e l i z a
»I'm not fine as in fine, but fine as in you don't have to worry about me.«
- Dr. Gregory House
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Zuerst fand ich den ganzen Trubel und die Aufmerksamkeit von meinen alten Freunden und Bekannten etwas merkwürdig. Vor allem die Tatsache dass Leute, mit denen ich noch nie mehr als zwei Worte gewechselt hatte, plötzlich ein Foto mit mir haben wollten. Oder mir ein Bier anbieten wollten, was ich stets verneinte und bei Cola blieb. Von Alkohol hatte ich in der nächsten Zeit genug. Zum Glück war nicht jede Person so und es war schön mit alten Freunden ins Gespräch zu kommen. Trotzdem füllte ich mich nicht immer wohl dabei, manchmal bildete sich sich je nachdem wem ich zu hörte ein kleiner Kloß in meinem Hals. Früher war ich nur Victorias kleine Schwester gewesen und jetzt behandelten mich komplett anders. Miranda war zwischenzeitlich auch abgehauen und flirtete vermutlich abseits mit ein paar Jungs.
Momentan wurde ich von einem Mädchen eingenommen, die ich nur aus meinem ehemaligen Spanischkurs kannte, deren Namen ich aber schon vergessen hatte. Sie erinnerte mich von ihrer Art her schmerzhaft an Sophie, derselbe selbstbewusste und aufgeschlossene Charakter. Aber war das wirklich die echte Sophie gewesen? Oder die, die mir nur etwas vorgespielt hatte?
»Und dann meinte ich: Klar kenne ich Eliza, wir waren früher mal befreundet. Und sie so...«, plapperte das Mädchen weiter und ich begann bereits wieder den Faden zu verlieren. Langsam wurde es wirklich Zeit, sich aus den Staub zu machen. »Entschuldigst du mich für einen Moment?«, fragte ich sie nervös lächelnd und ohne auf eine Antwort ihrerseits zu warten, drehte ich mich um und drängelte mich durch auf der Suche nach Miranda. Ein paar sagten irgendetwas zu mir, was ich durch die Lautstärke der Musik nicht verstand, aber ehrlich gesagt auch kein Interesse daran hatte. Ich hatte das Gefühl dass seitdem Miranda und ich angekommen waren, noch viel mehr Menschen angekommen waren. Mittlerweile war auch der Zeitpunkt der Party erreicht, wo die ersten bereits besoffen herum taumelten. Nach einer gefühlten Ewigkeit, fand ich sie wie bereits vorausgesehen etwas weiter abseits auf einem Sofa, sich mit einer Person unterhaltend, die im schummrigen Licht nicht ganz erkennen konnte.
»Da bist du ja, ich hab dich gesucht«, sagte ich zu ihr, wenige Meter bevor ich die Couch erreichte. Erst in diesem Moment erkannte ich die Person, die neben ihr saß. Und es überraschte mich in vielerlei Hinsichten. Müsste Oden Jones nicht mittlerweile auf dem College sein, statt auf irgendwelchen Highschool-Partys abzuhängen? Und warum unterhielt sich Miranda mit ihm? Aber es fiel mir noch etwas anderes auf: Er sah zwar immer noch gut aus, aber nicht mal halb so gut, wie in meiner Erinnerung als Fünfzehnjährige. Das blonde Haar wirkte eher wie ein zu helles Braun, die grauen Augen wirkten irgendwie farblos, selbst die Nase wirkte viel zu groß für sein kantiges Gesicht. Außerdem erwischte ich mich selbst dabei wie ich ihn indirekt mit Shawn verglich und hätte mich dafür Ohrfeigen können. Aber es brachte mich zu dem Ergebnis, dass Shawn weitaus attraktiver für mich war. Plötzlich schlug mein Bauch wieder Purzelbäume, allein schon bei den Gedanken an ihm. Ich biss mir auf die Lippe. Ging es ihm genauso? Wahrscheinlich nicht, sonst hätte er sich ja bei mir gemeldet. Ich versuchte die böse kleine Stimme in meinem Kopf zu ignorieren.
»Ja, hier bin ich. Wollte mich gerade sowieso auf den Weg zu dir machen. Eben ist mir Oden begegnet, er war auch mal auf unserer Schule, erinnerst du dich? Er ist zwei Jahre älter und mittlerweile in Canterbury auf einem College. Oden ist nur hier um seine Schwester Ashley abzuholen. Sie ist bei uns in der Stufe. Du kennst sie doch?«, erklärte mir Miranda scheinheilig, und ich war ihr nur meinen „Ist das dein Ernst" Blick zu. Was sollte das? Miranda schien sich aber nicht zu beirren, sondern redete einfach weiter. »Oden, falls du sie noch nicht kennst: Unser New Zealand Girl, Eliza. Ich schlage vor ihr redet ein bisschen miteinander, in der Zwischenzeit hol ich Ashley her. Bis dann«, fügte sie hinzu und verschwand, ehe ich was dazu sagen konnte. Was war das für eine Aktion? Das abstruseste daran war ja noch, dass Miranda Ashley noch nie leiden konnte. Sie waren die beiden Besten in ihrem Englisch Kurs und versuchten sich ständig gegenseitig auszustechen. Denn Sinn dahinter und das ganze „Wir sind Konkurrentinnen"-Ding hatte ich noch so wirklich verstanden.
»Victorias kleine Schwester, nicht? Ich war mit ihr in einer Stufe«, sprach er mich tatsächlich plötzlich an und ich musste ein ein Stöhnen unterdrücken. Diese Information war nichts Neues für mich, ganz im Gegenteil. Irgendwie war mein jüngeres Ich ein ganz schöner Stalker gewesen, denn ich hatte jede Info über ihn gesammelt die ich nur bekommen konnte. »Krass, hätte nie gedacht, dass du ein Star wirst und nicht sie. Schließlich ist sogar extra nach L.A gegangen oder?« Ich schüttelte den Kopf. »New York«, korrigierte ich ihn. »Außerdem ist sie nicht wegen einer Gesangs- oder Schauspielkarriere dahin gegangen, sondern mehr wegen eines Neuanfanges.« Er nickte bloß. »Wie auch immer. Ich kann schon verstehen was dieser Shawn an dir findet. Du bist ziemlich süß.« Es überraschte mich, dass dieses plötzliche Kompliment keine Gefühlsregung in mir auslöste. Mein fünfzehnjähriges Ich, hätte mich wohl dafür geschlagen. Bevor ich überhaupt in die Situation kommen konnte zu antworten, tauchte Miranda mit einer ziemlich beschwipsten Ashley auf. »Tada.« Fast hätte ich vor Erleichterung laut ausgeatmet. Die komische Situation hatte ein Ende gefunden. »Nochmal vielen Danke. Man sieht sich.«, verabschiedete Oden sich ziemlich abrupt und packte Ashley am Arm, bevor er sich den Weg durch die Menge suchte.
»Sorry, aber ich konnte es mir nicht verkneifen. Aber laut seiner Verabschiedung warst du wohl eher nicht so in Flirtlaune. Das hat mir wohl endgültig gezeigt, dass du absolut in Shawn verschossen bist.«, entschuldigte sie sich und ich verdrehte die Augen. »Sei lieber froh, dass Pickel-Nick letztes Jahr mit seinen Eltern in die USA ausgewandert ist.« Sie bemerkte wohl, dass ich ein wenig eingeschnappt war und versuchte mich aufzuheitern. »Hey, tut mir leid. Aber ich dachte wirklich es würde dich von Shawn ablenken und du würdest etwas Spaß haben.« Ich seufzte. »Ehrlich gesagt, war es einfach nur ziemlich merkwürdig. Schließlich war ich wirklich bis in beide Ohren verknallt gewesen und jetzt fühle ich einfach nichts bei seinem An blick.« Diesmal war wieder Miranda diejenige, die ihre Augen verdrehte. »Wie gesagt, dich hat es mit deinem Popstar Typen noch übler erwischt. Dir läuft wahrscheinlich das Wasser bereits im Mund zusammen, wenn du an seinen wohlgeformten Körper, wunderschönen tief brauen Augen in denen man sich verlieren kann, dass verwuschelt lockige Haar-«
»Miranda!«, schimpfte ich, aber sie lachte nur. »Tut mir leid, mein Schriftsteller Herz geht mal wieder mit mir durch. Vielleicht schreibe ich ja bald eine Fanfiction über euch beide.« Ich schlug mir mit der Hand über die Stirn. »Darüber, wie unsere Liebe damit endete, wie meine beste Freunde die einzige Kontaktquelle zwischen uns beiden zerstört hat? Deine Doppelmoral ist wirklich unglaublich.« Miranda seufzte. »Du tust so, als wäre weitere zwei Wochen ohne Kontakt der Weltuntergang. Außerdem, wie lange willst du mir das mit dem Handy noch vorhalten? Es war eh schon alt-«
»Du musst mir das nicht nochmal erklären. Ich hab verstanden. Irgendwie wird diese Party langsam öde. Können wir nach Hause?« Miranda wirkte nicht sonderlich angetan von der Idee, aber nickte dann. »Okay, kann verstehen dass du von manchen Heuchlern hier genug hast.«
Wenige Stunden später befanden wir uns wieder in Mirandas Zimmer. Genauer gesagt, meine beste Freundin war schon tief und fest am schlafen und ich machte auf der Matratze auf dem Boden kein einziges Auge zu. Zu viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum. Oft schielte mein Blick zu Mirandas Laptop und die Versuchung war groß, meine Nachrichten darüber heimlich zu checken. Aber warum hatte Shawn sich nicht eigenständig gemeldet und alles von mir ignoriert? Ich bekam ein flaues Gefühl im Magen. Hatte ich etwas falsch gemacht?
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New Zealand Girl [Shawn Mendes Fanfiction]
Hayran Kurgu»Manchmal ist es merkwürdig, wie scheinbar kleine Begegnungen dein Leben komplett verändern können. Vor allem wenn du eigentlich nicht die Art von Mädchen bist, die Popstars in Musikläden kennenlernen.« Eliza fällt aus allen Wolken, als ihre Mutter...