Kapitel 19

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"Du hast gesagt, man darf sich von seiner Familie verabschieden...Ist für euch eure Familie arg wichtig?" Fragte ich interessiert. Ich fand es immer noch so unglaublich, dass es eine so andere Welt gab.
"Naja, es ist nicht wirklich so wie bei euch Menschen. Wir Engel werden ziemlich schnell selbständig und haben keine zu große Bindung mit unseren Eltern." Erklärte Caydon mir.
Ich war erleichtert über seine normale Antwort, die ich auch ernst nehmen konnte. "Hast du auch Geschwister? Eine Schwester? Einen Bruder?"
Caydon grinste auf einmal. "Sorry, aber da gibts leider nur einen von mir."
Und da war wieder seine übliche Art. Trotzdem beschloss ich weiter zu fragen, endlich mehr Antworten zu bekommen fühlte sich gut an. Ich hing da irgendwie auch drin, also wollte ich auch mehr darüber erfahren.
"Was ist am Himmel so anders als auf der Erde? Warum findet Tasya es hier so schrecklich?" Fragte ich.
Caydon verschränkte die Arme vor der Brust. "Grob gesehen unterscheidet es sich gar nicht so arg. Wir haben fast alles auch was ihr habt, aber es ist alles ein bisschen..." Ich hob abwartend eine Augenbraue. "Magischer, würdest du es wohl bezeichnen. Und es gibt vor allem keine nervigen Autos. Wir fliegen einfach." Erklärte er. Ich versuchte mir es ungefähr vorzustellen.
Wie war es wohl zu fliegen? Und damit meinte ich nicht, einen Abgrund runter zu fallen.
"Wie lang müssen du und Tasya hier bleiben?" Fragte ich.
Caydon zuckte mit den Schultern. "Das entscheidet der Engelsrat. Irgendwann, wenn er es für richtig hält, wird er uns wieder zurück in den Himmel lassen. Bisher hat es aber bei keinem Fall länger als zwei Wochen gedauert." Meinte er. Ich stellte mir vor, wie sie ganz plötzlich wieder verschwanden, so wie ihre Flügel sich in Luft auflösten. Aber nicht alle, manche blieben ja auf der Erde.
"Weißt du, warum sich Lincoln und Davin damals dafür entschieden haben hier zu bleiben?" Wollte ich wissen.
Caydon fuhr sich durch die Haare, die danach noch ein bisschen mehr abstanden. Er sah ernst aus, zumindest ernster als zuvor. "Bei Lincoln weiß ich es nicht genau, ihm hat es auf der Erde irgendwie einfach besser gefallen. Davin hat sich damals wegen eines Mädchens für die Erde und so gegen den Himmel entschieden. Er hat sie kennengelernt, als er mit 17 für ein paar Wochen wie jeder Engel auf die Erde durfte."
Irgendwie hatte ich kein gutes Gefühl dabei, aber ich fragte trotzdem: "Was ist jetzt mit ihr?" Ich hatte Davin noch nie mit einer Frau zusammen gesehen.
"Zwei Jahre nachdem Davin auf die Erde gekommen war, ist Liara krank geworden." Erzählte Caydon. Ich nahm an, dass Liara das Mädchen war, in das sich Davin verliebt hatte.
"Er hat sie geheilt, sich nichts dabei gedacht, und Liara wurde wieder gesund. Er hat die Male auf ihrem Körper gesehen und schon geahnt, dass es nichts Gutes bedeutete, und ein paar Tage später kam der Engelsrat."
Ich sah ihn geschockt an. "Der Rat hat ihr alle Erinnerungen genommen, weil Davin zu weit in ihr Leben eingegriffen hat?"
"Ja. Und danach wusste sie gar nichts mehr. Ihre Eltern haben sie in ein Krankenhaus gesteckt, in der alle dachten sie hätte Amnesie. Kurze Zeit später sind sie dann weggezogen. Davin hat sie nie wieder gesehn.
Seitdem nimmt er manchmal Engel auf, die wie ich als Strafe hier unten sind oder auch freiwillig für höchstens ein Monat. Selbst kann er nicht mehr in Himmel zurück." Erzählte mir Caydon.
"Das ist schrecklich." Murmelte ich geschockt. Der Grund, warum sich Davin von seinem alten Leben für immer getrennt hatte, war dieses Mädchen namens Liara gewesen, und dann passierte sowas. Sie konnte sich nicht mehr an ihn erinnern, sie wurde ihm weggenommen, so dass ihn wahrscheinlich nichts weiter mehr auf der Erde hielt. Aber zurück in Himmel konnte er auch nicht.
Auf einmal klingelte mein Handy und ich zuckte zusammen, da es mich so plötzlich aus meinen Gedanken riss.
Caydon war schneller als ich, er nahm es vom Tisch. "Rose. Soll ich drangehen?" Caydon grinste.
"Gib her." Ich nahm es ihm aus der Hand und ging ran. Ganz plötzlich wurde ich wieder in mein normales Leben zurückgeworfen.
"Hey."
"Hey. Kommst du auch an See? Hier sind ein paar Leute von der Schule. Ist eigentlich ganz lustig." Im Hintergrund hörte ich Stimmen von anderen und Lachen.
"Ähm..."
Plötzlich nahm Caydon mir das Handy aus der Hand.
"Hey!" Sagte ich empört.
"Livya und ich kommen gleich." Sagte Caydon ins Handy und stellte sich so hin, dass ich nicht ran kam und hilflos daneben stehen musste.
"Caydon...? Warum bist du an Livyas Handy?" Hörte ich Rose sagen, da sie lauter als normal sprach, weil es um sie herum wahrscheinlich lauter war.
"Hab ihr grad einen Besuch abgestattet." Caydon zwinkerte mir zu.
"Gib mir mein Handy zurück!" Forderte ich.
"Wir sind gleich da, bis gleich." Mit den Worten legte Caydon auf und gab mir erst dann mein Handy zurück.
"Was sollte das?!" Fuhr ich ihn an.
"Irgendwas zu machen ist besser für deine Male als nichts zu tun." Erklärte er mir.
"Ach ja, und du kommst mit, da du mich ja nicht allein lassen darfst." Brummte ich.
"Du hast es verstanden." Um Caydons Mundwinkel spielte ein Grinsen. Ich seufzte, gab aber nach. Ich hatte sowieso vorgehabt hinzugehen, nur eben nicht mit Caydon. Aber den konnte ich dort auch einfach abhängen.

Angels and Demons (M.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt