sechsundfünfzig. [eliza]

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E l i z a

»Sometimes painful things can teach us lessons that we didn't think we needed to know.«

- Unbekannt

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»Eliza! Da bist du ja endlich! Komm mit.« Kaum hatte ich es durch die ganzen Sicherheitskontrollen der Arena geschafft, traf ich bereits auf einen scheinbar völlig überforderten Andrew. »Bin ich zu spät?«, fragte ich verwirrt, währenddessen er mich schon am Arm zog. Andrew war Shawns Manager und ehrlich gesagt hätte ich momentan eher wenig mit ihm geredet. Jedesmal wenn ich ihn sah, war er meistens sehr beschäftigt, so telefonierte er oder gab anderen Leuten Anweisungen. Dennoch hatte sein Äußeres mich anfangs ziemlich verwirrt. Er wirkte mit den braunen Haar, den meistens umgemachten drei Tage Bart und der großen schwarzen Brille, nicht wie der strenge Manager-Stereotyp, den ich mir in Gedanken immer ausgemalt hatte. Ganz im Gegenteil, ich schätzte ihn sogar als eine Person mit einem großen Herzen ein. Obwohl man meinen Menschenkenntnissen wohl kaum trauen konnte. Plötzlich schossen mir die Ereignisse mit Sophie und Carmen wieder in den Kopf, die ich verzweifelt versuchte zu verdrängen.

»Genau genommen bist du genau pünktlich«, antwortete mir Andrew und ich glaubte einen Anflug eines Lächelns auf seinen Gesicht erkennen zu können, währenddessen er mich weiter den Gang entlangzog. »Zu was?«, fragte ich stirnrunzelnd, im selben Moment wo er plötzlich an einer Tür hielt und sie förmlich aufriss. Im Raum sah ich Shawn, der auf einer Couch umringt von Kameraleuten saß.

Oh, Oh.

»Tut mir leid, Ms. Alistair entschuldigt sich für die Verspätung.« Bitte, was?

Andrew machte mir die Handbewegungen deutlich, dass ich mich neben Shawn setzen sollte. Was zum Teufel lief hier ab? Kaum hatte ich mich neben ihn gesetzt, wurde ich plötzlich von Stylisten umringt, die hektisch anfingen mich zu pudern, während ich meinen Blick hilfesuchend zu Shawn richtete. Dieser schaute mich seltsam mitleidig an, gleichzeitig hatte ich aber auch das Gefühl, dass er innerlich kurz vorm Explodieren war, da ich merkte, wie sich sein Kiefer anspannte. Irgendetwas ging ihm gewaltig gegen den Strich, er konnte es aber nicht zeigen.

»Shawn, was soll das hier?«, flüsterte ich leise. Er schluckte und mahlte weiterhin mit den Kiefer. »Ich werde Andrew sowas von umbringen.« Ich wollte weiter nachhaken, aber dann wurde mir das Wort abgeschnitten.

»Wir gehen in live, in 10, 9, 8...« Bevor ich erst einmal ansatzweise die Situation realisieren könnte, setzte sich plötzlich noch eine dritte Person auf das extra arrangierte Sofa. Eine hochgewachsene Frau, die ich etwa auf Mitte dreißig schätzte, mit hohen schwarzen Pferdeschwanz und karamellfarbender Haut. Mit ihren langen Wimpern, dem tollen Make-Up und dem stylischer Outfit, bestehend aus dunkelblauen Bleistiftrock und der geblümten Blumen, wirkte sie wie jemand, der selbst auch berühmt sein könnt. Oder...

»Herzlich Willkommen bei GlasglowMusicTV. Heute darf ich Shawn Mendes und das #NewZealandGirl höchstpersönlich, Elizabeth Alistair bei uns begrüßen.«

Ach du heilige Scheiße. Hätte man mich wirklich nicht vorwarnen können, bevor ich in irgendein Interview gesteckt werde?

»Elizabeth, wie fühlt es sich an, ein ganzes Album und sogar eine Tour von einen der momentan gefragtesten Musiker auf den Markt gewidmet zu bekommen?«

Ich schluckte und warf Shawn einen nervösen Blick zu, der mich nur aufmunternd ansah, man ihm selbst aber auch die Angespanntheit ansah.

»Es ist nicht in Worte zu fassen. Ich meine, es war schon ziemlich irrational ein ganzes Album gewidmet zu bekommen. Was Shawn mir hier ermöglicht, ist unglaublich«, sagte ich langsam nach einer kurzen Pause und wählte meine Worte mit bedacht. Ich hatte schreckliche Angst irgendetwas falsch zu machen.

»Denkt ihr, es wird schwierig für euch beide, die Zeit der Tour zu überbrücken? Elizabeth wird ja durch ihr Studium nicht die ganze Zeit dabei sein.« Ich musste ein erneutes Stirnrunzeln unterdrücken. Woher hatten sie die ganzen Informationen? »Natürlich. Aber wir sehen uns ja zwischendurch und es gibt ja immer noch die sozialen Medien«, antwortete Shawn und ich bemerkte etwas, was mir davor noch nicht aufgefallen war. Er lächelte die Reporterin anders an, als er mich, seine Freunde oder seine Familie anlächelte. Es aufgezwungen zu nennen wäre wohl übertrieben, aber es wirkte weniger echt und ehrlich.

»Viele Fans haben uns online die Frage gestellt, ob Elizabeth auch singen kann.« Ich schüttelte lachend den Kopf und ich bemerkte, wie auch Shawn kurzzeitig aus seiner Rolle fiel und mich angrinste. »Sie lügt. Sie macht sich selber immer total runter.« Ich verdrehte die Augen. »Nicht jeder hat ein so großes Ego, wie du Shawn.« Auch auf den Lippen der Interviewerin konnte ich ein Lächeln erkennen, ich war mir aber ebenfalls nicht sicher, ob es nicht nur gespielt war.

»Stimmt das Gerücht, dass ihr beide bereits verlobt seid?« Sowohl Shawn als auch ich, mussten aufpassen, nicht mit offenen Mund dazustehen. Meinte sie das wirklich ernst?«

»Nein, natürlich nicht«, ich schüttelte entsetzt den Kopf. »Ich meine Shawn ist noch keine zwanzig und ich bin gerade erst achtzehn geworden. Finden Sie das nicht etwas früh für eine Heirat?« Ich bemerkte, wie ihre Wangen sich leicht röteten. »Gut gesprochen«, versuchte es die Reporterin dennoch zu überspielen.

»Also, was ist dein persönlicher Lieblingssong aus dem Album?«

»Schwer zu sagen, ich liebe sie alle.« Daraufhin lächelte Shawn mich breit an und es war echt.

Auch die nächsten Fragen waren alle sehr oberflächlich, was es sowohl für Shawn, als auch für mich einfacher machte diese zu beantworten. Am Ende bedankte die Reporterin sich noch dafür, dass wir uns Zeit für sie genommen hatten.

Kaum war auch die letzte Kamera ausgeschaltet, standen Shawn und ich gleichzeitig auf und verließen den Raum.

»Was zum Teufel sollte das, Shawn?«, fragte ich völlig außer Puste, während ich mit eiligen Schritten Shawn folgte, der förmlich rannte. »Wenn ich Andrew in die Finger bekomme«, brummte er und hielt einfach nicht an. Schließlich war ich es leid ihn ständig nur hinterherzurennen und packte ihn an der Schulter. 

»Shawn, bleib stehen. Kannst du mir bitte erklären was los ich? Ich wurde gerade in irgendein Interview geschmissen und habe keine Ahnung.« Meine Worte hatten anscheinend endlich Wirkung, denn er blieb stehen und vergrub sich sein Gesicht in seinen Händen. »Eliza, es tut mir leid. Es gab eine totale Panne bei der Organisation. Andrew und ich dachten, der Livestream wäre nur ein Interview von mir alleine, aber anscheinend wollten sie dich auch unbedingt dabei haben. Andrew wollte sich noch herholen, aber ich war dagegen, vor allem weil ich dachte du bist sowieso noch bei der Ausstellung. Wirklich, versteh mich nicht falsch, er ist ein netter Kerl, aber sehr perfektionistisch. Ich glaube er wollte dich schon eigenständig suchen gehen, dann bist du ihn direkt in die Arme gelaufen.« Er machte eine kurze Pause und holte tief Luft. »Mal abgesehen davon, dass es total schwachsinnig und hirnrissig war, dich da einfach so ohne Vorbereitung reinzuwerfen. Der Boulevard zerreißt sich über jede kleine Sache das Maul.« Seine Worte waren hart, aber wahr. Shawn bemerkte, dass ich bei seinen Worten ein wenig zusammenzuckte. »Aber du hast das toll gemacht, wirklich. Ich will nur nicht, dass du wieder in irgendwelche Geschichten wegen mir reingezogen wirst.« Ich schüttelte lächelnd den Kopf. »Ach, Shawn...«, murmelte ich leise und begann mit einer seiner Locken zu spielen.

Ich spürte schon seinen Atem in meinen Gesicht, als wir plötzlich wieder auseinander fuhren.

»Shawn? Kommst du kurz mit zum Soundcheck?« Eine schwarz-gekleidete Mitarbeiterin mit Headset stand vor uns. Peinlich berührt standen wir nebeneinander. »Natürlich. Bis später, Lizzy.« Shawn gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor er der Mitarbeiterin mit eiligen Schritten folgte.

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Ich hoffe ihr hattet einen schönen Valentinstag! :D

Ich zu meinem habe den Nachmittag mit einen guten Buch alleine, eingemummelt in einer Decke verbracht, haha.

Gestern war in Prinzip auch der Tag, wo im Zeitraum des Buches Shawn und Eliza zum ersten Mal aufeinander getroffen haben.

Und mittlerweile schreibe ich an diesen Buch schon ein Jahr.

Wie schnell die Zeit vergeht.

-Holunderlimonade

New Zealand Girl [Shawn Mendes Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt