Angels and Demons (M.)

Kapitel 45

Caydon lag bei den Käfigen und blutete stark am Kopf, als wäre er gerade mit voller Wucht dagegen geschleudert wurden. Brann kniete auf ihm und seine schwarzen Hände umgriffen Caydons Hals. Daraus hätte er sich wohl befreien können, wenn da nicht die Blitze wären, die Caydon durchfuhren.
Was als nächstes passierte, sah ich selbst wie in Zeitlupe vor mir.
Die zwei Kinder, die in den Käfigen direkt neben Caydon eingesperrt waren, sahen immer noch reglos vor sich hin, als würden sie gar nichts mehr mitbekommen. Caydon war unter Branns Griff an den Boden genagelt.
"Cayyy!" Schrie ich und lief los. Zu ihm. Keine Ahnung was ich dabei dachte, aber ich rannte einfach zurück.
Und Lincoln flog zu ihm und Brann. Er war schneller da als ich. Er versuchte ihn von Caydon wegzuzerren, doch Brann schlug auf Caydon ein.
"Brann! Lass ihn!" Schrie ich verzweifelt.
"Liv, bleib weg!" Befahl mir Lincoln.
Caydon hatte schon so viele Schläge eingesteckt, dass er sich gar nicht mehr selbst wehren konnte. Sein Gesicht war voller Blut.
"Cay!" Schluchzte ich. "Lincoln, mach doch was!"
In dem Moment verpasste Lincoln Brann so einen starken Schlag, dass der endlich von Caydon weg war. Aber gerade als ich zu ihm wollte, wurde es plötzlich ganz hell.
Die Scheune war komplett erleuchtet und ich hielt inne. Konnte nur dranstehen und die Augen zusammenkneifen.
Als es langsam besser wurde und ich blinzelte, sah ich eine Frau, die mitten im Raum stand. Ein Engel.
Alles hielt still um sie rum.
Doch plötzlich sah sie zu Zac, und es schien, als würde das Licht, das in ihren Augen leuchtete, wie ein Strahl auf ihn zukommen. Eine Sekunde später war Zac nichts mehr als schwarzer Staub am Boden. Das gleiche passierte auch mit Brann und Sawyer.
Es war immer noch totenstill darauf, bis Caydon ein Stöhnen von sich gab. Ich kam zu ihm, kniete mich zu ihm runter, aber er setzte sich bereits langsam auf.
"Du blutest..." Sagte ich besorgt zu ihm und berührte ihn an der Schulter.
"Ich heile schon wieder." Meinte er, klang aber noch schwach.
"Der Engelsrat." Sagte jetzt Lincoln und ich schaute auf. Zu der Frau.
Plötzlich verbeugten sich alle vor ihr, außer Caydon und ich, da wir immer noch auf dem Boden saßen.
Ich sah zu der Frau hoch und musterte sie erst jetzt richtig. Sie hatte ganz helles blondes Haar, das ihr in Wellen über den Rücken lag, ihre Augen waren hellblau, und ihre Flügel noch größer als die von all den anderen. Sie schien schon etwas älter zu sein, um die 50 vielleicht.
"Hallo Livya. Mein Name ist Elva." Sie klang nicht besonders freundlich, noch besonders böse.
Nach einem letzten Blick auf Caydon stand ich auf. "Sie sind der Engelsrat?"
"Ja, ich bin eins von vier Mitgliedern." Ein Lächeln ging über ihre Lippen. Ich hatte mir den Rat irgendwie ganz anders vorgestellt. Eher als eine Truppe großer, älterer Männer, mit Bart und tiefer Stimme.
"Warum seid ihr hier?" Wandte Elva sich jetzt an alle.
"Sie haben mich gerufen, weil Dämonen Nehilim entstehen lassen wollten." Meldete sich der mir fremde Mann zu Wort. Er verwandelte sich gerade zurück, so auch alle anderen.
Das erinnerte mich an was.
"Können sie den Kindern noch helfen? Ich glaube sie sind schon infiziert. Und ich...bin es auch, Brann sollte es bei miraufheben." Ich bekam auf einmal Angst, dass es jetzt nicht mehr ging, da er...tot war.
Elva schaute zu den Käfigen mit den zwei Kindern und dem Mädchen auf dem Stuhl. Inzwischen war sie ganz ruhig, als würde sie schlafen. Aber ich wusste, dass auch mit ihr was nicht stimmte.
"Ja, ich muss mich um sie kümmern. Aber erstmal bist du dran." Sagte Elva und sah wieder mich an.
"Sie werden Liv zurückverwandeln?" Fragte Davin und in seiner Stimme lag etwas, das mir gar nicht gefiel.
"Nein." Meinte dann Elva. "Komm zu mir." Wandte sie sich an mich.
Ich runzelte die Stirn. "Warum...?"
"Was wollen sie machen?" Fragte Davin und klang misstrauisch.
Dass die anderen wohl auch keine Ahnung hatten was vor sich ging, macht mich nur noch unsicherer.
Elva winkte mich nur zu sich her. Ich sah von Davin, zu Lincoln, zu Caydon. Ihre Blicke wirkten nicht gerade vertrauenswürdig gegenüber Elva, aber trotzdem trat ich schließlich langsam ein paar Schritte vor, bis ich bei ihr war.
"Gib mir deine Hand." Forderte sie ruhig.
"Was machen Sie mit mir...?" Fragte ich verwirrt und reichte ihr meine rechte Hand, die sie in ihre nahm.
"Ich nehme dir die Erinnerungen." Sagte sie auf einmal.
"Was?!" Geschockt wollte ich ihr meine Hand wieder entziehen, aber sie hielt sie fest.
"Warum?!" Fragte Caydon und klang genau so geschockt wie ich.
"Das ist nicht nötig." Sagte Davin zu Elva.
"Glaubt mir, ich weiß, was das Richtige ist. Livya weiß zu viel, ich habe mich mit den anderen Ratsmitgliedern besprochen."
"Das können sie nicht tun!" Ich wollte mich wieder losreißen, aber es schien als wäre ihre Hand Beton, in den ich eingemauert war. Ohne große Anstrengung hielt sie mich fest.
"Lassen Sie sie los!" Caydon wollte zu mir und Elva, aber plötzlich hielt Davin ihn fest.
"Du kannst nichts dran ändern." Sagte er eindringlich zu ihm.
"Cay, lass es." Meinte Tasya daneben, da Caydon sich immer noch gegen Davins Griff wehrte.
"Ich schwöre ich werde nichts darüber erzählen. Ich will einfach nur, dass ich nicht zu einem Dämon werd!" Ich sah Elva bittend an.
Die schüttelte aber nur langsam den Kopf. "Ich werde meine Meinung nicht mehr ändern."
Dann schloss sie die Augen und ich spürte plötzlich, wie etwas durch meine rechten Arm ging, den sie festhob. Das Gefühl war seltsam, ich konnte es gar nicht richtig beschreiben. Irgendwie warm und entspannend.
"Nein!" Rief Caydon und versuchte sich wieder von Davin loszureißen. Doch er war noch immer etwas schwächer als sonst, und dann half auch noch der Mann neben Davin ihn festzuhalten.
"Ich will das nicht." Mir stiegen Tränen in die Augen. Auch Lincoln kam mir nicht zu Hilfe, er sah mich nur bedauernd an, als könnte er sich das fast nicht mit ansehen. Ich wurde wütend auf ihn, aber auf der anderen Seite wusste ich ja, dass er anscheinend nichts dagegen tun konnte. Niemand konnte das jetzt wohl mehr.
Als ich danach zu Tasya schaute, sah die auf den Boden.
"Es wird alles gut." Sagte der Mann zu mir, den ich nicht mal kannte. Ich glaubte ihm nicht.
Von ihm sah ich zu Davin. In seinen Augen sah ich Schmerz und ich erinnerte mich daran, was Caydon mir erzählt hatte. Dass seiner Freundin damals das Gleiche passiert war wie mir gerade. Ihr wurden die Erinnerungen genommen.
Als ich zu Caydon schaute, sah der wütend aus. Wütend auf Davin und den Mann, die ihn festhielten. Wütend auf Elva.
Noch mehr Tränen stiegen mir in die Augen. Die Angst in seinen Augen machte etwas mit mir, denn ich merkte, dass er wirklich Angst um mich hatte. Unserer Blicke verhakten sich.
Wenn ich aufwachte, wüsste ich dann wirklich nichts mehr? Nichts mehr über Engel und Dämonen, noch über...meine Familie, Freunde? Mein Dad, Amy, Rose, meine Mom?
Ich konnte es einfach nicht glauben, denn wie sollte ich die alle vergessen, die mir doch so viel bedeuteten. Trotzdem stieg Panik und Angst in mir auf.
Denn wenn es Engel, Dämonen und all das gab, dann gab es auch einen Engelsrat, der mir die Erinnerungen nehmen konnte. Und das passierte gerade.
"Bitte nicht..." Flehte ich Elva noch ein letztes Mal an, und hörte selbst wie meine Stimme abbrach. Aber Elva reagierte nicht auf mich.
Plötzlich fühlte ich mich ganz schwach. Es fühlte sich an, als würde ich betäubt werden, und die Spritze wirkte wie auf einen Schlag ganz schnell.
"Wenn du wieder aufwachst, wirst du dich an nichts mehr erinnern können." Waren die letzten Worte, die ich noch von Elva hörte. Dann fielen meine Augen zu, und ich fiel in einen tiefen Schlaf ohne Träume.