Kapitel 25

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Belle

Mit zittrigen Fingern steckte ich bereits den fünften Schlüssel in das Schloss, aber wieder ließ die Tür sich nicht öffnen. Genau als ich den Nächsten ausprobieren wollte, rutschte es mir aus der Hand und erzeugte eine kleine Schallwelle durch den Tunnel.

"Verdammt", murmelte ich angespannt und fuhr mir frustriert durch die Haare.

Dann beugte ich mich und hob diesen wieder auf. Bei welchem Schlüssel war ich jetzt? Ich biss mir wütend auf die Zunge und pickte einfach eins raus und stopfte diesen aggressiv ins Loch, aber hielt inne als dieser sich auch drehen ließ. Gefunden!

Schnell stieß ich die Tür auf und öffnete auch das Nächste mit demselben Schlüssel.

"Jack", flüsterte ich und rüttelte vorsichtig an seinem Arm, da er noch immer schlief. Er brummte leise vor sich hin, aber regte sich nicht. Ich atmete tief aus und versuchte es erneut, diesmal lauter. "Wach auf"

Und tatsächlich, er drehte sich zu mir und öffnete ein Auge. "Was ist", murmelte er verschlafen.

"Es ist soweit, wir verschwinden hier. Los!", berichtete ich ihm aufgeregt.

Wie vom Blitz getroffen setzte er sich kerzengerade auf. "Was?!"

"Hier", ich überreichte ihm Chris' Waffe.

Der Farblose starrte diesen mit großen Augen an. "Ist das dein Er-"

"Wir haben nicht lange Zeit, er kann jeden Moment aufwachen", unterbrach ich ihn barsch.

Tief durchatmend fuhr er sich gestresst durch die braunen Haare und stand auf. "Gib her. Darüber werden wir sprechen, wenn wir in Sicherheit sind"

Die Pistole nahm er professionell in den richtigen Griff und humpelte vor mir zur Tür hinaus. Zusammen schlichen wir uns wie Schatten durch den Tunnel. Am Ende des Gangs kamen schließlich die Treppen zum Vorschein. Jack streckte seinen Arm nach hinten und deutete mir somit, hinter ihm zu bleiben. Das nahm ich gerne hin.

Langsam wagte er den ersten Schritt und ging dann weiter hoch. Es waren nicht viele Stufen und wir waren oben in einem leeren Gang mit weiteren vielen Türen an den Wänden. Allein der Gedanke, dass ein Gelber jederzeit aus einer dieser Türen raus spazieren könnte, ließ mich erschaudern.

"Hier sollten wir schneller voran laufen", flüsterte Jack mir leise zu, was ich nur mit einem Nicken erwiderte.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und meine Knie wurden weich. Das hier könnte womöglich unser Ende bedeuten. Aber auch nur, wenn wir erwischt wurden. Ich schluckte. Das war kein guter Zeitpunkt um mich mit solchen Gedanken zu beschäftigen.

Deswegen joggte ich schnell Jack hinterher. Den Kopf dauernd nach rechts und links schwingend kamen wir am Ende des Flures an. Aber durch welche Tür mussten wir nochmal?

Ich tippte Jack an der Schulter und warf ihm einen fragenden Blick zu. Dieser verstand meine Sorge, nickte mit dem Kopf auf die linke Tür und deutete mit den Augen auf die Schlüssel in meiner Hand, die ich fest in der Faust hielt. Aus Angst, sie würden rascheln und uns verraten.

Sofort rauschte ich an die gegenüberliegende Tür und versuchte es mit diversen Schlüsseln. Die Lage schien aussichtslos bis der Letzte endlich reinpasste.

"George!", ertönte plötzlich eine laute Stimme vom Anfang des Ganges, aus der wir kamen.

Vor Schreck ließ ich vom Bund ab und presste mich reflexartig an die Tür. Zum Glück hielt der eine Schlüssel den Rest. Trotzdem raschelte es einwenig. Schluckend suchte ich mit den Augen nach Jack und konnte nur seine Umrisse wahrnehmen. Er tat es mir nach und klebte sich an eine Tür, dessen Rahmen ihn versteckte. Es war dunkel genug um versteckt zu bleiben. Vorsichtig lugte ich zum Gelben, den man unter der einzigen Lichtquelle schwach sehen konnte.

Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass er betrunken war. Mit einer Flasche in der Hand schwankte er langsam auf uns zu. Er hatte nichts gehört. Auch wenn, sein Gehirn war gerade nicht imstande irgendetwas zu realisieren. Durch diese Erkenntnis beruhigte sich mein rasendes Herz bisschen.

"George!", lallte er erneut durch den kleinen Tunnel.

Wenn er so weiter machen würde, könnte ihn jemand hören und wir wären umzingelt von Feinden. Unser Plan wäre dann durchkreuzt worden... von einem Betrunkenen. Super!

Jetzt war er nur noch wenige Schritte entfernt und ich stand noch immer wie erstarrt da. Wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte.

Und mit einem Satz sprang Jack vor und schlug mit dem Griff der Pistole auf den Hinterkopf des Betrunkenen, der gleich darauf zu Boden sackte. Meine Kinnlade klappte auf.

"Wir hätten das auch anders regeln können", zischte ich leise.

Wo sollten wir ihn jetzt verstecken? Hier auf dem Gang lassen war definitiv keine Option. Hier würde man erst ihn und später uns finden!

"Bis dahin sind wir weg", flüsterte Jack augenverdrehend, sperrte die nächste Tür auf und ging einfach weiter.

Fassungslos warf ich dem regungslosem Körper am Boden einen letzten Blick zu und folgte ihm dann. Kaum trat ich über die Türschwelle, wurde ich sofort zur Seite gezogen, weswegen ich erschrocken aufschrie. Dies wurde aber durch die Hand auf meinem Mund sofort gedämpft.

Panisch schlug ich mit dem Ellenbogen zur Seite und traf auf eine heute Brust. Ich zappelte um mein Leben und wollte nach Jack rufen, als die Person mich auch noch zu Boden rang. "Ich bins", hörte ich eine leise bekannte Stimme flüstern.

Fassungslos starrte ich in die dunklen Augen von Jack. Wieso zur Hölle tat er das?! Wenn Blicke töten könnten, würde er jetzt sicher nicht mehr atmen. Denn so böse guckte ich ihn auch an. Dieser Mistkerl! Aber als er kurz zur Seite nickte, verstand ich es langsam.

Wir befanden uns nun in der Eingangshalle. Wir kamen aus einer kleinen Nebentür, weswegen uns niemand erblickt hatte.

Mein Herzschlag verschnellerte sich automatisch um das Doppelte, als ich die zwei gelben Wächter am Eingang erkannte, ungefähr zehn Meter weg. Ist ein gewaltiger Abstand, aber trotzdem würden sie uns hören und sehen können. Sie standen jeweils am Rand des großen Tors, der zu unserer Freiheit führte, mit langen Waffen in der Hand. Jack nickte mit dem Kopf hinter die Rezeption, welches nicht weit weg von uns lag. Deswegen krochen wir auf den Knien hin und versuchten möglichst nicht aufzufallen. Als wir so gut wie sicher vom Blickfeld der Feinde waren, stieß ich leise Luft aus und ließ neues in mich einströmen.

Wann war das alles endlich vorbei?

Ein Tippen an meinem Arm, ließ mich zu Jack schauen. "Das Büro", hörte ich ihn flüstern.

Ich verstand nicht worauf er hinaus wollte. Büro? "Was?"

Er zeigte mit dem Finger auf eine Tür gleich vor unserer Nase. Das Problem dabei jedoch war, das wenn wir da durch wollten, die Gelben uns sicherlich erwischen würden.

Daran dachte der Farblose aber anscheinend erst gar nicht als er einen Schlüssel nach dem Anderen leise ins Schloss steckte. Ich rieb mir die Stirn. Gott, war er bescheuert?

Red PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt