Kapitel 3 ✔️

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Belle

Panisch schlug ich um mich. Mit meiner ganzen Kraft schaffte ich es, den Fremden von mir zu schubsen.

Ich keuchte.

Entsetzt stellte ich fest, dass hinter ihm mehr als ein Dutzend weiterer Menschen standen.

Ihre Kleidung war alt und dreckig, weswegen mein Blick automatisch auf ihre Handgelenke fiel. Schwarze Armbänder. Meine Augen wurden groß. Langsam dämmerte es bei mir, wer gerade vor mir stand. Farblose.

Um mehr Abstand zwischen uns zu schaffen, trat ich zurück.

»Du willst sicher nicht den Abhang runterrollen.«, rief einer von hinten.

Abrupt blieb ich stehen und sah ängstlich hinter. Tatsächlich war ich gefährlich nah am Felsenende.

»Die Rote Prinzessin.«, trat nun die Person hervor, die mich gewarnt hatte. Grinsend kam er mir viel zu nah. Ich musste zu dem jungen Mann aufblicken, um ihm in die dunklen Augen zu sehen.

»Was wollte ihr?« Meine Stimme zitterte, obwohl ich schwer versuchte selbstsicher zu klingen.

Er durfte meine Angst nicht spüren, das Zittern in meiner Stimme nicht hören. Das würde ihm mehr Macht verleihen. Ich hatte das unangenehme Gefühl, dass er das Sagen hier hatte. Deswegen reckte ich das Kinn und sah ihm geradewegs in die Augen.

Kurz blitzte Überraschung in ihnen auf.

»Drake.« Er gab jemandem, ohne den Blickkontakt zwischen uns abzubrechen, ein Handzeichen, worauf man mich schmerzhaft am Arm packte.

Ich zischte auf und versuchte mich zu befreien. Jedoch zerrte mich dieser Typ tiefer in den Wald. Der Rest folgte uns tuschelnd.

Was waren das nur für Menschen?

»Lass mich los! Ich schwöre die bei Gott, wenn mein Vater das-«

»Jaja, dann reißt er uns den Arsch auf. Schon verstanden.«, schubste dieser Drake mich kräftig zu Boden und schnaubte verächtlich.

Die Anderen bildeten einen Kreis um uns und beobachteten gespannt das Szenario. Aus Instinkt kroch ich weg von ihm und sah mich nach Hilfe um. Mein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Wie sollte ich mich wehren, wenn sie mir was antaten?

»Jack, was wollen wir mit der Kleinen eigentlich machen?«

Wie bereits vermutet, trat der Mann hervor, von dem ich bereits geahnt hatte, dass er der Anführer sei. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt, blickte er verachtend zu mir herab. Wie ein Stück Dreck lag ich auf dem Boden. Ich wollte mich aufrichten, aber Drake drückte mich mit dem Fuß wieder zurück.

Mit dem Gesicht nach vorne, wurde ich in die Äste gedrückt. Die Dornen stachen mir ins Gesicht, als er endlich abließ. Tränen keimten auf. Es lag nicht an den Schmerzen, die ich gerade im Gesicht und am Arm verspürte, nein, viel mehr war es dieses unbekannte Gefühl in mir. Das Gefühl war abscheulich. Es war erniedrigend.

Jack sah mir nun direkt in die Augen, worauf ich sofort meinen Blick abwand. Er sollte meine wässrigen Augen nicht sehen. Unauffällig versuchte ich die Tränen wegzublinzeln.

»Steh auf.« Seine ruhige Stimme jagte mir einen Schauer durch den Rücken.

Ich rührte mich nicht.

»Steh auf.«, widerholte er sich und wollte mich am Arm hochziehen.

Rechtzeitig entzog ich ihm meinen Arm und stand alleine auf. Mutiger stand ich wieder vor ihm. Mein Herz und mein Atem waren unregelmäßig, aber ich hielt ihm stand. »Was wollt ihr?« Meine Stimme war unklar als ich jedes einzelne Wort betonte.

Ich war kurz davor, meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Der große Druck am Hals wollte nicht verschwinden. Noch nie hatte ich auch nur einer Fliege zu Leide getan. Warum also geschah das ausgerechnet mir?

»Nicht so frech.« Ein anderer drückte mir seine ekligen Finger fest auf die Schläfe, worauf mein Kopf leicht zur Seite schwankte. Ich nahm wieder eine aufrechte Position ein.

»Was macht denn eine Prinzessin um diese Uhrzeit im Wald? Hat dich dein Daddy nicht vor den lauernden Gefahren gewarnt?«, fragte Drake mit gespielt hoher Stimme und sah mich mit einer unschuldigen Miene an.

Ich sah ihn an. »Ich sehe hier keine Gefahr.«

Ich erlaubte mir ein siegessicheres Grinsen und es fühlte sich, wenn auch nur für einen kurzen Moment, gut an. Als hätte ich für paar Sekunden die Oberhand dieser Situation gemeistert.

Jack hinter ihm schloss kurz tiefatmend die Augen, während Drakes Gesichtsausdruck in sich zusammenfiel. Verständnislos zog er eine Augenbraue hoch. »Echt mutig in deiner Situation sowas zu behaupten.«

Er zog sich zurück.

Meine Mundwinkel sanken jedoch sofort als ein grimmiger Jack auf mich zu gestampft kam. »Wir haben keine Zeit für so eine Scheiße. Wir nehmen sie mit.«

Und schon wieder wurde ich an beiden Armen gepackt und gezerrt. »Lasst mich los!«, zischte ich wütend.

Wir gingen tiefer in den Wald.

»Hilfe!«, schrie ich und bekam wieder nasse Augen. Kräftig trat ich um mich und rief nach Hilfe. Auch wenn ich wusste, dass ich nicht mal die geringste Chance gegen sie hatte, sträubte ich mich gegen sie.

Das ging eine ganze Weile weiter so. Irgendwann gab ich es auf. Mir fehlte einfach die nötige Kraft. Ich schluchzte in die Dunkelheit. Es war eine dumme Idee raus zu schleichen.

»Bitte.«, hauchte ich erschöpft. »Lasst mich in Ruhe, bitte.«

Meine Fußsohlen brannten inzwischen wie Feuer und meine Beine machten auch langsam schlapp. Jetzt spürte ich die Kälte meine nackten Beine umhüllen. »Ihr könnt alles haben, was euer Herz begehrt, ehrlich! Mein Vater kann euch alles geben!«

»Halt endlich die Klappe!«, brüllte der Farbloser an meiner linken Seite und drückte fest zu. Ich wimmerte leise und blieb ruhig.

Bitte, war das nur ein Traum. Ich würde gleich aufstehen, mit Daddy frühstücken und den ganzen Tag mit ihm verbringen.

Als Jack auf mich zu rannte, mir seine dreckige Hand auf den Mund drückte und meinen Rücken fest an sich presste, wusste ich, dass das hier die Realität war. Kein Albtraum.

Ich schlug mit den Ellenbogen nach hinten, in der Hoffnung, etwas zu bezwecken, aber ich versagte. »Wenn du nicht ruhig bleibst, breche ich dir dein verdammtes Genick, verstanden?!«

Augenblicklich hielt ich inne und versuchte mein Atem zu kontrollieren. Eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus, ein Knoten bildete sich im Hals und meine Nackenhaare stellten sich auf.

Tränen liefen mir erneut über die Wangen, aber ich konnte sie nicht wegwischen, da mir die Hände festgehalten werden. Ich verstand die Welt nicht mehr. Die ganze Zeit schrie ich rum und jetzt störte es sie auf einmal, dass ich nicht ruhig bleiben konnte?

Doch dann sah ich es auch.

Red PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt