E l i z a
»I'm just trying to get back to normal life.«
- Chris Kyle
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»Eliza, bist du eigentlich komplett bescheuert? Ich weiß dass man deine Entscheidungen nicht immer nachvollziehen muss, aber ernsthaft? Du lässt dir freiwillig Shawn entgehen?«, flüsterte mir Sophie entsetzt leise zu, aber für meinen Geschmack war ihr Gerede immer noch zu laut. Wir saßen in den letzten zehn Minuten von unseren Geschichtskurs. Es war der erste Kurs am heutigen Tag, den wir zusammen hatten und gleichzeitig auch der Letzte vor Schulschluss. Sie fragte mich die ganze Zeit wieder nur über Shawn aus. Die Tatsache dass Mr. Adams uns die ganze Zeit böse anstarrte schien sie nicht sonderlich zu stören. Dabei hatte ich ihr gestern schon alles per Nachricht erklärt gehabt. Denn kaum hatte ich selber den Artikel gesehen gehabt, hatte sie mir bereits tausende entsetzte Nachrichten geschrieben. Die Zwillinge und Liam hatten mir deutlich weniger Fragen gestellt, sondern mich heute morgen nur schief angeguckt. Es war nicht so dass sie nicht mindestens genauso neugierig waren wie Sophie, aber sie schienen mehr Angst zu haben nachzufragen. Was eventuell auch an meinen finsteren Gesicht lag, sobald ich nur die zwei Wörter „Shawn Mendes" hörte. Weil ich mir ziemlich sicher wahr das sie wussten, dass ich definitiv keine Fernbeziehung mit irgendwem in New Zealand führte. »Wie oft willst du mich das noch fragen? Es ist besser so, glaub mir. Ich muss jetzt nur noch dieses komische Gala-Dings überleben«, zischte ich Sophie möglichst leise zu. Ich wollte meinen Mitschülern nicht noch mehr Gesprächsstoff liefern. Seitdem die Nachricht mit dem falschen Freund raus war, hatte ich das Gefühl das Getuschel war noch größer geworden. Wahrscheinlich fragten sie sich, wenn man bei normalen Menschenverstand vor Shawn Mendes bevorzugen konnte. Aus guten Grund. Er sah definitiv besser aus als jeder Typ, sowohl auf meiner alten als auch auf meiner neuen Highschool. Nicht, dass ich das jemals vor ihm zugeben würde. Sein Ego war bestimmt nicht gerade besonders klein. »Gala-Ding? Eliza, ich würde mir ein Bein rausreißen um dahin zu gehen. Wahrscheinlich sogar alle beide, wenn man deine Begleitung beachtet. Und Ryan Gosling. Hast du La La Land schon gesehen?« Bevor ich dazu irgendwas sagen konnte, klingelte es zum Stundenende. »Ich bitte euch bis zur nächsten Stunde einen Aufsatz über die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in Kanada zu schreiben. Vielen Dank«, beendete Mr. Adams und alle stöhnten. Das hatte man davon wenn man nicht aufpasste und keine Ahnung von kanadischer Geschichte hatte. Dennoch fing ich an schnell meine Sachen in meinen Rucksack zu packen. »Wohin so eilig?«, fragte ich Sophie stirnrunzelnd, da sie sich noch mehr beeilte als ich. »Heute ist das Vorsprechen für das Musical. Ich liebe das Schauspielern. Da bekomme ich das mit den Singen auch hin. Außerdem meint Clare Jacobs aus der Stufe unter uns aus sicheren Quellen zu wissen, dass es sich um Romeo und Julia handelt. Geht's noch besser?«, plapperte sie. »Wie...« klischeehaft. »...interessant.« Die Blondhaarige nickte begeistert. »Willst du nicht mitkommen? Du könntest ja auch vorsprechen.« Ich schüttelte lachend den Kopf. »Keine zehn Pferde bringen mich zu sowas«, sagte ich während ich mein Geschichtsbuch in den Rucksack stopfte. Dabei bemerkte ich wie mein Handy vibrierte und ohne großartig zu zögern, zog ich heraus. Ich hatte auf allen meinen Sozialen Medien die Benachrichtigungen nach und nach ausgestellt. Also hatte entweder jemand versucht mich anzurufen oder ich hatte eine neue Nachricht bekommen.
» S: Weißt du eigentlich welcher Tag es war, als wir uns zum ersten Mal getroffen haben?
Ich runzelte die Stirn. Die Tatsache dass Shawn mir geschrieben hatte, überraschte mich nicht. Aber die Nachricht war nicht das was ich erwartet hatte. Ich schickte nur ein Fragezeichen. Wieso schrieb er mir sowas, statt neue Information zur Gala? Was sollte ich da überhaupt anziehen? »Eliza? Was hältst du von meiner Idee?«, brachte mich Sophie in die Wirklichkeit zurück und ich ließ mein Handy sinken. »Was?«, fragte ich irritiert. Sie schüttelte den Kopf. »Das heißt 'Wie bitte?'. Aber meine eigentliche Idee war, ob du dich vielleicht freiwillig melden willst um die Aufführung zu filmen und ein paar Fotos zu machen. Du fotografierst doch gerne?« - »Warte, woher weißt du das ich gerne fotografiere? Ich habe es dir nie erzählt. Außerdem hatte ich den letzten Wochen kaum Zeit dafür.« Ich spürte instinktiv, dass hier irgendwas nicht stimmte. Und zwar gewaltig. Ich hätte schwören können dass Sophie für einen Moment weißer im Gesicht wurde, kurz darauf strahlte sie wieder als wäre nichts gewesen. »Ich habe die Fotowand in deinem Zimmer gesehen, deshalb dachte ich nur.« Ich glaube ich wurde langsam paranoid, wie hätte sie es sonst wissen sollen? »Achso, ups. Um deine Frage zu beantworten. Ja, ich habe den Film auf DVD«, versuchte ich schnell das Thema zu wechseln, weil ich mich für meine schlechten Gedanken über Sophie schämte. Und es funktionierte, denn ihre Augen leuchten gleich vor Begeisterung. »Wirklich? Ich hab ihn noch nicht gesehen, weil ich ihn damals im Kino verpasst habe. Meinst wir könnten uns denn mal zusammen ansehen? Mit Übernachtungsparty?« Ich lächelte. Eine Übernachtungsparty mit einer Freundin. Das klang so wunderbar normal, in Gegensatz zu den ganzen anderen Dingen die gerade in meinen Leben passierten. »Klingt gut. Wie wär's mit nächste Woche Samstag?« Sophie biss sich auf die Unterlippe. »Da muss ich auf meine kleine Schwester aufpassen. Geht auch Freitag?« Ich nickte. »Abgemacht.« Obwohl es mich überraschte, dass Sophie eine Schwester hatte. Sie hatte nie eine mir gegenüber erwähnt. Allerdings wusste sie auch nichts von Tori. "Cool. Ich muss jetzt aber wirklich los. Bis morgen. Schreib mir wenn es was neues von Shawn gibt.", verabschiedete sie sich und winkte mir zum Abschied. Schließlich verließ ich auch als einer der Letzten mit meinen Rucksack auf der Schulter den Klassenraum.
Nachdem ich endlich wieder Zuhause angekommen war, erwartete mich meine Mutter mit Dan. Sie hatte es tatsächlich endlich geschafft etwas zu kochen, so verlief unser gemeinsames Mittagessen seltsam friedlich. Und auch hier, überraschend normal. Niemand erwähnte Shawn und so erzählte ich ihnen auch nichts. Weder von der Tatsache dass er hier war und wir uns vertragen hatten, noch davon dass ich auf die Gala eingeladen war. Morgen war schließlich auch noch ein Tag. Kaum waren wir fertig, setzte ich mich an meinen Schulstoff um jegliche Gedanken zu verdrängen. Danach führte ich - trotz Zeitverschiebung - endlich die Gespräche mit Miranda, Tori und meinen Vater, den ich peinlicher Weise fast vergessen hatte. Da er wenig der Mensch von 'Promiklatsch' war, hatte er die Sache als allerletztes mitbekommen und nur durch meine Mutter. Obwohl es ich zuerst eine Heiden Angst hatte, als ich jeden der drei nacheinander anrief, löste diese nach den ersten ausgetauschten Wörtern in Luft auf. Ich telefonierte insgesamt fünf Stunden lang, davon allein drei mit Miranda. Bei ihr gab es den meisten Erklärungsbedarf. Zum Glück war sie nicht allzu böse wie vermutet, trotzdem entschuldigte ich mich am Telefon fast hinter jedem Satz bei ihr. Aber oft musste sie auf viele meiner Antworten nur lachen. Am meisten amüsierte sie mein erfundener Freund in Neuseeland. »Du müsstest mal sehen was momentan bei uns im Ort und in der Schule abgeht. Alle rätseln darüber, mit wem du zusammen sein könntest.« Vor allem nach dem Gespräch mit ihr fühlte ich mich nochmal ein Stück besser. Irgendwie war der heutige Tag ein Lichtblick im Vergleich zu den letzten Tagen gewesen. Selbst Shawn hatte mich fast komplett in Ruhe gelassen. Aber eben nur fast, denn gerade als ich mich erschöpft, aber ein wenig glücklicher in mein Bett gelegt hatte, brummte mein Handy erneut neben mir. Bei Shawns Namen machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Was mir ganz und gar nicht gefiel. Aber als ich die Nachricht im Halbschlaf las, huschte mir ein kleines Lächeln über das Gesicht.
» S: Der 14. Februar. Valentinstag.
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New Zealand Girl [Shawn Mendes Fanfiction]
Fanfiction»Manchmal ist es merkwürdig, wie scheinbar kleine Begegnungen dein Leben komplett verändern können. Vor allem wenn du eigentlich nicht die Art von Mädchen bist, die Popstars in Musikläden kennenlernen.« Eliza fällt aus allen Wolken, als ihre Mutter...