Kapitel 49.

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Als ich an einigen der Mitschülern vorbei lief, sahen mich die meisten an, als wäre ich der wahrhaftige Tod und ich konnte es ihnen in keinster Weise übel nehmen, denn ich sah echt schrecklich aus, nach dieser mehr als kurzen Nacht. Da brachte selbst Concealer nichts, weshalb ich es gar nicht erst versucht hatte. Stattdessen lief ich jetzt wie ein wahrhaftiger Panda über das Gelände und steuerte nicht wie sonst üblich den Speisesaal an, sondern den Trakt von Lea.

Ich hatte mit Lea ausgemacht, dass ich sie an ihrem Trakt abholen würde bzw. dass ich dort warten würde. Die anderen hatten nämlich immer noch alle ein Problem mit mir, weil sie mich für nicht ganz normal hielten und auch irgendwie angst vor mir hatten, weil ich eben anders war als sie und das stimmte ja auch, ich war anders und ich hatte immer noch nicht das Gefühl, hierher zu gehören, geschweige denn, dazu zu gehören, aber ich hatte Lea und das machte mir das ganze um vieles erträglicher.

Angekommen an ihrem Trakt, lief sie mir auch schon freudestrahlend entgegen. Sie war schon wie so ein kleiner Sonnenschein und das ließ mich Grinsen. "Na" sagte ich und lächelte meine einzige Freundin hier an. "Wie siehst du denn aus?" fragte sie stattdessen, als sie vor mir zum stehen kam. "Obwohl, nein sag nichts, lass mich raten." sie hob die Hände und legte dabei die eine auf meinen Mund, um mich daran zu hindern was zu sagen.

"Du hast einen Horrorfilm geguckt und konntest danach nicht schlafen?"  sie grinste triumphierend, da sie sich sicher war, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag und nahm ihre Hand von meinem Mund, so dass ich antworten konnte.

"Nein, nicht wirklich. Wobei mein Erlebnis einem Horrorfilm vielleicht nahe kommt." sagte ich und sah wie Lea ihre Stirn runzelte. "Es könnte sein, dass ich dem Neuen nachgestellt habe und er mich erwischt hat. Er ist verständlicherweise ausgerastet und naja, er hat mich dann halt die Nacht im Bett, in meinen Gedanken beschäftigt...Er ist echt ziemlich schräg, ich sag es dir..."  ich seufzte frustriert während Lea mich erst mit großen Augen musterte und dann anfing lauthals los zu lachen.

"Du weißt, dass er dich auch für schräg halten könnte, weil du ihm nachstellst oder?"  ich funkelte sie an und schnaubte. "Na und wenn schon?" sie zuckte daraufhin nur die Schultern und hob beschwichtigend die Hände. "Ich wollte es sicherheitshalber nur mal anmerken." sagte sie gelassen und fing dann wieder an zu grinsen.

"Jaja, wir sollten besser los, bevor wir keinen Sitzplatz mehr kriegen. Ich hatte nicht vor im Stehen zu essen, nur weil du dich über mich lustig machen musstest." Ich warf ihr einen bösen Blick zu und setzte mich in Bewegung. "Du willst doch nur ablenken!" sagte sie und setzte sich dann ebenfalls in Bewegung. "Außerdem, bei meinem Bruder am Tisch ist immer noch etwas frei, also müssten wir gar nicht..."

"NEEEEIN!" entfuhr es mir sofort schrill, ohne dass ich sie ausreden ließ. Sie sah mich amüsiert an und fing wieder an zu lachen, während uns die anderen Schüler, die wohl ebenfalls auf dem Weg zum Speisesaal waren ansahen, als wäre ich total wahnsinnig.

"Ist ja schon gut, ich weiß ja wie sehr ihr euch liebt. Kein Grund direkt das ganze Gelände zu erschrecken!" sie kicherte drauf los, während ich sie versuchte mit Blicken zu töten. "Sehr witzig, Lea! Wirklich sehr witzig! Die halten mich doch eh alle schon für bekloppt!"

"Genau deswegen sollst du sie ja nicht noch mehr erschrecken." sie schmunzelte und zuckte die Schultern. "Mir doch egal, wenn sie sich erschrecken! Ich dachte Werwölfe sind so taff, war wohl nichts, wenn sie sich alle bei mir ins Fell machen!" Lea sah zu mir rüber und wir beide fingen auf Kommando an zu lachen.

"Na Ladies, was gibt es da zu lachen?" ertönte plötzlich Aidans Stimme hinter uns und wir versuchten uns wieder zusammen zu reißen. Lea grinste ihn kurz an und zuckte dann die Schultern. "Nichts, bloß Mädchengespräche." Ich sah wie er eine Augenbraue hob und dann anfing zu grinsen. "Na wenn das so ist, sollten wir wohl besser essen gehen, bevor sich noch mehr Wölfe wegen euch ins Fell machen, nicht wahr?" er grinste Lea kurz an und zwinkerte mir dann zu, was mich dazu veranlasste, ihm wie ein kleines Kind die Zunge heraus zu strecken.
Lea schüttelte nur lachend den Kopf und nickte dann an Aidan gewandt. "Ja, das ist eine gute Idee, ich hab einen Bärenhunger!" und damit war das ganze geklärt.

Im Speisesaal angekommen, war es wie nicht anders zu erwarten mehr als voll und auf den ersten Blick, entdeckte ich keinen freien Tisch mehr. "Na super!" brummte ich vor mich hin und schnappte mir mehr als unmotiviert ein Tablett, doch bei dem Versuch, stieß mir Aidan den Ellenbogen in die Seite, so dass mir das Tablett aus den Händen glitt und über den Boden schlidderte. Ich drehte mich sofort zu ihm und funkelte ihn bösartig an, ehe ich mich bückte, um das Tablett aufzuheben.

Gerade, als meine Finger das Tablett umschlossen und ich mich wieder aufrichten wollte, kam ein Fuß in mein Blickfeld und ehe ich mich versah, trat mir der Fuß, mit voller Wucht auf die Hand, so dass ich aufjaulte.

Doch anstatt die Person von meiner Hand runter ging, trat sie nochmal nach und stieg dann über meine Hand drüber. Sofort als der Fuß von meiner Hand verschwand, zog ich sie schützend an meinen Körper und blinzelte die Tränen weg, welche mir durch den Schmerz in die Augen gestiegen waren. Ich richtete meinen Blick zu der Person, der ich das ganze zu verdanken hatte und starrte in das Gesicht, des Neuankömmlings. Anders als wie diese Nacht, hatten seine Augen jetzt nicht mehr diesen stechend grünen Farbton, sondern waren wieder braun mit leichten grünen Sprenklern drin, so wie an dem Tag, wo er in meinem Zimmer stand.

Mein Blick verfinsterte sich sofort, als ich sein fieses Grinsen sah und ich machte mich gerade dazu bereit, ihn anzuschnauzen, als mir zwei starke Hände unter die Arme griffen und mich vom Boden zogen. Ich spürte sofort, dass es Cedric war, der mir hoch half und funkelte ihn an, als er sich zwischen mir und diesem Idioten platzierte.

"Was soll das?!" fragte ich ihn patzig, doch er antwortete mir nicht und griff nach meiner Hand. Ich zuckte bei dieser Berührung zusammen, doch das schien ihn nicht zu interessieren, denn er musterte meine Hand dennoch und ließ sie erst, als er damit fertig war wieder los. "Du musst eindeutig noch lernen, mit wem du dich besser nicht anlegen solltest. Ich bin nicht der einzige, der dir und deinem Leben locker ein Ende bereiten kann, denk daran." Ich sah ihn fassungslos an und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wir sind heute wieder ganz schön selbstverliebt unterwegs, was?!" meine Stimme bebte vor Zorn und ich musste meine Hände zu Fäusten ballen, um nicht gänzlich die Beherrschung zu verlieren.

Cedric hingegen, war die Ruhe selbst und schenkte meinen Worten keinerlei Beachtung. Stattdessen widmete er sich an Aidan und Lea, die etwas weiter abseits standen. "Ihr sitzt heute bei uns am Tisch und da gibt es keine Widerrede, verstanden? Und zur Not, wenn sich unser kleiner Streuner hier.." er deutete auf mich. "Wehren sollte, knockt ihr sie einfach aus, bevor ich das tue und es unschön endet, kapiert?!" seine Stimme wurde tiefer und ich vermutete, dass die anderen beiden stumm zustimmten, denn ohne ein weiteres Wort verschwand Cedric auch schon und ließ mich wütend zurück.

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