Kapitel 13.

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In ihrem Büro angekommen, bat mich Mrs. Benett ihr gegenüber Platz zu nehmen. Ich kam ihrer Bitte nach und sah meine neue Direktorin nun abwartend an. "Ich nehme an, du hast einige Fragen Luna." Ich schnaubte verächtlich und bekam daraufhin direkt einen bösen Blick von ihr zugeworfen, der in mir den Wunsch weckte in meinem Stuhl zu versinken. Auch wenn sie eigentlich nicht so wirkte, hatte sie irgendetwas angsteinflößendes an sich. "Dein Großvater hat dir bestimmt schon gesagt, dass du was besonderes bist." fuhr sie unbeirrt fort und ich fragte mich woher sie das wusste. "So wie du ist auch diese Schule was besonderes." Ich sah sie schief an. "Diese Schule ist für unsere Art ein Ort, um unseren Nachzüglern alles wichtige für später beizubringen, aber auch damit sie der nachfolgenden Generationen dieses Wissen weiter geben können.

Alle an dieser Schule sind Werwölfe. So wie wir alle hier bist auch du ein Werwolf und deshalb auch ein Teil dieser Gemeinde. Jedes Rudel, ist wie eine große Familie. Es gibt einen Alpha, der mit seiner Gefährtin das Rudel anführt, dann gibt es den Beta, welcher die rechte Hand des Alphas ist. Er unterstützt ihn in jeglicher Hinsicht und ist zusätzlich der Vertreter des Alphas. Er steht über dem Rest des Rudels, aber dennoch unter dem Alpha. Die anderen Rudelmitglieder bezeichnet man als Omega, sie stehen ganz unten in der Rangordnung." sie machte eine kurze Pause und sah mich an.

Wahrscheinlich versuchte sie abzuschätzen, ob ich entweder gleich vollkommen ausrasten würde, oder aber ob ich in Ohnmacht fallen würde.

Da mein Schock so groß war, dass ich nur dumm herum saß, beschloss sie scheinbar ihre Erzählung fortzuführen. "Jeder Wolf hat einen Seelenverwandten, den er meistens zu Beginn seines 18. Lebensjahr findet, je nach Situation kann es aber auch später sein. Es gibt verschiedene Arten von Namen hierfür. Die einen nennen es, Gefährten, die anderen dafür Seelenverwandte, oder aber auch Mate, als Abkürzung für Soulmate.

Egal wie man es nennt, ein Werwolf kann ohne seinen Gefährten nicht. Natürlich, gibt es immer wieder welche, die versuchen gegen diese Bindung anzukämpfen, aber letzten Endes ist das Band zwischen zwei Gefährten so stark, dass sie es entweder einsehen und ihren Gefährten anerkennen, oder gemeinsam daran zu Grunde gehen.

Zwischen dem 16. und 17. Lebensjahr kommt es zum ersten Mal zur Verwandlung, weshalb unsere Schüler auch mit 16 oder spätestens 17 Jahren hierher kommen. Wir unterstützen sie die erste Zeit und bringen ihnen die wichtigsten Dinge bei, ehe sie wieder zu ihrem Rudel zurückkehren.

Das alles geschieht trotz allem im Verborgenen, kein normaler Sterblicher weiß über unsere Existenz Bescheid, oder generell über die Existenz von übernatürlichen Kreaturen, um das Gleichgewicht zu halten. Es erleichtert das Leben zwischen den Menschen und nur so ist es uns gestattet ohne Probleme unter ihnen zu weilen." beendete sie ihren Vortrag und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, ehe sie mich abwartend musterte.

Es dauerte eine Weile, bis ich jedoch die erste Reaktion hervor brachte, da in meinem Kopf eine extreme leere herrschte. Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber direkt wieder, da ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich schüttelte dann jedoch doch den Kopf und sah sie unsicher an.

"Das kann nicht sein, sowas wie Werwölfe gibt es nicht und ich..." ich begann wild mit meinen Händen durch die Gegend zu fuchteln. "Ich bin auch nicht so wie Sie!" Ich massierte mir die Schläfen. Keine Ahnung, was diese Frau nahm, aber es war definitiv das falsche Zeug.

"Ich bin Luna McCain, ein ganz normales 17 jähriges Mädchen, aus Schottland mit einer zerrütteten Familie und ganz bestimmt kein pelziges Monster!" meine Stimme wurde von Wort zu Wort schriller. "Nein, du bist sicherlich kein Monster, aber ein Werwolf bist du schon." ihr Mundwinkel zuckte leicht und sie sah mich weiterhin an.

"Dein Großvater ist schließlich auch ein Werwolf." sagte sie gelassen und strich sich ihr Kostüm glatt. "Ich denke Sie verwechseln mich." sagte ich überzeugt und verengte die Augen leicht, doch Mrs. Benett schüttelte nur den Kopf. "Dein Großvater war es, der auf mich zukam, damit du zu uns auf die Schule kommst. Er war damals, bis deine Großmutter gestorben ist der Alpha eines sehr einflussreichen Rudels, doch als sie starb, verließ er mit seiner kleinen Tochter das Rudel und sein Beta übernahm das Kommando. Er wollte nicht noch einen geliebten Menschen verlieren und zog nach Schottland, weit weg von seinem Rudel." sie überlegte kurz ob sie weiter reden sollte, zumindest machte es für mich den Eindruck, da sie sich leicht räusperte.

"Weißt du Luna, deine Mutter hatte dieses Werwolfgen nicht geerbt, was vielleicht daran lag, dass deine Großmutter kein Werwolf war, wir sind uns da aber nicht sicher. Jedenfalls glaubte dein Großvater, dass bei dir dann die Möglichkeit bestehen könnte, auch ein ganz normaler Mensch zu sein, dass die Kette seines Blutes quasi unterbrochen wurde, doch im Laufe der Jahre hat er dich und dein Verhalten immer beobachtet und an dem Tag, deiner Geburt, war es ihm schon bewusst, dass du eines Tages zu etwas besonderem bestimmt warst."

Ich sah sie skeptisch an, das alles war ganz schön viel, wenn man bedachte, dass ich bis vor kurzem einfach nur Luna der Außenseiter, ohne jegliche Freunde war und irgendwie wollte ich das alles hier nicht wahr haben.

"Warum hat mir mein Großvater dann nie was gesagt?" fragte ich seufzend und sah Mrs. Benett abwartend an und diese lächelte traurig. "Wahrscheinlich, weil er dich vor unserer Welt bewahren wollte. Seine Seelenverwandte, also deine Großmutter, wurde schließlich von unseres Gleichen getötet."

Ich nickte nur bei diesen Worten und seufzte leicht. "Das ist jetzt alles sehr viel für dich Luna, das weiß ich, aber du wirst damit nicht alleine sein, hörst du? Dafür bist du jetzt hier bei uns." Ich nickte nur erneut und fuhr mir durch meine Haare. "Kann ich Sie etwas fragen?"

"Natürlich, frag ruhig." Mrs. Benett sah mich aufmunternd an, was mich wohl ermutigen sollte, aber ich konnte es nicht genau deuten.

"Wenn man sich spätestens mit 17 Jahren das erste Mal verwandelt, wieso habe ich mich dann noch nie verwandelt? Ich meine immerhin bin ich schon 17 Jahre."

"Das ist eine sehr gute Frage, junge Dame und glaub mir, du bist mit dieser Frage nicht alleine. Dein Großvater und ich haben uns schon das selbe gefragt. Vielleicht gibt es bei dir so eine Art Blockade, die das ganze verzögert, jedoch ist das bloß eine reine Vermutung von uns."

Ich seufzte, da mich diese Antwort nicht wirklich zufrieden stellte und sie sah mich wissend an. "Und was ist mit meiner inneren Stimme?" hakte ich nach. "Gibt es dafür auch eine Erklärung?" und Mrs. Benett nickte mit einem neutralen Blick. "Deine innere Stimme, wie du es nennst, ist nicht irgendeine Stimme die in deinem Kopf sitzt. Es ist dein innerer Wolf. Jeder Werwolf hat einen inneren Wolf, der sich ab einem gewissen Zeitpunkt, in jedem von uns  bemerkbar macht." erklärte sie.

Ich wollte gerade noch etwas fragen, als plötzlich die Tür auf ging und ein Mann in den Raum trat. "Mrs. Benett, ich müsste mit Ihnen reden, es ist wichtig." kam es von dem Mann und Mrs. Benett stand nickend auf. "Luna, du müsstest mich jetzt bitte entschuldigen, ich denke das war ohnehin für heute ziemlich viel." Ich nickte und stand auf, ehe ich dann auch den Raum verließ und der Mann hinter mir die Tür schloss.

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