ich zögernd.
"Rose ist deine beste Freundin, und Amy ist meine Freundin, sie wohnt bei uns." Erklärte mein Dad geduldig. Es hörte sich komisch an von ihnen als Personen zu hören, die ich eigentlich kennen musste, aber es nicht tat.
Ich hatte so viele Fragen.
Und konnte sie auch alle stellen. Wer meine Mom war, wie alt ich war, wo wir wohnten...
Mein Dad musste dann aber irgendwann wieder arbeiten, und Davin blieb bei mir, mit dem ich mich dann weiter unterhielt um irgendwie was über die 17 Jahre rauszufinden, an die ich mich nicht mehr erinnern konnte.
Abends brachte mich mein Dad und Amy heim, die ich kurz davor getroffen hatte. Sie hatte fast geheult, als sie mich in die Arme genommen hatte, und ich sie nicht mehr erkannt hatte.
Daheim schaute ich mir das ganze Haus an, dann irgendwann schlief ich spät Nachts ein.

Am nächsten Tag ging ich natürlich nicht zur Schule, sondern blieb daheim. Ich suchte mein ganzes Zimmer nach Hinweisen ab, die mich an mein altes Leben erinnern sollten. Aber alle kam mir so verdammt fremd vor.
Ich fand Tagebücher, meine Tagebücher. Ich las sie durch, und merkte, dass ich diese Rose, die mein Dad mir als meine beste Freundin vorgestellt hatte, wirklich mochte. Es war aber so komisch über all diese Dinge zu lesen, die ich selbst aufgeschrieben und erlebt hatte.
Bei dem Tagebuch, das am neusten war, waren dann Seiten rausgerissen. Ich fragte mich, was ich dort hingeschrieben hatte, und warum sie nicht mehr da waren.

Nachmittags kam dann Rose. Ich hatte sie zuvor schon auf Bildern auf meinem Laptop gesehen, sie hatte lange kupferrote Haare, dunkelbraune Augen.
Sie nahm mich in den Arm, und weinte. Doch ich nicht.
Ich hatte bisher noch keine einzige Träne vergossen, weil ich das alles immer noch nicht ganz glaubte und wahrhaben wollte.
Wie konnte es sein, dass mein Kopf komplett leer war? Ich nicht mal mehr was über mich selbst wusste. Alle waren so nett zu mir, und in ihren Augen sah ich die ganze Zeit die Hoffnung, das ich mich erinnerte, wenn sie mir was Neues erzählten oder zeigten. Aber es passierte nichts. Es klang alles immer noch fremd für mich.

Angels and Demons (M.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt