Kapitel 52

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Belle

"Hör mir bitte endlich zu!", stieß ich verzweifelt aus und raufte mir die Haare.

Jack wollte unbedingt den Zeitplan halten. Und wenn Matt hier ist, würde er mir zu hören. Wie denn? Matthew existierte nicht mehr. Er war tot. Mein Vater und Masons Vater haben ihn umgebracht. Aber auch an unseren Händen klebte sein Blut. Wir kamen zu spät. Wir hätten sie anrufen können, wir hätten gegen unsere Väter schon viel früher antreten sollen.

"Hörst du schlecht? Wir müssen jetzt los. Klammer nicht an ihm wie ein Äffchen.", motzte Drake mich an und erntete dafür einen warnenden Blick von Jack.

"Wir sind in einer Stunde wieder da.", sagte Jack an mich gerichtet.

Masons Hand lag auf meiner Schulter, um mit Mut zu geben. Und als sie die Haustür öffneten, ließ ich es raus.

"Matthew ist tot!"

Augenblick verharrten beide in ihren Positionen. Keiner sagte etwas oder bewegte sich. Ich schluckte. So wollte ich die Sache ganz sicher nicht anpacken. Masons Hand verkrampfte sich auf meiner Schulter. Wir warteten auf die Reaktionen ab. Diese blieb für eine Weile aus.

Dann drehte sich Jack langsam um und sah mir geradewegs in die Augen. In meinen Augen sammelten sich bereits Tränen.

"Du verarschst mich doch jetzt." Er schüttelte den Kopf und rang sich ein halbes Lächeln.

Mit geschlossenen Augen schüttelte ich den Kopf und öffnete sie wieder.

Er wurde kurz still. "Was?"

"M-Matt ist tot." Ich zitterte. Meine Angst war groß.

"Was zur Hölle heißt für dich, er ist tot?!", brüllte er plötzlich und kam mir näher.

Eingeschüchtert taumelte ich zurück. Darauf wusste ich nichts zu sagen.

"Seit wann? Ist heute etwas passiert?", vernahm ich Drakes brüchige Stimme.

"E-Er ist gleich an seinem ersten Tag im Kerker umgebracht worden, w-weil er nicht geredet hat." Meine Stimme war leise und zittrig. Mein Blick auf den Boden gerichtet.

Mit glühenden Wangen traute ich mich schließlich Jack anzusehen. Seine Augen glänzten, seine Nasenflügel bebten, sein Kiefer war angespannt und seine Pulsader stach extrem hervor. Ich konnte mir nicht mal im Geringsten vorstellen, was in seinem Kopf gerade vorging.

"Du lügst mich seit zwei Wochen an?" Er trat noch einen Schritt näher, weswegen ich mich schon fast an Mason presste. "Die ganze Zeit machst du mir Hoffnungen, dass ich meinen Bruder heil aus der Hölle kriege?" Seine Stimme klang gefährlich ruhig.

Mein Herz raste, Tränen rinnen über mein Gesicht. Vor diesem Moment hatte ich so tierische Angst.

Jack kam direkt vor mir zum Stehen. Ich blickte weg.

"Sieh mich an.", sagte er ruhig. Schluckend schloss ich kurz die Augen. "Fuck, Sieh mich an!", brüllte er plötzlich laut.

Schluchzend hob ich meinen Blick. Seine Augen glänzten auffällig, als er mir den Rücken zukehrte und mit einem Mal den Spiegel neben mir zu Boden riss. Der Schuhschrank, dann die Bilder an der Wand folgten. Erschrocken wich ich zurück und klammerte mich an Masons Arm, der angespannt wirkte.

"Wie?!", schrie Jack außer sich. "Wie konntest du mir diese Scheiße antun?! Was war dein Ziel, huh? Dich über einen Farblosen amüsieren, der seinen Freund verloren hat?! Seine Geduld auf die Probe stellen, seine Plandenkweise experimentieren, oder was? Sag doch was?!" Er raufte sich wutentbrannt die Haare.

Drake hielt sich aus der Sache raus, aber man sah ihm an, dass er mich am liebsten mit der Waffe in seinem Hosenbund erschießen würde.

"E-Es tut m-mir-"

"Bleib mir fern mit dieser Scheiße.", keuchte Jack und hob drohend den Finger. "Bleib mir fern."

Mit diesen Worten lief er an Drake vorbei, raus aus dem Haus. Genau als ich ihm folgen wollte, hielt Drake mich auf. Ununterbrochen flossen frische Tränen aus meinen Augen. So blickte ich verzweifelt zu ihm auf.

"Ich habe dir noch nie vertraut.", sagte er in einem Tonfall der neu von ihm war. "Aber das hätte ich selbst von dir nicht erwartet."

Dieser einfache Satz setzte mir mehr zu als ich dachte. Es war wie ein harter Schlag in die Magengrube.

Ich hatte alles kaputt gemacht. Jetzt war es also endgültig vorbei. Wie sollte ich mit so einem Gewissen schlafen gehen? Mein Herz klopfte in meinem Körper weiter, aber hatte in meiner Seele längst aufgehört zu schlagen. Jetzt hatte ich das Niveau meines Vaters erreicht, wobei ich mir versprochen hatte, nie so zu werden wie er.

"Ihr seid ab jetzt verantwortlich für das, was folgen wird. Es ist an der Zeit, dass euer Blut fließt, denn, fuck, wir haben schon genug gelitten."

Drake folgte seinem Kumpel in den Wald, während ich auf die Knie fiel und ihm dabei zusah. Ich wollte hinterher, aber mein Körper reagierte nicht auf mich. Mason schaffte es nicht, mich auf die Beine zu bringen.

Ich schluchzte in die Stille, als keiner der beiden mehr in Sicht war. Mein Brustkorb zog sich immer und immer wieder schmerzhaft zusammen. Wie sollte ich jetzt noch leben? Ich hatte ein Menschenleben auf dem Gewissen. Ich hatte mit Jack's Stolz gespielt. Ich war selber ein Monster, wie mein Dad.

Vielleicht lag das einfach im Blut. Aber warum fühlte ich mich so grauenhaft?

"Es war nicht deine Schuld, Belle.", kniete sich Mason neben mich. "Das waren unsere Väter, schon vergessen? Wir konnten nichts mehr für ihn tun."

Genau das redete er sich auch selbst ein. Dessen war ich mir Bewusst. Mason wurde auch von Albträumen und Schlaflosigkeit geplagt. Ich sah ihn, während ich ins Gästezimmer schlich, auf der Couch sitzen. Sein Gesicht vergraben in den Händen. Jedesmal wenn ich zu ihm wollte, hielt mich der Gedanke auf, dass er womöglich alleine sein wollte.

"Wir sind stundenlang vor dem Büro gesessen. In der Zeit hätten wir viel anrichten können.", flüsterte ich mit gebrochener Stimme.

Im Gegensatz zu ihm, hatte ich aber weitere Fehler begangen.







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