Kapitel 28

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Jack

"Hör auf!", brüllte Belle und versuchte mich an der Schulter aufzuhalten.

Ich ignorierte sie und schlug weiter auf Edward ein. Das hier würde ich mir sicher nicht entgehen lassen. Sie wusste nicht, durch was für Qualen ich allein seinetwegen durch musste.

"Bitte!", rief sie über die, noch immer läutenden Sirenen hinweg und griff erneut nach meinem Oberarm.

Unbeirrt schubste ich sie weg und machte weiter, aber hört augenblicklich auf, als ich Belles Schmerzensschrei vernahm. Alarmiert drehte ich mich um und entdeckte sie dort auf dem Boden, wie sie sich an den Kopf hielt. Als sie ihre Hand kurz vom Kopf nahm erkannte ich etwas Rotes. Bei dem Anblick zog sich mein Herz zusammen und Schuldgefühle machten sich in mir breit, als ich sofort auf sie zulief und ihr beim Aufstehen half. Ich musste sie zu fest geschubst haben.

"Es tut mir leid", murmelte ich aufgebracht. "I-Ich..."

Ehrlich gesagt wusste ich keine Entschuldigung hierfür. An ihrer Stelle würde ich mir eine verpassen. Das verdiente ich. Ich hatte nicht mal den Mut, ihr in die Augen zu sehen, denn ich war mir bewusst, dass sie pure Enttäuschung ausstrahlen würden.

Ich versuchte einen Blick auf ihren Kopf zu erhaschen, aber sie funkte dazwischen.

"Jack", rüttelte sie eilig an meinem Arm und deutete auf etwas hinter mir, eher gesagt auf jemanden.

Edward versuchte gerade die Tür aufzusperren um abzuhauen.

"Dreckiger Bastard", knurrte ich noch wütender als davor und griff nach dem Saum seines Shirts, womit ich ihn gewaltig zurück zog.

Mit einer kleinen Handbewegung drückte ich ihn an der Schulter auf die Knie zu Boden.

In Schnelle zog ich meine Waffe raus und presste den Lauf an seine Stirn. Ich musste mich nicht umdrehen um zu sehen, wie Belle sich wahrscheinlich geschockt den Mund hielt. Auch der Gelbe schloss tiefatmend die Augen und schluckte hart.

Ohne groß nachzudenken entlud ich die Waffe und war bereit zu schießen. Das wollte ich auch, denn es war nichts Außergewöhnliches für mich, einen Feinden umzubringen. Aber nur eins hielt mich gerade auf. Belle.

Wie könnte ich ihr so einen scheußlichen Anblick ins Gehirn brennen, wovon sie noch lange die Folgen ertragen müsste? Und außerdem würde sie mich hassen. Ich weiß nicht, ob ich es ertragen könnte. Vielleicht war auch genau das richtig. Dass sie mich hasst. Abgrundtief aus tiefster Seele hasst. Ja, denn vielleicht könnte ich mich so wieder auf meine Arbeit konzentrieren.

Ich holte tief Luft und drückte die Pistole fester gegen Edwards Kopf.

"Nein", hörte ich Belles klare Stimme. "Bitte nicht"

Es war nur ein kleines Hauchen, aber ich konnte es hören. Laut und deutlich.

"Fuck", murrte ich hektisch. "Wir müssen weg!"

Mit diesen Worten schlug ich Edward kräftig auf den Nacken, worauf er sofort ohnmächtig zur Seite kippte.

Wir hatten gerade ein ernstes Problem, ich konnte Belles leise Stimme hören. Die Sirenen, sie läuteten nicht mehr.

Ich zog Edward die dünne Jacke aus und zog sie mir eilig über. Die würden wir später sicher brauchen.

In Sekunden packte ich Belle am Handgelenk, stürmte ins Büro und öffnete die weiße Tür mit dem vorherigen Schlüssel. Ein langer dunkler Gang machte sich vor uns breit. Mit dem Telefon als Lichtquelle, rannten wir schließlich Hand in Hand durch diesen Weg zur Außenwelt.

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