siebenunddreißig. [eliza]

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e l i z a

 »The unexpected moment is always sweeter.«

- Unbekannt

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Das Wochenende bei Miranda war schneller zu Ende gewesen als gedacht. Mittlerweile war es bereits Dienstag und ab jetzt wohnte ich für den Rest der Ferien bei Dad und seiner Lebensgefährtin. Christina war aber komplett anders als Dan, denn ich mittlerweile ziemlich mochte. Sie entsprach eher dem Klischee einer bösen Stiefmutter. Ich verstand nicht was Dad an ihr fand. Gut, sie war deutlich jünger als er und erst Mitte dreißig, wirkte durch ihre schlanke Figur und den pfiffig geschnittenen blonden Haaren nicht gerade unattraktiv, aber sie blieb nun einmal ein Biest. Irgendwie gab sie mir ständig das Gefühl, dass sie mich absolut nicht leiden konnte. Vielleicht war es aber auch nur die Tatsache, dass ich kein Blatt vorm Mund nahm und sie eher der „disziplinierte" Typ war. Meiner Meinung nach passte sie auch nicht zu meinem humorvollen und stets optimistischen Dad.

Das und vieles Weiteres war auch der Grund warum ich nicht zu ihnen nach Leithfield* gezogen war. Es war nur wenige Kilometer von Amberley* entfernt. Im Nachhinein wurde mir erst klar, was diese Entscheidung für Konsequenzen hatte. Wäre ich nie nach Toronto gezogen, wäre mein Leben wohl immer noch herrlich normal. Ich hätte Shawn nie kennengelernt und nie diese bescheuerten Gefühle für ihn entwickelt. Aber mittlerweile bezweifelte ich dass ich selbst wenn ich die Chance dazu hätte in der Zeit zurückzureisen es wirklich tun würde. Mir wurde schon flau bei den Gedanken, dass er sich immer noch nicht bei ihr gemeldet hatte. Die Schuldgefühle dafür, dass ich wieder wegen den Paparazzis total ausgerastet war, wurden immer größer. Deshalb verpuffte auch immer mehr die Wut auf ihn. Und die Tatsache das er nun einmal unglaublich gut Küssen konnte machte es nicht gerade besser.

»Lizzy, willst du wirklich nicht mitkommen?«, riss mich mein Vater aus meinen Gedanken. Im Gegensatz zu meiner Mutter hatte er sich genauso wie Miranda meinen früheren Spitznamen immer noch nicht abgewöhnt. Ich schüttelte lachend den Kopf. »Sorry Dad, aber Opern waren noch nie so mein Ding. Hab einen schönen Abend mit Christina«, meinte ich. Er lächelte mich bedauernd an. »Ich weiß, du magst lieber Musicals. Vielleicht können wir solange du noch hier bist auch noch eins schauen gehen.« Er klang als hätte er Angst, dass ich es ihm übel nehmen würde. »Wenn du ausgehen willst oder so, geht das auch klar«, fügte er noch hinzu. Das hätte ich tatsächlich auch getan, aber Miranda war auf dem 80. Geburtstag ihrer Großtante rechten Grades. Oder so ähnlich. »Ist schon okay. Ich bin beschäftigt«, meinte ich und winkte ihm mit dem Buch von der Couch aus zu. Er lachte. »Wie schön zu wissen, dass du dich trotz plötzlicher Berühmtheit kaum geändert hast.« Bevor ich darauf schnippisch antworten konnte, tauchte Christina auf. »Schatz, bist du fertig?« Dad wendete den Blick von mir ab und nickte. »Bis dann, hab trotzdem einen schönen Abend.« Selbst Christina verabschiedete sich noch freundlich von mir und ich winkte den beiden zum Abschied zu.

Danach vertiefte ich mich wieder in meinen Thriller. Irgendwann beim Lesen fing es wohl an zu Gewittern und der Regen der ans Fenster prasselte hatte etwas beruhigendes. Es war sogar so entspannend, dass ich irgendwann mit dem Buch noch in der Hand einschlief. Ich war zwar schon vier Tage wieder hier, aber mein Schlafrythmus hatte sich immer noch nicht wirklich eingependelt.

Plötzlich wurde ich durch das Klingeln an der Haustier wach. Es dauerte ein paar Sekunden bis ich im Hier und Jetzt angekommen war. Irritiert schaute ich auf meine Armbanduhr. War es wirklich erst kurz nach halb sieben? Dad und Penelope könnten unmöglich schon zurück sein. Ich erschauderte und für einen kurzen Moment malte ich mir alle möglichen Horrorszenarien aus, bis ich mich aufraffte und von der Couch aufstand. Ich hätte wohl doch besser zum kitschigen Liebesroman greifen sollen.

Es klingelte noch einmal, worauf ich zusammenzuckte und mit leisen Schritten das Wohnzimmer verließ. Ich zählte innerlich noch einmal bis drei, bis ich zögerlich die Tür öffnete. Meine Augen weiteten sich und ich blieb vor Schock starr stehen.

»Shawn?«

Er tauchte einfach so aus den Nichts auf und stand völlig durchnässt vor meiner Haustür. Ich blinzelte. Träumte ich etwa noch? War das eines von diesen verrückten Traum-Dingern, die so beängstigend real wirkten? Wie nannte man es noch? Luzides Träumen?

»Nettes Shirt, Wonder Woman.«

Perplex schaute ich auf mich herunter. Natürlich hatte ich gerade heute mein uraltes graues DC T-Shirt angezogen, zusammen mit einer ausgewaschenen schwarzen Kapuzenjacke.

»Erde an Eliza? Ehrlich gesagt friere ich langsam ein bisschen.«

Ohne lange zu überlegen schloss ich Shawn in die Arme.

»Ich hab mich geirrt, du bist nicht nur ein Idiot sondern auch noch ein Verrückter dazu. Wäre mich früher aufzusuchen nicht auch eine Option gewesen?« Shawn gab ein leises brummendes Lachen von sich und schlank die Arme um meine Hüfte. Er wirkte aus irgendeinen Grund sichtlich erleichtert. »Es tut mir leid«, sagte er und strich mir einer meiner Haarsträhnen hinters Ohr. »Dafür dass ich ein totaler Feigling war und mich bis jetzt nicht gemeldet hatte und jetzt einfach hier auftauche.« Ich rollte die Augen. »Die Einzige die sich hier entschuldigen muss, bin ich. Dafür, dass ich eine absolute Dramaqueen und Kratzbürste bin und mich nicht mit meinen Kommentaren zurückhalten kann. Oder dafür, dass ich eine total sarkastische Ader habe. Man dürfte auch nicht den Punkt vergessen, dass ich mit Miranda kurzerhand unsere ganze Geschichte versucht hab aufzuklären, ohne mit dir vorher darüber zu red...«, bevor ich mich weiter über alles Mögliche zu entschuldigen küsste mich Shawn.

Plötzlich wirkten alle Küsse davor blass. Und ich musste es wissen, schließlich hatte ich sie mir in den letzten zwei Wochen ständig in Gedanken ausgemalt.

»Eliza, so sehr ich es auch hasse unseren filmreifen romantischen Kuss im Regen zu unterbrechen, aber mir ist wirklich langsam scheiße kalt«, lächelte er und klapperte danach gespielt mit den Zähnen. selben Moment wurde ich in die Wirklichkeit zurückgeworfen und bemerkte dass ich mittlerweile auch pitschnass war. 

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A / N

*Amberley und Leithfield gibt es übrigens wirklich und sind nicht fiktiv. Sie sind wirklich Kleinstädte in der Nähe von Christchurch. Kann man auch mit Google Maps überprüfen, haha.

Das Buch hat nun endlich das lang ersehnte neue Cover :D Ehrliche Meinungen?

Nur eine Randnotiz, ich habe meinen Benutzernmaen von xthesebrokenstarsx auf Holunderlimonade geändert, wie einige vielleicht schon bemerkt haben. Das hatte ich einige Zeit schon vor und das neue Cover hat das nun begünstigt :] Aber keine Sorge, ich bin immer noch die Alte. Jedenfalls denke ich das. xc

Holunderlimonade

New Zealand Girl [Shawn Mendes Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt