Kapitel 23

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Belle

"Was genau ist passiert?"

Er antwortete nicht, sondern schloss die Augen. Sein rechtes Auge war inzwischen lila und richtig angeschwollen. Wenn er die Augen geöffnet hatte, war es noch immer so, als wäre eins fast geschlossen.

"Warte, ich helfe dir", sprach ich sanft auf ihn ein, als er schließlich versuchte, sich hinzulegen.

"Zieh dein Shirt hoch, ich will nach deiner Wunde sehen"

"Nicht nötig", schüttelte er den Kopf.

Seine Stimme klang erschöpft.

Ich verdrehte die Augen und schob sein T-Shirt vorsichtig hoch. Gleich darauf packte er mein Handgelenk und drückte es von sich weg. Aber zu spät, ich hatte bereits gesehen, weshalb seine Kleidung so blutig war. Seine Wunde war aufgerissen.

"Jack lass das. Schieb es hoch!", rief ich panisch.

Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich kniete mich näher zu ihm. Erneut griff ich nach dem Saum seines Shirts und zog es hoch. Mir klappte die Kinnlade auf. Wie konnte er gerade so unbeschwert dasitzen? Meine Hand wanderte automatisch zu meinem Mund und ich riss mich zusammen nicht los zu weinen.

Es floss noch Blut daraus. Zu viel Blut. Sowas konnte ich nicht behandeln. Er brauchte einen Arzt, sofort!

Langsam schob ich sein Oberteil weiter höher. Er ließ es diesmal zu und seufzte tief. Ich schluckte. Er hatte neue Schnittwunden. Zwar nicht so tief wie die eine, aber dennoch schmerzhafte und ernstzunehmende Schnitte. Ungefähr fünf Stück. Verteilt auf seiner Brust.

Sie waren nicht so lang, dass sie genäht werden mussten. Ich denke, ein großes Pflaster sollte reichen.

Mit zittrigen Händen öffnete ich den Koffer und nahm Desinfektionsmittel, Handschuhe und Tücher raus. Bevor ich das Mittel auf das Tuch schüttete, wagte ich einen Blick auf Jack. Er hatte die Augen geschlossen und lag einfach da. Sein Brustkorb hob und senkte sich schwer. Ich konnte an seiner angespannten Kiefer erkennen, dass er die Schmerzen unterdrückte. Wahrscheinlich wollte er nicht zeigen, dass er welche verspürte.

"Das wird jetzt brennen", warnte ich ihn.

Der Farblose brummte nur kurz, was ich als Bestätigung annahm, weiterzumachen. Deswegen atmete ich einmal ganz tief durch und wischte vorerst das ganze Blut weg. Es floss direkt Frisches raus, weswegen ich erst mit den Tüchern drauf drückte und bisschen wartete. Dabei passte ich auf, ihm nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten. Danach beeilte ich mich einwenig.

Oder sollte man erst warten, dass die Blutung komplett stoppt? Gott, ich wusste es nicht.

Zugegeben, sowas hatte ich bis jetzt noch nie getan, aber schon in diversen Filmen und Serien gesehen.

Nun tupfte ich behutsam Desinfektionsmittel auf die erste Wunde und biss mir auf die Unterlippe. Das musste höllisch weh tun.

Um Jack irgendwie abzulenken, erzählte ich ihm einen möglichen Fluchtplan. Keine Ahnung, ob er mich überhaupt hörte, da er gerade vor sich hin döste.

"Ich wüsste einen Weg, hier rauszukommen", begann ich. "Ich weiß wir haben bereits einen Plan, aber ich habe nachgedacht und es gibt bessere Wege"

"Und der wäre?", presste er mühsam hervor.

Anscheinend schlief er doch nicht.

Ich säuberte gerade die dritte Schnittverletzung, als ich ihm antwortete: "Wir machen es, wie du es am Anfang erwähnt hast, aber jetzt, wo du verletzt bist, liegt es mehr an mir. Ich werde ..."

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