Dort wollte ich eigentlich noch lesen, aber als ich merkte, dass es kurz nach elf war, beschloss ich mich ins Bett zu legen. Ich zog mir meine Schlafshorts und ein Top an, und machte meine Musik leise am Handy an. Ich schloss meine Augen und dachte nach.
Ich hatte nicht das Gefühl, als hätte ich noch weitere Gedächtnislücken. Aber warum konnte ich mich dann nicht an Davins Sohn erinnern, wenn ich ihn ja anscheinend zumindest schon mal gesehen haben musste.
Das Lied auf meinem Handy wechselte, und ich schlug die Augen auf. Fühlte mich plötzlich kein Stück mehr müde, noch verwirrt. Denn ich konnte mich auf einen Schlag wieder erinnern. Und zwar wirklich an alles.
Es gab Engel und Dämonen. Caydon hatte mich gerettet, und ich hatte all das erfahren. Tasya war ein Engel, Davin, Lincoln.
Brann war ein Dämon und hatte mich infiziert. Er und die anderen beiden wollten, dass ich zu einem von ihm wurde. Die Engel wollten die Kinder und mich aus der Scheune retten, und dann war Elva aufgetaucht. Wegen ihr hatte ich Amnesie gehabt! Und da war dieser 'Traum' gewesen, seit dem ich wieder meine Erinnerungen hatte.
Dieses Lied, dass jetzt lief, hatte mich an den ganzen Rest erinnert, der mir noch gefehlt hatte. Ich erinnerte mich daran, wie Caydon plötzlich in meinem Bad gestanden hatte, als ich dazu mitgesungen hatte. Wie wir es gehört hatten, als wir Pancakes gegessen hatten.
Ich erinnerte mich an ihn.
Ich schlug meine Decke zurück und eilte aus meinem Zimmer, die Treppen runter.
"Wo willst du hin?" Fragte mich Amy überrascht.
Ich schlupfte in meine Chucks. "Zu Caydon."
Ich ging nach draußen und lies hinter mir die Tür zufallen, als ich Amy noch fragen hörte, ob ich mich denn etwa wieder erinnerte.
Ich rannte in der Dunkelheit zu Davins Haus und klopfte an die Tür.
Davin öffnete sie kurz darauf.
"Du bist ein Engel, und Caydon ist einer, und es gibt Dämonen. Ich weiß wieder alles!" Sagte ich überglücklich.
Davins verwirrter Blick wurde zu einem Lächeln. "Komm rein."
Ich ging nach drinnen.
"Caydon hat mir alles erzählt, auch dass du ihn heute Mittag nicht erkannt hast. Anscheinend sind jetzt deine Erinnerungen aber doch ganz zurück gekommen" Meinte er.
Ich nickte und musste lächeln.
"Danke, dass ihr zur Scheune gekommen seid. Aber ich weiß immer noch nicht, was passiert ist, nachdem ich dann bewusstlos geworden bin. Hat Elva die Kinder gerettet?" Fragte ich.
"Sie hat sie geheilt, musst aber auch ihre Erinnerungen nehmen..." Erzählte Davin.
"Oh nein..."
"Du hättest nichts dagegen tun können, keiner von uns, und so leben sie zumindest. Es wird auch bei ihnen wieder alles gut werden, Liv." Meinte Davin und sah mich aufmunternd an.
"Ja...hoffentlich."
Es folgte ein kurzes Schweigen zwischen uns.
"Du bist auch hier, um Caydon zu sehen, oder?" Fragte Davin dann und lächelte.
"Ja." Mein Herz schlug kurz schneller.
"Er ist oben und wahrscheinlich schon im Bett. Der gestrige Tag war anstrengend für ihn, und er hat Nachts nicht geschlafen." Davin nickte zu den Treppen. "Das Zimmer am Ende des Ganges."
"Okay."
Ich ging die Treppen hoch, lief zu dem Zimmer, das er mir beschrieben hatte.
Ich klopfte. Nichts passierte. Wieder klopfte ich, lauter.
"Du klopfst doch sonst auch nie, Davin." Hörte ich Caydons Stimme. Ich musste vor mich hinlächeln und öffnete die Tür.
Als Caydon mich sah, setzte er sich ruckartig auf. Seine Haare waren durcheinander, seine grünen Augen weit geöffnet. Sein Anblick machte lustige Dinge mit meinem Bauch.
"Ich hab meine Erinnerungen wieder. Alle." Sagte ich.
Ich konnte beobachten, wie sich Caydons Gesichtsausdruck langsam veränderte. Von überrascht und verwirrt, zu Freude. Und dann grinste er und stand schließlich auf. Ich stand immer noch an der Tür. Auf einmal fragte ich mich, warum ich nicht bis morgen hatte warten können um zu ihm zu kommen.
"Du kannst dich also wieder daran erinnern, wie toll du mich findest?" Neckte er mich und war schon wieder der alte. Genau das lies mich jetzt aber wieder entspannen.
Ich musste ein bisschen grinsen. "Ich kann mich wieder dran erinnern, was für ein Idiot du bist." Verbesserte ich ihn. Ich schloss die Tür und Caydon kam näher zu mir, aber ich blieb wo ich war. Da gab es noch etwas, das ich noch nicht verstand.
"Warum bist du hier? Hast du wieder was im Himmel angestellt?" Fragte ich ihn.
"Was denkst du schon wieder über mich?" Tat Caydon unschuldig und grinste. Ich hob die Augenbraue.
"Nein. Ich hab nichts angestellt. Ich hab aber dem Engelsrat gesagt, dass ich auf die Erde will." Erklärte er darauf.
„Wie meinst du das?" Fragte ich. Das was ich gerade dachte, war sicherlich falsch.
"Ich glaub du weißt wie ich das mein." Sagte Caydon aber. "Ich hab mich für die Erde entschieden, und gegen den Himmel."
Mein Mund war kurz davor von alleine aufzuklappen. "Für...immer?"
Caydon nickte.
"Aber...warum? Was ist mit deiner Familie? Deinen Freunden?" Ich kam nicht hinterher. Hatte er das gerade wirklich gesagt?
"Du weißt, wie wir Engel zu unserer Familie stehen. Und glaub mir, hier auf der Erde hab ich mehr Freunde als im Himmel." Sagte Caydon. Dann trat er noch näher auf mich zu. Er strich mir eine Strähne hinters Ohr, und wieder mal spürte ich seine Finger leicht über meine Schläfe streichen. "Außerdem, bist du hier unten." Fügte er leise hinzu.
Ich sah zu ihm hoch und in meinem Bauch kribbelte es.
"Aber...du magst mich nicht mal richtig." Sagte ich.
Caydon lächelte schief. "So wie du mich nicht magst?"
Ich wurde ein bisschen rot und Caydon kam mir noch ein Stück näher. Ich roch ihn.
Ich hob meine Hand und wollte sie an seine Brust legen, damit er nicht noch näher kam, weil mein Verstand bei der Nähe nicht mehr richtig funktionierte. Doch Caydon nahm meine Hand in seine und verschränkte sie mit seiner.
"Wie konntest du dir sicher sein, dass ich mich überhaupt an dich erinner?" Ich hörte noch Elvas Wort in meinem Kopf, wie sie gesagt hatte, dass ich mich an ihn und an Engel womöglich nicht mehr erinnern würde.
"Ich konnte mir nicht sicher sein. Aber ich bin das Risiko einfach eingegangen." Sagte Caydon mit leiser Stimme. Seine Worte hinterließen ein noch größeres Kribbeln in meiner Bauch.
"Darf ich dir mal sagen, was ich echt süß finde?" Fragte Caydon auf einmal.
"Wenn ich rot werde? Hast du schon mal gesagt." Meinte ich, weil ich immer noch spürte wie warm sich meine Backen anfühlten. Wollte er mich etwa schon wieder damit necken?
Caydon grinste. "Das auch, aber ich meinte eigentlich was anderes."
Ich sah ihn fragend an.
"Dass du mit deinem Schlafanzug hier hergekommen bist. Und barfüßig."
"Ich hatte Chucks an." Verbesserte ich ihn, als ich seinem Blick zu meinen nackten Füßen folgte.
"Aber keinen BH." Kam dann von Caydon. Ich sah zu meinem Top runter und wurde noch röter. Als ich meinen Blick wieder hob, schaute mich Caydon amüsiert grinsend in die Augen.
"Du bist echt nicht auszuhalten." Murmelte ich, musste aber auch grinsen. Damit hörte ich aber auf, als Caydons Augen plötzlich zu meinen Lippen glitten.
Dann sah er mir wieder in die Augen und sein Blick und seine Nähe jagten mir tausend Schmetterlinge durch den Bauch.
Caydon legte seine Hände leicht an meine Wangen und unsere Gesichter kamen sich immer näher. Bis unsere Lippen endlich aufeinander lagen.
Ich fühlte mich, als hätte ich schon ewig auf diesen Moment gewartet, obwohl mir das gar nicht richtig bewusst gewesen war. Auch Caydon küsste, als wollte er mich nicht mehr loslassen.
Zuerst war es zwar vorsichtig zwischen uns, doch dann immer drängender und leidenschaftlicher.
Ich vergrub meine Hände in Caydons Haare, er hob mich fest und presste mich näher an sich. Dann lies er seine Küsse langsam an meinem Hals runter wandern. Ich stöhnte leise auf.
Caydon löste sich von mir.
"Ich dachte du hättest mich vergessen." Gab er jetzt zu, dass er wirklich Angst gehabt hatte, dass ich mich nicht mehr an ihn erinnern könnte.
"Niemals." Sagte ich leise. Meine Hände lagen an seiner Brust und ich konnte sein Herzschlag fühlen, der eindeutig schneller als normal war. Und das lag nicht daran, dass er ein Engel war. Ich wusste es war aus dem Grund, aus dem auch mein Herz schneller schlug.
"Alles okay bei euch da oben?" Erkundigte Davin sich plötzlich von unten.
Auf Caydons Lippen breitete sich ein Lächeln aus und er schüttelte über Davin den Kopf. "Ja!"
Ich musste grinsen.
„Komm." Caydon ging auf einmal zu seinem Bett und legte sich hin. Ich folgte ihm aber nicht, sondern blieb trotz seiner Aufforderung etwas steif am Bettrand stehen.
Caydon sah mich an. "Bleibst du nicht hier?"
"Ich bin nicht so eine..."
Auf einmal lächelte Caydon wieder. "Ich weiß."
Er streckte seine Hand aus. Zögernd nahm ich sie und krabbelte zu ihm aufs Bett. Er schlug die Decke zurück und machte so auf dem Bett Platz, dass ich mich neben ihn legen konnte.
Mein Rücken lag an seiner Brust, sein Arm legte er um mich.
"So okay?" Ich hörte ein Lächeln in Caydons leiser Stimme.
Ich nickte nur, auch wenn es viel mehr war als nur okay. Dann verschränkte ich meine Hand mit Caydons.
DU LIEST GERADE
Angels and Demons (M.)
Fantasy"Ich komm heute Mittag vielleicht kurz nach Hause." Meinte mein Dad. "Okay. Was ist mit Amy?" Ich schlüpfte in meine Chucks, als Dads Freundin die Treppen runter kam. "Ich muss wahrscheinlich durcharbeiten." Antwortete sie für sich selbst. Das war...