zweiundfünfzig. [eliza]

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e l i z a

»I know you're a star, where you go I'll follow, no matter how far...«

 - Daniel Caesar feat. H.E.R „Best Part"

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Als ich am nächsten morgen aufwachte, dauerte es ein paar Sekunden, bevor ich realisierte wo ich mich befand.

Ich drehte mich noch verschlafen und blinzelnd auf die Seite, um einen grinsenden Shawn in die Augen zu blicken.

»Stalker«, sagte ich leise lachend, woraufhin er nur grinsend den Kopf schüttelte. »Ich erinnern mich daran, dass ich dir schonmal an einem bestimmten verschneiten Wintermorgen erzählt habe, dass ich deiner unwiderstehlichen, kratzbürstigen Art einfach nicht widerstehen kann.« Ich verdrehte die Augen, grinste aber und rückte ein Stück näher zu ihm im Bett heran. »Ach ja? Der selber verschneite Wintermorgen, wo ich dir für alles die Schuld gegeben habe und du mich egoistisch genannt hast?«, zog ich ihn auf. »Das ist doch schon längst Schnee von gestern«, lachte er. Ich schüttelte den Kopf. »Wie kann es sein, dass es schon vier Monate her ist?« Shawn strich mir über die Wange, was mich für einen kurzen Moment in die Ereignisse der letzten Nacht zurückversetzte und mein Herz schneller schlugen ließ.

»Ich finde es selber komisch, glaub mir. Aber Zeit vergeht, Lizzy. Wichtig ist, dass wir im Hier und Jetzt leben, findet du nicht? Apropos...« Shawn begann mich zu küssen, so schön das auch war, es machte mich auch wacher und die Realität würde mir wieder bewusst.

»Sag mal wie viel Uhr haben wir eigentlich? Wann waren wir nochmal mit deinen Eltern verabredet? Meine Mum wird mich umbringen.« Shawn gab einen Ton von sich, der wie ein Murren klang. »So oft wie du das sagst, wärst du schon längst begraben. Können wir nicht noch zehn Minuten alles vergessen?« Ich schenkte ihm einen tadelnden Blick. »Zeit vergeht. Die Uhr tickt. Vergessen?« Er sah mich gespielt böse an, aber ich bemerkte, allein durch die Tatsache wie er sich auf die Lippe biss, dass er sich ein Grinsen verkneifen musste.

Schließlich drehte er sich zur Seite und nahm vom Nachtschrank sein Handy. »Mal sehen. Meine Mutter hat uns um halb vier zum Tee eingeladen. Es ist erst 12:15.« Ich fuhr erschrocken hoch und rieb mir die Augen. »Was heißt hier „Erst"?« Er lachte, drehte sich wieder zu mir und nahm mich sanft an beiden Armen, um mich daran zu hindern, aufzustehen.

»Ganz ruhig«, sagte er, »Du brauchst wohl kaum 3 Stunden um dich fertig zu machen.«

»Dir ist aber schon klar, dass ich weder in Unterwäsche gehen kann, noch mit dem Kleid von gestern Abend? Shawn, ich muss echt nochmal nach Hause. Das wäre echt peinlich, wenn wir beide nachher zu spät kommen würden.«

»Gegen Ersteres hätte ich ehrlich gesagt nichts.«

»Shawn!«, quietschte ich, ihn schien das aber im Gegensatz zu mir nur zu amüsieren. »Na gut, na gut«, gab er sich schließlich geschlagen. »Um 13 Uhr fahre ich dich meinetwegen wieder nach Hause. Und falls du wir zu spät kommen, ist es meine Schuld. Wenn ich dich gehen lasse, wann du willst, wäre es ja keine richtige Entführung.« Ich seufzte, hatte das Lächeln aber immer noch auf den Lippen. »Wow, eine bessere Begründung ist dir nicht eingefallen? Du bist echt unmöglich.«

»Und wie gesagt, du bist eine Kratzbürste. Ich finde, das passt.« Ich verdrehte die Augen, aber dann begann Shawn mich zu küssen und diesmal ließ ich es widerstandslos zu. Shawn hatte Recht. Das Hier und Jetzt zählte. Vielleicht würde alles viel besser funktionieren als ich dachte. Wahrscheinlich sollte ich damit aufhören, mir alles immer in den schlimmsten Fantasien auszumalen.

»Wieso wusste ich, dass wir zu spät kommen würden?«, murmelte ich und zupfte nervös an meiner Bluse herum, während Shawn an der Tür klingelte. Ich hatte mir wirklich Mühe gemacht mit meinem Äußeres, aus Angst, dass sich das Dilemma mit Shawn und meinen Eltern wiederholen könnte. Dennoch hatte ich das Gefühl wie eine totale Katastrophe auszusehen. Meine Haare meinten heute wieder von allen Seite abstehen zu müssen, außerdem war plötzlich total unsicher mit der weiß-blau gestreiften Bluse mit den kleinen bestickten bunten Blumen und dem Jeansrock, obwohl ich mich davor wie ein kleines Mädchen bestimmt zwanzig Mal umgezogen hatte. Anscheinend sah Shawn mir meine Nervosität an, denn er nahm vorsichtig meine Hand und drückte sie. »Ganz ruhig. Es sind nur 15 Minuten. Meine Mum wird nicht böse sein. Und wie gesagt, ich nehm die Schuld auf mich.« Ich biss mir in die Wange und bemerkte wie ich wieder damit anfing, ungeduldig von einen Fuß auf den anderen zu treten. »Außerdem Eliza, du siehst toll aus. Mach dir nicht sie einen Kopf.« Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. Gerade als ich einwerfen wollte, dass das nicht mein einziges Problem war, wurde plötzlich die Tür geöffnet. Eine blondhaarige Frau, die ich etwa auf das Alter von Mum schätzte, stand vor mir.

»Ah, da seid ihr ja endlich! Rein mit euch!« Shawn grinste. »Auch schön dich zu sehen, Mum.« Er und seine Mutter umarmten sich für einen kurzen Moment, als diese plötzlich den Blick auf mich richtete. »Elizabeth, richtig? Ich bin Karen«, stellte sie sich vor und reichte mir die Hand. Ich lächelte und strich mir eine Strähne aus meinen Gesicht, bevor ich ihr dann auch die Hand reichte. »Eliza ist völlig okay.« Nachdem ähnlich förmlich die Begrüßung mit Shawns Vater Manuel bereits drinnen am Esstisch abgelaufen war, begrüßte mich auch Aaliyah mit einem breiten Lächeln.

»Soviel übrigens zum Thema, „Ich bin nicht sein Dornröschen"«, lachte sie einen kurzen Moment später, kaum hatten Shawn und ich uns auf die zwei freien Plätze gesetzt. Karen und Manuel schenkten ihr einen verwirrten Blick, währenddessen ich und Shawn nur rot im Gesicht würden. Ich war mir nicht sicher, ob seine Eltern von jenen Abend nach der Gala überhaupt wussten. Jedoch war der unangenehme Moment schnell vorüber und das Gespräch ging bald ins Alltägliche rüber, währenddessen wir alle Kuchen aßen. Dieser schmeckte übrigens tausendmal besser, als die grauenhafte Pastete von Christina, was mir noch mehr ein schlechtes Gewissen bereitete.

»Mum, ist es okay, wenn ich Toby dann nächste Woche auch mal vorbeibringe?«, fragte Aaliyah so beiläufig ihre Mutter, dass ich mir zuallererst gar nichts dabei dachte. Doch dann bemerkte ich, wie Shawn sich plötzlich neben mir anspannte.

»Wer zum Teufel ist Toby?«, fragte er entsetzt. Seine Eltern warfen sich grinsende Blicke zu und seine Schwester bekam kurzzeitig leicht rote Wangen, bevor sie sich plötzlich ein weiteres Stück vom Kuchen nahm.

»Mum, der ist wirklich unglaublich! Hast du irgendwas anderes als sonst gemacht?«, brabbelte sie plötzlich drauf los und plötzlich verstand ich ganz schnell was los war. Ein lachend verkneifend, hielt ich mir die Hand vom Mund. Anscheinend ging es Manuel ähnlich, denn er verschränkte nur grinsend die Arme.

»Aaliyah«, sagte ihr Mutter tadelnd. Sie verdrehte die Augen. »Schau wie böse er jetzt schon aussieht. Und er weiß es noch gar nicht.« Shawn trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Was weiß ich noch gar nicht?« Seine Mutter seufzte. »Deine Schwester hat einen Freund.«

Für einen ganz kurzen Moment herrschte Stille. Ich sah wie Aaliyah geschlagen zusammensackte und ihre Hände in ihrem Gesicht vergrub.

»Was? Wie heißt er mit vollen Namen? Wie alt ist er? Bist du dir wirklich sicher? Aaliyah, du bist doch noch viel zu jung...«, fing er plötzlich an und ich konnte mir ein Lachen nicht mehr verkneifen.

»Wow, ich wünschte du wärst auf mich manchmal so eifersüchtig.« Shawn knuffte mich in die Seite. »Du bist keine große Hilfe. Mum!« Diese schüttelte aber auch nur lachend den Kopf. »Shawn, du verhältst dich wie ein kleiner Junge. Darf ich mich daran erinnern, wer hier gerade mit seiner Freundin sitzt? Außerdem, ich glaube mich zu erinnern, dass du dich in ihrem Alter auch schon mit einigen Mädchen getroffen hast«, tadelte seine Mutter ihn. Shawn wollte etwas sagen, aber sie unterbrach ihn aber. »Und sag jetzt nicht, das wäre was anderes.«

Daraufhin sagte niemand mehr etwas, aber ich musste mir heftig auf die Lippe beißen, um nicht wieder loszulachen. Es war echt niedlich, wie sehr Shawn versuchte seine kleine Schwester zu beschützen. Ich schätze es fiel ihm schwer, in ihr nicht mehr das kleine Mädchen zu sehen, was sie mal war.

»Heißt das, ich kann ihn mitbringen?«, fragte Aaliyah.

»Nein!«, antwortete Shawn und diesmal begannen wirklich alle, selbst ihm eingeschlossen, zu lachen. Und das war auch der Moment, wo die Nervosität endgültig von mir abfiel.

New Zealand Girl [Shawn Mendes Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt