zwei. [eliza]

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e l i z a

 »...she was quite ready to be fallen in love with.«

- Jane Austen

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Der Typ war einfach nur merkwürdig gewesen. Obwohl ich zugeben musste, dass er ziemlich hübsch ausgesehen hatte. Jedenfalls was ich von ihm mit Sonnenbrille erkennen konnte. Was meine Vermutung aber nurnoch mehr bestätigte, dass mich gerade nur irgendwer aufgabeln wollte. Schließlich war ich nicht einer dieser perfekten blondhaarigen Mädchen in diesen billig produzierten Hollywoodstreifen, das gerade von ihrer wahren Liebe angesprochen wurde, obwohl es trotz ihres makellosen Äußeren doch so ein Außenseiter war. Aber ich sollte meine Gedanken nicht an diesen Typen verschwenden, ich würde ihn wahrscheinlich nie wieder sehen. Vielleicht sollte ich eher darüber nachdenken, wie ich zur neuen Wohnung meiner Mutter kam.

Ich war nicht gerade begeistert darüber gewesen, dass sie mir kurz vor meinem Schulabschluss erklärte, dass ihre langjährige Fernbeziehung endlich enden würde und wir ins über zehntausend Kilometer entfernte Toronto ziehen müssen. Ich hatte verzweifelt versucht sie umzustimmen, aber sie blieb hart. Hey, Dan war ein wirklich netter Kerl, aber es ging nichts über meinen Dad. Er war einfach der Beste. Obwohl er und Mum schon jahrelang getrennt waren und er auch eine neue Lebensgefährtin hatte. Außerdem vermisste ich meinen, wenn auch nicht makellosen, Strand vor der Haustür jetzt schon. Er war immer so eine gute Fotokullisse gewesen.

Nachdem ich mehrere Passanten gefragt hatte, fand ich mein neues Zuhause dann doch. Als ich die Wohnung betrat, roch es überall nach frischer Farbe und meine Mum erwartete mich schon, genauso wie Dan. Beide strahlten wie Honigkuchenpferde.

»Und, wie war das erste Sightseeing in Toronto?«, begrüßte sie mich und lächelte. »Ganz in Ordnung«, sagte ich und versuchte überzeugend zu klingen. Eigentlich vermisste ich meine Freunde jetzt schon, aber ich redete mir ein, dass es nur ein einziges verdammtes Schuljahr war. Danach konnte ich wieder nach Hause zurückkehren, das hatte Mum mir versprochen. Aber wenn ich sie jetzt so glücklich sah, ging mir das Herz auf. Vielleicht sollte ich ihr zuliebe der ganzen Sache wenigstens eine Chance geben. »Ich geh in mein Zimmer und räume noch die letzten Sachen ein. Vielleicht kann ich euch nachher noch beim Streichen der Küche he-«, fing ich an, aber meine Mutter unterbrach mich. »Nicht nötig. Schau lieber, dass du den Krempel für die Schule morgen zusammen bekommst.« Ich schluckte. Wie ich mich auf dieses „Oh, schau mal, da ist die Neue", schon freute. »Alles klar«, murmelte ich und verschwand in mein Zimmer.

Endlich allein. Mein neues Zimmer war etwas kleiner als mein Altes, deswegen hatte ich mir bei der Gestaltung noch mehr Mühe gegeben. Es war in einem sanften beige Ton gestrichen und die neuen weißen Möbel passten perfekt dazu. Eigentlich waren diese gar nicht im Budget gewesen, aber meine Alten zu transportieren wäre nur noch teurer geworden. Außerdem flasterte eine Wand fast nur Fotos, womit ich meinen Traum von einer Fotowand endlich verwirklicht hatte. Das Einzige was noch fehlte war mein Bücherregal, seit Tagen schob ich das Einräumen auf. Aber aus gutem Grund, denn wie meine beste Freundin Miranda sagen würde: »Eliza, du könntest eine Bücherei aufmachen.« Ich gab es zwar ungern zu, aber sie hatte Recht. Meine Büchersucht geriet langsam wirklich etwas aus der Kontrolle.

Bei der Erinnerung an sie begann ich wieder Heimweh zu bekommen. Also versuchte ich mich abzulenken indem ich endlich anfing wie gesagt mein Bücherregal einzuräumen, während ich meinen, vielleicht etwas veralteten, CD-Player das neue Honeymoon-Album rauf und runter spielen ließ. Lana Del Rey war einfach das was ich jetzt brauchte. Obwohl es mich wieder an den Typen erinnerte, den ich vor ein paar Stunden getroffen hatte. Ich war selber schon beinahe von mir genervt. Es konnte mir völlig egal sein. Dennoch nagte die Neugier an mir. Ich hätte schwören können, dass ich ihn irgendwo schonmal getroffen hatte. Oder zumindest gesehen. Aber es fiel mir einfach nicht ein.

Als ich schließlich endlich fertig mit Einräumen war und zugegebenerweise auch mit den Nerven, konnte ich schon aus dem Fenster meines Zimmers die ersten Sterne am Himmel sehen. Ich fluchte leise vor mich hin. Manchmal unterschätzte man wirklich wie schnell die Zeit vergehen konnte. Deshalb war es schon nach 23 Uhr als ich endlich im Bett lag und mein Rucksack für meinen morgigen Schultag gepackt war. Als ich schließlich schon fast ein wenig übermüdet meine Augen schloss, konnte ich noch nicht ahnen, dass am nächsten Tag das halbe Internet nach mir suchen würde.

New Zealand Girl [Shawn Mendes Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt