Kapitel 8 ✔️

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Belle

»Nein so macht man das nicht.« Seufzend nahm mir Melody die Wäsche aus der Hand und zeigte mir noch einmal, wie man sie wusch.

In den See tunken, Waschmittel zuführen, gründlich schrubben und wieder ins Wasser tunken.

Nachdem ich bei Elizabeth abgesetzt wurde, nahm sie mich gleich mit zum 'gemeinsamen Putzen'. So nannten sie es hier. Frauen trafen sich am See, tratschten und wuschen zusammen ihre Wäsche. Andere putzten Gemeinschaftshäuser und halfen in kleinen Läden aus. Und das taten sie sogar mit Freude.

Melody war die Ärztin, die mir half. Sie hatte in der Praxis nichts mehr zu tun und kam daher zur Hilfe.

Insgesamt war ich positiv überrascht vom schwarzen Viertel. Ich hätte gedacht, dass es den Leuten viel schlechter erging. Niemand wusste, wo das schwarze Viertel lag, außer den Menschen, die hier lebten. Auch wenn man das wusste, war dies unverzüglich bei den Vorgesetzten zu melden. Denn, würde jemand unerlaubt mit Farblosen in Kontakt treten, würde das strenge Konsequenzen mit sich ziehen.

»Verstanden.« Ich fasste nach dem Kleidungsstück und versuche es erneut.

Diesmal schaffte ich es einigermaßen. Ich stand auf und ging zu den Bäumen, zwischen denen ein Seil aufgespannt war, und hing das Shirt auf. Nicht mal im Traum wäre es mit eingefallen, dass ich mal auf diese Art Wäsche waschen würde.

Die Frauen, an denen ich gerade vorbeilief, sahen mit fassungslos zu. Seit ich hier war, starrten mich viele ununterbrochen an. Anfangs dachte ich, es wäre aus Neugier, aber schnell wurde mir klar, dass sie mir nur an den Kragen wollten. Unter ihnen gab es jedoch auch Freundliche, die mir halfen und mich freundlich empfangen.

»Ich schätze mal, dass du sowas nie zuhause gemacht hast, was?« Melody sah mir schmunzelnd dabei zu, wie ich gerade erfolglos versuchte ein Paar Socken zu waschen.

Frustriert ließ ich die Schultern hängen. »Dafür haben wir unsere Diener und sie haben Waschmaschinen.« Für diese Aussage erntete ich einen Lacher ihrerseits.

Was war daran so witzig? Das war eine Tatsache.

Unbehaglich kratzte ich mich am Nacken. Auf einmal war mir das irgendwie peinlich. Sie hatten nichts, während ich alles hatte. Ich hatte das als selbstverständlich gesehen. All den Luxus.

»Das muss dir nicht peinlich sein.« Freundlich sah sie mir zu und nahm mir letztendlich die Socken aus der Hand, tunkte diese ins Wasser und machte sie in binnen Sekunden sauber. Am liebsten würde ich mein rotes Kleid auch waschen. Es hatte überall Flecken.

»Wow, ich habe zehn Minuten gebraucht und es nicht mal ansatzweise so sauber hinbekommen wie du in nur wenigen Sekunden.«

»Du wirst dich daran gewöhnen.«, lachte sie und blickte abwesend die nächsten Paare an.

»Denkst du, ich werde lange bleiben?«, fragte ich unsicher.

Sie lachte leise und antwortete erst nicht auf meine Frage. »Kann sein, aber hey, vielleicht kannst du dich dann mit ihnen anfreunden.« Melody deutete mit dem Daumen hinter uns, wo gerade zwei Frauen saßen und mir böse Blicke zuwarfen. Dann widmen sie sich wieder ihrer Arbeit.

»Wir werden sogar beste Freunde.«, gab ich ironisch von mir und stimmte mit ihrem Lachen ein.

Und mit einem Mal verspürte ich ein Ziehen in der Brust. Meine beste Freundin machte sich sicherlich auch schon Sorgen um mich. Es war nicht mal ein Tag und ich vermisste sie auf einmal.

Um ehrlich zu sein, hatte ich nur eine wahre Freundin, meine beste Freundin Shelly. Wir hatten uns als kleine Kinder durch unsere Väter kennengelernt. Sie arbeiteten zusammen im General-Hauptsitz. Man konnte Melody und Shelly aber keineswegs vergleichen. Shelly war ein Mensch, der sich gerne verwöhnen ließ. Sie würde niemals auch nur einen Finger krümmen, um bei der Hausarbeit mitzuhelfen. Selbst ihre Hausaufgaben erledigte ihr Nachhilfelehrer. Ihre Noten waren grauenvoll, aber dank dem Geld ihres Vaters, musste sie noch nie einen einzigen Gedanken daran verschwenden. Kurz erläutert: Shelly war ein fauler Mensch.

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