Kapitel 45

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Jack

"Morgen ist Weihnachten!", rief Claire freudig aus und sprang auf ihren Bruder.

Dieser lachte und kitzelte sie durch. "Wir haben auch schon ein Geschenk für dich."

Ihre Augen fingen an zu strahlen. "Ehrlich?"

"Denkst du wir kommen mit leeren Händen nach Hause?", grinste Matthew und wuschelte durch ihre Haare.

Wir waren diesmal im gelben Viertel und besorgten uns Medikamente gegen Erkältung und alles was im Winter hier auf uns zukam.

Stumm beobachtete ich sie und rieb mir die Hände. Die Steinhöhle war an diesen Tagen besonders kalt. Deswegen hatten wir auch Decken aus dem Viertel mitgehen lassen.

"Aber wir werden dir dein Geschenk schon heute geben.", sagte ich und stand auf.

Ich lief zum anderen Ende der großen Höhle, an den Menschen vorbei, die zusammen unter Decken kauerten und sich Geschichten erzählten. Sie machten Feuer und lachten gemeinsam. Die Weihnachtszeit war schwer zu überstehen, aber daher rückte jeder umso mehr zusammen.

Angekommen nahm ich die Tüte zur Hand, wo wir ihr Geschenk gepackt hatten. Damit lief ich wieder zurück und reichte es Claire, die schon gespannt darauf wartete. Als die Kleine dann auch noch die weiße Jacke rauszog, sammelten sich Tränen in ihren Augen.

Die Jacke war innen sehr weich ausgestattet und ihre Kapuze war umrandet mit weichem braunen Fell. Drake nahm das Stoffstück aus ihren Händen und zog es ihr über. Matthew zog den Reisverschluss hoch.

"Danke.", flüsterte sie.

Dann umarmte sie uns drei nacheinander.

"Die kann ich mit Leca teilen!", sagte sie und rannte los.

Ich setzte mich auf einen Stein und rieb mir über das Gesicht. Es war falsch, dass sich ein kleines Mädchen über eine einfache Jacke freute. Sie sollte Freude an Puppen oder an den neusten Spielzeuge empfinden. Doch hier machte auch das kleinste Ding Freude.

"Ich wünschte, wir hätten mehr mitnehmen können.", murmelte Matthew.

Ich nickte, aber zog dann die Augenbrauen zusammen. "Welche Farbe ist uns am nächsten?"

"Das violette Viertel ... Nein nein nein, wir schaffen es unmöglich bis morgen zurück!"

"Aber stell dir mal vor, wie glücklich auch die anderen Kinder wären!", stellte sich Matt auf meine Seite.

Nur ein einziger Satz, welcher ihm unter die Haut ging.

Drake stöhnte ergeben auf. "Und was wird Bill dazu sagen?"

"Das kläre ich jetzt schnell und dann lasst uns losgehen."

Ich lief ins Büro von meinem Großvater. Den Vorhang schob ich schnell zur Seite und betrat es ohne Vorankündigung.

"Geht's noch?! Du kannst nicht immer einfach reinplatzen.", warf dieser mir sofort von seinem Sofa aus vor.

Ich ignorierte ihn. "Wir brauchen deine Erlaubnis um wieder loszuziehen und mehr Jacken und Decken zu besorgen. Für die Kinder wenigstens."

Auch wenn er diese Aufgabe ablehnen würde, gehe ich weg. Doch aus Respekt versuchte ich es immer bei ihm.

Mein Großvater seufzte und stand auf. Und genau als ich dachte er würde wieder die alte Leier abziehen, klopfte er mir auf die Schulter.

Ich versuchte meine Überraschung für mich zu behalten, aber das war schwerer als gedacht bei so einer unerwarteten Reaktion.

"Macht das. Diese Kinder sollen mal an Weihnachten Glück empfinden. Nimmt mehr Leute mit und wenn möglich nimmt ein oder zwei Brettspielte mit. Jemand sollte auch Schokolade, Mandarinen, Walnüsse und Fleisch, O-Saft und Kakao mitnehmen. Dieses Weihnachten soll was besonderes werden!"

Red PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt