Kapitel 9.

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Ich war gerade im Innenhof und betrachtete von außen das Gebäude. Es sah wirklich schon ziemlich alt aus, was natürlich passte, wenn ich an das Gespräch mit Lea dachte. Nachdenklich wandt ich mich von dem Gebäude ab und ging ziellos draußen umher. Es fing langsam an zu dämmern, da es schon spät geworden war. Ich blickte auf den Wald, der vor mir lag und beschloss, mich dort ein wenig umzusehen. Ich ging auf den Wald zu und entdeckte einen kleinen Pfad, den ich ansteuerte. Damals wo ich noch kleiner war, war ich öfters mit Grandpa im Wald und das sogar ziemlich gerne. Die Stille, die er ausstrahlte hatte immer irgendwie etwas beruhigendes, zumindest für mich.

Als der Pfad mitten im Wald plötzlich endete blickte ich mich um und entdeckte, dass zu meiner linken Seite die Pflanzen zertreten waren, wodurch man erkennen konnte, dass dort wohl öfters Leute lang liefen. Neugierig wie ich war, schlug ich den Weg ein. Das ist keine gute Idee, du Dummkopf! herrschte mich meine innere Stimme an. Mach, dass du zurück auf den Weg kommst und dann verschwinde hier! Wir sollten hier nicht sein! Ach halt die Klappe, sonst bist du auch nicht so ein Schisser!

Ich wollte meinen Weg gerade fortsetzen, als ich hinter mir ein lautes Knacken hörte. Erschrocken fuhr ich rum und blickte mich um, doch es war mittlerweile so dunkel, dass ich kaum noch etwas erkennen konnte. Ich spürte einen Windzug und bekam urplötzlich eine Gänsehaut. Ich bewegte mich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war und ehe ich mich versah starrten mich zwei leuchtende Augenpaare an. Ich schluckte und erstarrte sofort. Ich hab's dir gesagt! Ertönte meine innere Stimme wieder, doch ich konnte nichts erwidern.

Ein lautes bedrohliches Knurren ertönte plötzlich von den zwei Augenpaaren, zu denen zwei große Umrisse gehörten. Mehr als Umrisse konnte ich nicht erkennen, doch sie sahen alles andere als wie Menschen auf zwei Beinen aus, eher wie eine Art riesiger Hund? Ich schluckte und ging einen Schritt zurück, da die Gestalten einen bedrohlichen Schritt nach vorne machten. Ehe ich mich versah, stolperte ich auch schon über etwas und landete im hohen Bogen auf meinem Hintern, der zu schmerzen begann. Mein Herz begann wie wild zu schlagen und ich schloss vor Angst die Augen, ehe ein weiteres Knurren ertönte, diesmal aber aus einer anderen Richtung.

Vor Angst, vergrub ich meine Hände neben mir im Boden und spürte, wie mein ganzer Körper zu beben begann. Ich spürte wieder einen Windzug und plötzlich herrschte toten Stille um mich herum. Langsam traute ich mich wieder die Augen zu öffnen und blickte in pure Schwärze. Weder die Gestalten, die zuvor bedrohlich auf mich zugekommen waren, waren zu sehen noch irgendwas anderes. immer noch schwer zitternd sprang ich auf und lief zurück und aus dem Wald hinaus.

Ich stand ziemlich neben mir, versuchte mir aber dennoch nichts anmerken zulassen, als ich über die Wiese lief und an einer kleinen Schülergruppe vorbei ging. Auf dem Weg zurück zum Mädchentrakt fragte ich mich immer wieder, was zur Hölle das gerade im Wald gewesen war, doch mir fiel keine plausible Erklärung ein. Vielleicht sollte ich Lea davon erzählen? Aber wahrscheinlich hielt sie mich dann nur für total gestört. An unserer Zimmertür angekommen fuhr ich mir noch einmal durch's Haar, ehe ich rein ging und die Tür hinter mir schloss. Lea sah von ihrem Schreibtisch auf, scheinbar machte sie immer noch Hausaufgaben.

"Was ist denn mit dir passiert?" Sie sah mich erschrocken an und fuhr dann fort. "Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen." Ich schüttelte leicht den Kopf. "Alles gut, ich bin wahrscheinlich einfach nur gestresst, das ist alles." sie sah mich ungläubig an hakte aber nicht weiter nach, wofür ich ihr echt dankbar war. Ich ging zu meinen Taschen und holte mir schnell eine Schlafshort, ein Top und Sachen für's Bad raus. "Ich gehe schnell duschen." informierte ich sie und verschwand dann im Bad, wo ich meine Sachen ablegte. Ich zog mich aus und sprang dann unter die Dusche. Immer wieder musste ich an diese leuchtenden Augen aus dem Wald denken und immer wieder lief mir dabei ein Schauer über den ganzen Körper. Ich musste unbedingt herausfinden, was das da im Wald war.

Mit diesem Gedanken duschte ich zu Ende und wickelte mich dann in mein Handtuch ein, ehe ich meine Sachen in den Badezimmerschrank räumte und mir dann noch schnell die Zähne putzte. Als ich damit fertig war, bürstete ich mein nasses Haar und band sie mir zu einem strengen Zopf zusammen. Ich zog mir meine Schlafshort und mein Top an, warf die Handtücher in den Wäschekorb und ging dann wieder aus dem Bad.

"Endlich!" ertönte es dort, von der auf dem Stuhl rumzappelnden Lea. "Ich hab gedacht meine Blase platzt gleich!" sie sprang auf und verschwand wie von der Tarantel gestochen im Bad und knallte die Tür hinter sich zu. Ich kicherte und begann dann meine Taschen auszupacken und räumte meine Klamotten in den Schrank ein. Nach einer Weile kam Lea wieder raus und war auch für's Bett fertig gemacht. "Wann müssen wir morgen eigentlich aufstehen?" fragte ich nach und begann mein Ladekabel und ein paar andere Sachen in meinen Nachttisch zu räumen.

Sie warf sich neben mich auf mein Bett und seufzte. "Um 06:00 Uhr, um 07:00 Uhr gibt es Frühstück und um 07:30 Uhr beginnt der Unterricht." sie gähnte leicht und sah dann zu mir. "Wollen wir auf meinem Laptop noch einen Film gucken?" Ich nickte. "Gerne." sie grinste und sprang auf. "Super!" sie holte ihren Laptop vom Schreibtisch und ich legte mich auf meinem Bett zurück. Als sie ihn hatte legte sie sich neben mich und hielt mir mehrere DVD's hin. Ich beäugte sie und hielt ihr dann einen Film hin von dem ich noch nie was gehört hatte. Sie sah mich leicht gequält an. "Wenn wir den gucken, können wir die Nacht nicht schlafen, das weißt du oder?" Ich sah sie entschuldigend an und schüttelte den Kopf. "Der Film sagt mir echt nichts, sorry." sie grinste und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Schon gut, der ist auch eigentlich von meinem Bruder, aber wir können ihn trotzdem gucken." sagte sie und tat ihn dann auch schon rein.

Wir kuschelten uns in unsere Decken und guckten dann den Film. Nach der Hälfte beschlossen wir jedoch, dass es besser war schlafen zu gehen. Mittlerweile verstand ich auch, warum sie meinte wir können nicht schlafen, wenn wir ihn gucken würden. Es war ein total kranker Psychofilm, bei dem irgendein Psychopath anderen Menschen die Eingeweide raus nahm und sie auf diverse andere Arten ziemlich krank folterte. "Gute Nacht, Luna." Lea gähnte gerade von ihrem Bett aus zu mir rüber und grinste, ehe sie sich auch schon rumdrehte und sich in ihr Bett kuschelte. "Gute Nacht." Ich grinste und kuschelte mich dann selbst in mein Bett, ehe ich versuchte zu schlafen.

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