sechzehn. [eliza]

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e l i z a

  »Over time you realize that some people aren't worth it anymore.« 

 - Unbekannt

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Eigentlich hätte ich nicht überrascht sein sollen, das der Tag wirklich so dämlich war wie gedacht. Um genau zu sein war er nicht nur dämlich, sondern total beschissen. Es fing schon damit an dass das Wetter total widerlich war. Der Schnee war fast schon wieder geschmolzen und es blieb dieser ekliger Matsch zurück. Dazu regnete es noch. Aber das war eigentlich noch das kleinere Übel. Ich fühlte mich in der Schule wie die Attraktion und es gefiel mir ganz und gar nicht. Es wirkte als hätte ich mit riesigen Buchstaben auf der Stirn stehen: „Hallo, schaut mich an, ich bin nicht nur die komische Neue sondern auch noch das New Zealand Girl!" Sobald ich irgendeinen Raum oder den Schulflur betrat, merkte ich wie ich von allen Seiten beobachtet wurde und Leute anfingen zu tuscheln. Und manche Sachen die ich hörte erinnerten mich stark an die Kommentare die ich in der Nacht davor unter meinen Bildern gelesen hatte. Ich hätte schwören können das auch der ein oder andere Lehrer mir mehr als einen schiefen Blick zuwarf. In den einzelnen Kursen war es aber noch viel schlimmer. Wie jetzt, als Mathematik als letzter Kurs vor der Mittagspause bei Ms. Bloom angesagt war. Ständig wanderte mein Blick zu meiner Armbanduhr. Die Zeit schien einfach nicht vergehen zu wollen. Dabei müsste ich dringend mit Sophie sprechen, die dummerweise noch in keinen meinen Kurse am heutigen Morgen war. Ich begann nervös zu werden und an meinen Fingernägeln zu kauen. Die Blicke die auf mir ruhten machten es nicht gerade besser. Ava neben mir schien das nichts auszumachen, die nur Liam am Tisch vor uns im Blick hatte. Je länger ich sie und ihre Schwester Amber kannte, desto mehr Unterschiede erkannte ich. Die beiden waren vom Charakter grundverschieden. Amber war dieses typische Mädchen, modebewusst, süß, romantisch, aber manchmal etwas schüchtern. Währenddessen ihre Schwester selbstbewusst und eher der Typ für radikale Aktionen war. Aufgrund ihrer harten Schale und den weichen Kern würde sie auch niemals zugeben das sie total auf Liam stand und er genauso auf sie. Nur sah das leider jeder außer die beiden. Leider hatte ich die böse Vorahnung das Amber auch Liam mehr mochte als nur als Freund. Und Hey, ich kenne ich die drei erst ein paar Wochen. Vielleicht sollte ich eher anfangen zuerst vor meiner eigenen Haustür zu kehren. »Mrs. Alistair, ich bitte doch sehr um Aufmerksamkeit. Internetberühmtheit hin oder her, für die gelten die selben Rechte wie für alle Anderen. Können sie die Formel an der Tafel bitte für mich lösen?«, riss mich Ms. Bloom abrupt auf meinen Gedanken. Ich hörte wie die Klasse kicherte und ich ging mit knallroten Kopf zur Tafel. Ich fühlte mich absolut gedemütigt. Glücklicherweise hatten wir das Thema schon in meiner alten Schule in Neuseeland durchgehabt und ich konnte auch ohne Erklärung die Rechnung lösen. Es war ein kleiner Triumph, als ich das verdutzte Gesicht meiner Lehrerin sah, während ich zurück zu meinen Platz schlürfte. Das Lachen war verstummt und für einen kurzen Moment fühlte ich mich besser.

Als es schließlich endlich zum Anfang der Pause klingelte, packte ich so schnell wie möglich meine Sachen zusammen. Gerade als ich den Raum verlassen wollte, kam Ms. Bloom nochmal zu mir. »Hätten sie noch einen Moment für mich?«, fragte sie ruhig und meine Augen weiteten sich. Mir war eigentlich noch nie so etwas passiert und ich dachte es wäre nur so eine Szene in schlechten Highschool-Hollywoodstreifen. Dennoch nickte ich und ich bemerkte wie erneut mich alle anstarrten während sie den Raum verließen. Kurze Zeit später war der Raum leergefegt und ich war allein mit Ms. Bloom. Ich schätzte sie auf etwa Anfang 60, denn ihr Gesicht zeigte schon deutliche Falten, auch ihr Haar war fast schon komplett weiß und war stets zu einen Knoten nach hinten gebunden. Dennoch hatten ihre dunklen blauen Augen schon immer etwas Autoritäres gehabt. Wie jetzt, als ihr Blick fest auf mich gerichtet war. Ich betete das sie mich nicht auf die New Zealand Girl Sache ansprechen wollte. »Wie du die Aufgabe eben gelöst hast war unglaublich schnell. Vor allem wenn man bedenkt das ich diesen Aufgabentyp noch nicht mal erklärt gehabt habe. Ich glaube du hast wirklich ein Talent für die Mathematik.« Ein Stein fiel mir von Herzen und beinahe hätte ich laut aufgeatmet. Stattdessen zuckte ich nur mit den Schultern und lachte leise auf. »Wir hatten die Aufgaben schon in meiner alten Schule. Ich bin definitiv kein Genie. Es war pures Glück.« Sie schüttelte den Kopf, widersprach mir aber nicht und lächelte schließlich. »Wie sie meinen, aber ich ändere meine Meinung nicht. Ich glaube sie haben mehr Potential als sie glauben. Und das sage ich jetzt nicht nur wegen heute. Ich beobachte sie schon länger.« Diese Frau war wirklich widersprüchlich. Zuerst mich vor der ganzen Klasse lächerlich machen und dann sowas? Ms. Bloom sah aus als würde sie noch irgendwas sagen wollen, aber ich entschuldigte mich und verschwand hastig. Es waren jetzt definitiv andere Dinge wichtiger. Es dauerte ein wenig bis ich Sophie schließlich bei den Toiletten fand. Genau der richtige Ort um ungestört zu reden. Als sie mich sah, quietschte sie los. »Eliza! Endlich! Ich hoffe du bist mir nicht mehr böse. Aber es ist alles so cool. Alle fragen nach dir und ich bin jetzt die beste Freundin einer Berühmtheit. Ich glaube es traut sich nur keiner dich anzusprechen. Aber keine Sorge ich regle das für dich. Wir war dein Date? Küsst er gut?« Sie redete soviel und es dauerte ein paar Sekunden bis ich ihre Worte verdaut hätte. Es machte mich ein wenig wütend, wie naiv sie reagierte. »Das Date war ein Katastrophe. Und nein, wir haben uns nicht geküsst. Es hat damit geendet das wir uns beide gegenseitig angeschrien haben«, erklärte ich ihr alles schroff in der Kurzform. Eigentlich war Ersteres gelogen. Das Date war bis auf den Morgen danach wundervoll gewesen. Als Shawn mir für einen Moment vorgespielt hatte er wäre doch kein Idiot. Ich hatte wirklich angefangen ihn mehr zu mögen als ich wollte. Sophie wirkte enttäuscht. »Das klingt nicht wirklich sonderlich romantisch.« Ich erwiderte nicht, sondern ballte meine Hände nur zu Fäusten. Wie oberflächlich könnte man den nur sein? Noch nie hatte ich mir so sehr gewünscht das Miranda hier wäre. »Ist mir egal wie es klingt. Sorry Sophie, aber ich will jetzt gerade nicht dran erinnerten werden. Gehen wir in die Cafeteria?« Sie sah aus als würde sie mir am liebsten widersprechen, nickte aber. Dort angekommen hätten wir eigentlich keinen Platz mehr bekommen, aber Ava, Amber und Liam hatten uns einen Platz freigehalten. Alle drei hatten sich bereits ihr Essen geholt, also stellten auch Amber und ich stillschweigend in die Schlange. »Schau mal da ist das New Zealand Girl. Hat der Typ eigentlich Tomaten auf den Augen?«, hörte ich plötzlich jemanden an einen der Tische laut sagen. Es war ein Mädchen mit langen glatten braunen Haaren und gebräunter Haut, was ziemlich aufgestylt wirkte. Aber zugegebener Weise auch verdammt hübsch. Sie schien auch das magische Talent zu haben sich perfekt schminken zu können. »Hör nicht auf sie. Das ist Emilia Quinn. Das beliebteste Mädchen der Schule und ausnahmsweise einmal nicht im Mittelpunkt. Die ist bloß eifersüchtig«, flüsterte mir Sophie zu und ich nickte nur stumm, währenddessen mittlerweile eine der Frauen der Kantine mir mein Menü bestehend aus irgendeinem Stück Fleisch, einer Schüssel Kartoffelpüree und einen Salat in die Hand drückte. Brav legte ich das Geld auf die Theke. Mit hoch erhobenen Kopf ging ich an den Tischen der anderen vorbei. »Macht es wohl Spaß ein Spielzeug zu sein?«,  flüsterte sie ihren Anhängerinnen  so laut zu, dass es alle hörten, als ich an ihren Tisch vorbeiging. Eigentlich hätte ich nicht auf diese kindische Provokation reagieren müssen, aber ich war in diesem Moment fertig mit der Welt. So hatte Emilia plötzlich mein Kartoffelpüree plötzlich auf den Kopf. Ich bemerkte wie es in der gesamten Cafeteria plötzlich still wurde. Es brauchte ein paar Sekunden, bis Emilia reagierte. Ungläubig fasste sie sich auf den Kopf, bis sie plötzlich den Kopf schüttelte. »Dich mach ich fertig. Du kleine Bit-«, fing sie an und stand auf, aber zum Glück schriet in diesem Moment einer der Lehrer ein. Um genau zu sein ausgerechnet schon wieder Ms. Bloom. »Und ich dachte in ihrem Alter wäre man schon zu alt für so einen Kindergarten. Mrs. Alistair, vielleicht könnten sie irgendwo außerhalb der Cafeteria essen?« Ich grinste und nickte, bevor ich die Cafeteria verließ. Ich wusste das die Sache noch Konsequenzen für mich haben würde, aber das Gesicht von Emilia war es definitiv wert gewesen.

Nach der Pause hatte ich noch Chemie und Physik durchzustehen, meine absoluten Hassfächer, bevor ich endlich nach Hause gehen könnte. Den ganzen Nachhauseweg hatte ich die Kapuze meiner Jacke tief ins Gesicht gezogen. Ich hatte keine Lust wieder von irgendwen unabsichtlich fotografiert zu werden, also rann ich mehr nach Hause als wirklich zu gehen. Aber als ich in der Wohnung war, konnte ich weder meine Mutter noch Dan finden. Schließlich fand ich in der Küche eine Notiz von Mum, dass sie beide nochmal in den Baumarkt für ein paar Kleinigkeiten gefahren waren und ich mir wieder was bestellen sollte. Eigentlich hätte ich mir nach dem Wochenende vorgenommen das mein Leben wieder aufhören sollte nur aus Fastfood und Eiscreme zu bestehen, aber Pizza ging wirklich immer. Also suchte ich im Internet nach einer Pizzeria und bestellte per Telefon eine große Pizza Hawaii. Danach schmiss ich wieder in meinen übergroßen Pullover und der Jogginghose. Ursprünglich hatte ich mir vorgenommen Miranda und Tori anzurufen und mich mit dem Fotografieren wieder ein wenig abzulenken, aber momentan wollte ich niemanden mehr sehen. In Gedanken schwor ich mir, dass dies der letzte Tag war in dem ich im Selbstmitleid verschwand. Also legte ich mit meinen Hausaufgaben ausnahmsweise im Schneidersitz auf der Couch. Es war noch nicht allzu viel Zeit vergangen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Der Pizzabote war wohl verdammt schnell gewesen. Ohne zu zögern stand ich auf und sprach in die Ansprechanlage der Klingel. »Sie können mit der Pizza nach oben kommen. Zweiter Stock dritte Tür.« Ehe er oder sie irgendetwas erwidern konnte, machte ich die Eingangstür schon auf. Ich wippte mit den Fuß herum, bis es schließlich an der Tür klopfte. Als ich aber voller Vorfreude die Tür öffnete stand nicht der Pizzabote vor mir, sondern Shawn. »Hey«, sagte er und ich schlug ihm die Tür vor der Nase zu.

New Zealand Girl [Shawn Mendes Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt