Kapitel 53

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Belle

Während es draußen schüttete, saß ich im Warmen und starrte aus dem Fenster. Regentropfen klatschten auf das Glas und prallten auf dem Fensterbrett ab. Das Geräusch, welches dabei erzeugt wird, beruhigte mich irgendwie.

Aus meinem Zimmer konnte ich in den Wald blicken. So kam es, dass ich seit Jack's Verschwinden vor fünf Wochen, jeden Tag an die Stelle schaute, wo ich ihn reinlaufen sah. Mit diesem klitzekleinen Stück an Hoffnung, er würde zurückkehren. Doch natürlich geschah dies nicht.

Ich hatte einen Fehler getan, aber das tat doch jeder, oder?

"Belle?" Mein Blick wanderte zur Tür, wo Mason bereits fertig angezogen wartete. "Wir müssen langsam los."

Widerwillig stand ich auf und glättete mein bodenlanges rotes Kleid. Langsam fing ich an diese Farbe zu hassen. Zu mir passte ein schwarzes Kleid.

Die Blätter auf meinem Schreibtisch steckte ich in meine Clutch und schlüpfte in meine roten High Heels. Erschöpft trottete ich Mason hinterher, der den Regenschirm öffnete, bevor wir nach draußen traten. Dann öffnete er mir die Autotür, wie es sich für einen Gentleman gehörte.

Früher wäre ich sehr aufgeregt und nervös gewesen, aber jetzt wünschte ich mir, es schnell hinter mich zu bringen und wieder in mein Bett zu schlüpfen. Egal wie das Ergebnis ausfallen würde.

"Geht es dir wirklich gut? Du kannst auch einfach absagen.", warf mir Mason einen besorgten Blick zu.

"Ich habe schon einmal abgesagt. Heute bringe ich es einfach hinter mich, nichts weiter.", erwiderte ich monoton und starrte aus dem Fenster. Das Auto kam vor einer sehr bekannten Halle im blauen Viertel zum stehen. Vor dem Eingang standen schon etliche Reporter und Fotografen, die sich augenblicklich auf uns schmissen, als sie uns erkannten.

"Bereit?" Ich nickte.

Mason ging um das Auto, öffnete die Tür und half mir beim Aussteigen. Danach hakte ich mich bei ihm ein. Die Arbeiter hielten zwei große Regenschirme über meinen Kopf, während ich von Blitzlichtern geblendet wurde. Ich setzte ein falsches Lachen für die Fotografen auf und wanderte möglichst elegant mit Mason an meiner Seite über den roten Teppich.

Die schwere Tür wurde geöffnet und ich trat in das Trockene. Die frische Luft tat gut, deswegen erstickte ich beinahe an der stickigen Luft in der Empfangshalle. Mir wurde der Mantel ausgezogen und auf meinen Wunsch aufgehängt. Ich schnappte mir von einer Theke Weißwein und ein Häppchen.

Mit zwei Bissen schluckte ich das Essen runter und trank aus meinem Getränk. Wir wurden nun zur Halle geleitet, wo schon diverse Menschen an runden Stehtischen standen und auf irgendwas anstießen.

Im selben Augenblick, wie man mich erblickte, wurde applaudiert und ich wurde mit Glückwünschen zu meiner ersten Rede überhäuft. Es fiel mir enorm schwer, mein Lächeln beizubehalten, wenn ich daran dachte, was für falsche Menschen sich hier heute getroffen hatten, um mir zuzuhören. Auch ich war falsch.

"Ihr Vater wartet bereits auf Sie." Ein Kellner führte mich zu der hinteren Ecke, zum VIP-Platz.

Wie unnötig, dachte ich mir, als ich mich zu meiner und Masons Familie gesellte, die auf einer großen roten Couch saßen und sich prächtig unterhielten. Vor ihnen lagen verschiedene Getränke und Häppchen auf dem Tisch.

Ich sah kurz nach Mason, der bei anderen Blauen abgeblieben war. Als er mich entdeckte, winkte er mir kurz und verdeutlichte, dass er gleich nachkommen würde. Ich nickte.

Nachdem ich mich bei dem Kellner bedankte, widmete ich meine Aufmerksamkeit Emily, die zu mir gerannt kam.

"Belle!", rief sie freudig. Auch sie wurde in eine rotes Kleid gesteckt.

Red PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt