vierundsechzig. [eliza]

2.2K 139 14
                                    

e l i z a

»I said that's fine, but you're the only one that knows I lied.«

 - Ed Sheeran „U.N.I"

• • •

Der nächste Morgen verlief um einiges stressiger, als der davor. Dadurch, dass ich die halbe Nacht nur im Bett rumgewälzt hatte, war ich spät eingeschlafen. Dementsprechend hatte ich auch heute morgen verschlafen. Zola kicherte nur, als ich wie eine Irre versuchte, mich innerhalb einer Minute umzuziehen und mir die Haare zu kämmen. »Ich versteh nicht, warum du dir so einen Kopf machst. Eine geschwänzte Veranstaltung tötet niemanden. Typisch Erstsemester.« Ich ignorierte nur ihre Aussage, da ich keine Zeit hatte, darauf einzugehen. Es würde mir für immer ein Rätsel bleiben, wie ich es noch rechtzeitig auf die erste Veranstaltung an diesem Tag geschafft hatte.

Das Universitätsleben war jetzt schon anstrengender, als ich es mir vorgestellt hatte, obwohl die normalen Vorlesungen erst gerade anfingen. Wie sollte ich jemals irgendwelche Referate halten können? Oder eine Klausur schreiben? Ich wusste es nicht. Wenigstens ließ mich der Stress die Sache mit Shawn und Hailey leichter ausblenden. Mir schwirrte der Kopf, als ich mich erneut zur Mittagspause in der Cafeteria wiederfand. Ich hatte mit extrem viel Glück einen freien Platz gefunden. Gerade in dem Moment, als ich zum ersten Mal an diesem Tag mein Handy rausziehen wollte, um zu schauen, ob Shawn sich endlich gemeldet hatte, fiel mir auf, dass ich es gar nicht dabei hatte. Ich vergrub meine Hände in meinen Gesicht. Bei aller Eile am heutigen Morgen musste ich es wohl auf meinen Nachtschrank liegen gelassen haben. Meine Laune sank noch mehr in den Tiefpunkt, fast schon ein wenig zickig stocherte ich in meinem Essen herum. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als das Ende dieses Tages.

Ich machte innerlich drei Kreuze, als ich am späten Nachmittag endlich die Tür zu meinem Wohnheimzimmer aufschloss. Zola war wieder einmal nirgendwo zu sehen. Kaum hatte ich sowohl Schuhe als auch Jacke ausgezogen, richtete ich meinen Blick auf mein Handy. Und tatsächlich, Shawn hatte endlich ein Lebenszeichen von sich gegeben. Sogar nicht nur eins. Mein ganzes Handy platzte vor verpassten Anrufen und Nachrichten. Meine Hände zitterten ein wenig, als ich auf Rückrufen drückte. Es dauerte ein paar Sekunden, bevor Shawn erstaunlicherweise ziemlich schnell abhob. 

»Eliza? Oh mein Gott, endlich gehst du ran, du warst den ganzen Tag nicht zu erreichen. Hast du nicht auf dein Handy geschaut?« So sehr es mein Herz höher schlagen ließ seine Stimme zu hören, war das sein ernst? Er war doch derjenige, der nie ran ging, weil er mit einem bildhübschen Model abhing. Ich versuchte die Wut und den aufgestauten Frust einfach zu ignorieren. »Das selbe hätte ich dich gestern auch fragen können. Tut mir leid, ich hatte mein Handy vergessen und hatte den ganzen Tag auch noch was anderes zu tun«, murmelte ich und mein Ton klang viel schroffer als beabsichtigt. Meine Gefühle plus meine Müdigkeit waren wohl nicht die optimale Mischung für ein Gespräch wie dieses. Ich hörte Shawn am Telefon seufzten. »Es ist okay, dass du böse bist, weil ich mich gestern nicht gemeldet habe. Aber ich habe viel um die Ohren. Außerdem darfst du die Zeitumstellung nicht vergessen. Hier in Amsterdam ist es noch richtig früh morgens.« Viel um die Ohren? So konnte man das natürlich auch nennen. 

»Stimmt, mit Hailey Baldwin irgendwo abzuhängen ist schon recht anstrengend. Kein Wunder, dass du dann keine Zeit hast, mal auf dein Handy zu schauen.« Eigentlich wollte ich diesen Gedanken gar nicht aussprechen, aber die Worte waren aus meinen Mund gekommen, ohne, dass ich es hätte verhindern können. »Es gab Bilder von uns?«, fragte Shawn erstaunt und ich hätte mir am liebsten auf die Stirn geschlagen. »Hattet ihr denn wenigstens Spaß?« Eigentlich war die Frage ironisch gemeint, aber Shawn schien das nicht zu erkennen. »Oh, wir haben uns eigentlich nur durch Zufall getroffen. Es war echt schön nochmal mit ihr zu reden. Ich weiß die Medien zerreißen sich immer das Maul über sie, aber eigentlich ist sie wirklich nett.« Ohne es zu bemerken ballte ich meine andere Hand zu einer Faust. Er schien gar nicht zu bemerken, wie mich alleine der Gedanken über die beiden zusammen quälte. »Du bist doch nicht eifersüchtig, oder?« Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich finde es überhaupt nicht störend, dass mein Freund sich lieber mit einem anderem, viel hübscherem Mädchen unterhält, als mit mir.« Gott, ich wusste, dass ich trotzig und wie eine totale Zicke klang, aber die Sache machte mir mehr zu schaffen, als ich zugegeben wollte. Es machte es nicht gerade besser, dass Shawn plötzlich anfing zu lachen. »Oh mein Gott, bist du wirklich so eifersüchtig? Ich habe wegen der Sache mit Chris doch auch kein Drama gemacht.« Ich wurde rot wie eine Tomate, aber ausnahmsweise nicht aus Scham. »Im Gegensatz zu dir und Hailey, hätte ich nie etwas mit ihm. Außerdem weißt du, dass er für dich nichtmal ansatzweise eine Konkurrenz ist«, meinte ich und versuchte einigermaßen ruhig zu bleiben, was mir aber schwerfiel. Shawn verging das Lachen. »Findest du nicht, dass das ein wenig kindisch ist? Was willst du durch dieses Gespräch jetzt erreichen?« Jetzt verlor ich komplett die Geduld. Am liebsten hätte ich mein Handy gleich gegen die Wand geworfen. »Stimmt, was will ich damit erreichen? Du hast anscheinend sowieso besseres zu tun, als mit mir zu reden. Noch einen schönen Tag.«

 Ich hörte Shawn noch am Telefon fluchen, bevor ich auflegte und mein Handy wieder unsanft auf den Nachtisch knallte. Warum ich so wütend gewesen war, konnte ich auch gar nicht richtig einordnen. Vielleicht hatte Shawn Recht und ich hatte mich so eben erneut wie die Kratzbürste des Jahrhunderts verhalten. Aber ich war noch so wütend auf ihn, dass es mir egal war. Plötzlich wünschte ich mir nichts sehnlicheres, als meine Mutter oder irgendeine meiner Freundinnen anzurufen, um jemandem davon erzählen zu können. Aber in Kanada war es gerade mitten in der Nacht, unmöglich könnte ich jemanden anrufen. Einen Moment überlegte ich auch Miranda anzurufen, aber wer wusste, wo die sich gerade rumtrieb. Vielleicht würden sie es ja auch alle nur für Kinderkram halten, wie Shawn selbst auch. Wieder einmal fühlte ich mich schrecklich alleine. Mir war es ein Rätsel, wie ich das jemals alleine schaffen sollte.

• • •

Ich weiß, dass sich Shawn bei dieser „Von der Bühne springen und fallen" - Aktion echt was brechen hätte können, aber ich kann nicht mehr aufhören zu lachen über dieses Video xccc Vor allem nachdem ich auf Twitter gesehen habe, wie jemand es mit den Super Mario Game Over Sound bearbeitet hat. :D

Holunderlimonade xx

New Zealand Girl [Shawn Mendes Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt