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Park Jimin:

Als wir bei Seokjin angekommen sind, ging ich sofort hoch, in eins der Schlafzimmer und warf mich in das Bett. Während ich auf dem Bauch lag, schaffte ich es irgendwie meine Schuhe von meinen Füßen zu stülpen, auf dem Weg zwischen Zimmertür und Bett hatte ich bereits Jacke und Schal verloren.

Ich kuschelte mich in die Decke und quetschte mein Gesicht in das Kissen.

Ich wollte weinen. Einfach anfangen und nicht mehr aufhören. Weinen, wie sonst noch nie, da ich mich bisher immer dazu gezwungen hatte, nicht zu weinen. Aber ich wollte. Jetzt. Alles raus lassen, was sich bis jetzt gestaut hatte. All die Gefühle und Schmerzen, die Wut, alles was ich aushalten musste. Und vorallem der letzte Vorfall mit meinem Vater. Vorhin. Es war grauenvoll.

Ich wollte darüber nicht nachdenken. Nicht zurück denken, was er sagte und was seine Fäuste wieder einmal verdeutlicht hatten.

Aber diesesmal hatte ich ihn provoziert. Ich war selbst schuld. Und dies bereitete mir die Wut, Wut auf mich selbst, dass es meine Schuld war, was passiert ist.

Ich wollte endlich alles raus lassen. Alles war sich staute.

Doch dann klopfte es an der Tür.

Sofort schluckte ich schwer und grummelte ins Kissen "Ja?"

Die Tür öffnete sich und wurde kurz darauf geschlossen. Ich war mir sicher, es war nicht Jin, aber wer war sonst noch hier?

Die Matratze senkte sich neben mir und eine Hand striff sanft von meiner Schulter über meinen Rücken, bis zu meinem Becken, dann wieder zurück.

"Yoongi..."

"Hm?" gab dieser von sich. Also hätte ich recht gehabt.

"Was ist? Warum bist du hier?"

"Wieso nicht, darf ich Chimchim nicht mal begrüßen, wenn wir uns wieder sehen." ich lachte leise. Unglaublich, dass er mich tatsächlich dazu gebracht hatte.

Zögernd drehte ich mich auf den Rücken.

"Dein Vater hat dich übel zugerichtet. Siehst aus als wärst du zu dumm zum laufen gewesen."

Wieder musste ich lachen und bedeckte mein Gesicht mit meinem Unterarm.

"Also Chimchim, was ist los?"

Ich schluckte und bis auf meine Unterlippe, da drehte ich mich auch schon auf die Seite, weg von Yoongi. "Egal."

Es kam keine Antwort von ihm. Auch ich schwieg, bis er mir plötzlich auf den Hintern haute. Ich schrie auf, vor Schreck. Und Yoongi lachte laut los "Jetzt hab dich nicht. Erzähl schon. Ich bin Yoongi, ich kann dir helfen." ich drehte mich zu ihm, auf die Seite und sah ins Nichts.

"Es... Ich war selbst schuld. Ich habe meinen Vater provoziert..."

"Was hast du getan?"

"Naja," begann ich, als die Erinnerungen wieder hoch kamen "Wir haben uns gleich angefangen zu streiten, als Jimyun und ich wieder nachhause kamen. Eigentlich hat er angefangen grundlos uns anzuschreien.

Aber ich wollte das nicht mehr, vorallem nicht vor Jimyun, welcher gleich angefangen hatte zu weinen. Ich wollte nicht, dass er traurig ist. Und dann habe ich halt gesagt, dass ich mit meinem Bruder ausziehen werde und er selbst schauen kann, wie er alles alleine hinbekommt." ich schluckte schwer "Dann hat er mich an den Haaren gepackt, in sein Zimmer gezerrt, die Tür abgesperrt und angefangen mich zu verprügeln."

Ich machte eine kurze Pause, da meine Stimme immer schwächer wurde.

"Jimyun hatte die ganze Zeit weinend versucht die Tür von außen zu öffnen, aber er hat es nicht geschafft."

Eine kleine Träne rollte über meine Wange als ich weiter daran dachte.

"nach einer halben Stunde ließ er dann von mir und öffnete die Tür. Jimyun kam sofort zu mir und ich ging mit ihm raus aus dem Zimmer. Und mein Vater meine, dass wir verschwinden sollen, da wir am Ende sowieso zurück kommen. Und da hat er recht."

Yoongi sah mich nicht an. Seine Hand jedoch lag auf meiner Hüfte und bewegte sich sanft auf und ab. Unglaublich, aber diese Berührung beruhigte mich tatsächlich.

"Hast du danach gleich angerufen?" fragte er nach Minuten des Schweigens.

"Nein, ich habe erst Jimyun zu einem seiner Freunde gebracht. Dessen Mutter kannte uns bereits. Sie wusste, wie es bei uns zuhause abläuft und bietet mir oft an, Jimyun mir abzunehmen, damit ich nicht so viel Stress habe.

Aber ich habe ihr diesmal nicht erzählt was vorgefallen ist. Ich habe sie jedeglich darum gebeten, Jimyun für ein paar Tage zu nehmen. Sie verstand es und tat dies. Aber ich glaube, dass sie so ungefähr weiß, was passiert ist."

Ab da schwieg ich wieder.

"Du unterdrückst dein Weinen." verwirrt sah ich zu ihm. Kurz darauf dreht auch Yoongi seinen Kopf zu mir "Na und?" gab ich leise von mir.

Plötzlich stand er auf und verließ das Zimmer. Verblüfft sah ich ihm nach.

Er ist einfach gegangen? Nur weil ich nicht weine?

War das sein verdammter ernst?!

Ich rollte mich auf den Rücken und sah zur Decke.

Wieso habe ich es ihm auch erzählt? Wieso?! Sonst erzähle ich auch nie jemanden etwas von dem, was bei mir zuhause genau abgeht, was passiert und wie es mir dabei geht.

Aber Yoongi. Er brachte mich zum lachen, obwohl es mir scheiße ging. Ich fühle mich so wohl. Ich habe das Gefühl, ihm alles erzählen zu können. Alles. In den letzten Tagen haben wir oft geredet; und ich habe es genossen. Wie erwartet ist er eine sehr warmherzige Person, die alles für seine Freunde tun würde.

Aber vielleicht habe ich mich geirrt? Immerhin ist er jetzt auch plötzlich gegangen. Einfach so.

Show me your wings (BTS) - (WIRD ÜBERARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt