Kapitel 46.

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Er hatte schokobraune Augen mit leichten grünen Sprenklern darin und schon fast schwarze Haare. Seine Haut hatte einen gut gebräunten Teint und war rein wie ein Babypo, geschwungene Lippen und eine schmale Nase zierten sein Gesicht.

Allem in allem wirkte er recht attraktiv, aber das war es nicht was mich so entsetzte. Nein, ganz im Gegenteil. Was mich so entsetzte, war die riesige Narbe, die quer über sein Gesicht ging. Angefangen von der linken Augenbraue bis runter zu seinem rechten Kieferknochen. Es entsetzte mich, weil ich mich fragte, wer oder was ihm sowas schlimmes angetan hatte.

"Wer oder was hat dir das angetan?" fragte ich vorsichtig, ohne überhaupt erstmal herauszufinden, was er gerade in meinen Sachen suchte, denn das war zu diesem Zeitpunkt nebensächlich für mich. Ich wollte gerade nur wissen, wer sowas schlimmes tat.

Er sah mich angewidert und auch mit Hass an. "Das geht dich nichts an! Und jetzt gaff nicht so, als wäre ich irgendein widerwärtiges Monster!!" knurrte er.  "Ich weiß auch so, dass der Anblick nicht schön ist!" spuckte er mir die Worte so entgegen und ich schreckte leicht zurück.

Dennoch fasste ich mich schnell wieder und straffte meine Schultern. "Ich finde nicht, dass du ein Monster bist und ich finde auch nicht, dass dir die Narbe einen Abbruch an deinem Aussehen tut, auch wenn du echt was an deinem benehmen tun könntest. Gut aussehen alleine hilft nicht viel."

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und erntete einen fassungslosen Blick. "Dir ist schon die riesige Narbe in meinem Gesicht aufgefallen oder?!?" spottete er drauf los, doch ich hielt seinem Blick stand.

"Ja, aber Narben machen einen Menschen nicht hässlich. Narben zeigen lediglich, dass man stärker war, als das was einem schaden wollte. Verstehe es oder verstehe es nicht, das ist deine Sache, aber wenn du jeden den du neu kennenlernst so behandelst wirst du dir keine Freunde machen.

"Ich will hier auch keine Freunde finden!!" zischte er und zog seine Kapuze wieder tiefer ins Gesicht. "Wie du meinst, aber auf lange Sicht wirst du merken, dass es dir nichts bringt einen auf bösen einsamen Wolf zu machen der in seinem Mitleid badet."

Er sah mich fassungslos an und sagte erstmal nichts. Scheinbar hatte ich ihn sprachlos gemacht, was ich zu meinen Gunsten nutzte. "Und jetzt verrate mir mal, was du in meinem Zimmer suchst!" 

"Das geht dich gar nichts an!!" sagte er nur und marschierte an mir vorbei aus meinem Zimmer und diesmal war ich es die fassungslos war.

Wie war das nochmal mit 'ich nutze es zu meinen Gunsten, dass er fassungslos ist'? spottete Aira, doch das war mir egal. Ich würde noch herausfinden, was er in meinem Zimmer zu suchen hatte, aber für's erste hieß es wohl erstmal, dass ich mein Zimmer abschließen musste und das tat ich auch, als ich mit allem fertig war und es in Richtung Essenszeit ging.

Ich schloss meine Tür zum ersten mal ab, verstaute den Schlüssel in meiner Hosentasche und machte mich auf den Weg zum Speisesaal, auch wenn ich es bezweifelte, dass ein Werwolf sich von einer abgeschlossenen Tür aufhalten ließ, aber wer weiß, vielleicht hatte ich ja mal Glück und es klappte.

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