Kapitel 48.

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Mitten in der Nacht schreckte ich aus meinem Schlaf hoch, da ich einen lauten Knall von unten hörte, gefolgt von einem Fluchen. Ich wusste nicht, ob ich besser in meinem Bett bleiben sollte, oder nachsehen sollte, was dort unten los war, doch irgendwie überwog die Neugierde, sodass ich leise auf stand und mich zur Tür schlich. So leise wie nur irgendwie möglich, drückte ich die Türklinke hinunter und öffnete ebenso leise, Stück für Stück, die Tür.

Draußen auf dem Flur war es dunkel, lediglich wenn man den Flur entlang blickte, sah man von unten ein Licht brennen. Ich hörte, gemurmel und wenig später wurde eine Tür geknallt, was mich dazu veranlasste zusammen zu zucken. Doch trotz der Angst, die ich verspürte, trugen mich meine Beine langsam Richtung Treppe.

Das ist eine sehr schlechte Idee, Luna! herrschte mich Aira in mir an. EINE GANZ SCHLECHTE IDEE! rief sie und wurde immer lauter und ich hätte meinen können, auch wenn es dumm klang, dass ich ihre Nervosität spüren konnte. War wohl doch nicht so Taft, wie sie immer tat. Dieser Gedanke ließ mich schmunzeln und ich wusste, ich würde irgendwann einen Moment finden, um es ihr unter die Nase zu reiben.

Trotz aller Proteste, Seiten Airas, lief ich leise die Treppen runter und sah mich unten angekommen um. Unter der Tür, des seltsamen Jungens tauchte ein Lichtstrahl auf. Hätte ich mir ja denken können, dass er es gewesen war. Kopfschüttelnd schlich ich mich zu seiner Tür und drückte mein Ohr an diese.

Ich strengte mich an etwas zu hören und spitzte die Ohren, doch so sehr ich mich auch anstrengte, es blieb still.

"Das zum Thema, bessere Sinne und so.." murmelte ich leise vor mich hin und ehe ich mich versah, wurde die Tür, an die ich mich bis dato noch gelehnt hatte, aufgerissen und ich kam ins Taumeln. Das ganze passierte so unerwartet, dass ich es nicht schaffte, mich zu fangen und die Balance zu halten, so dass ich wie ein Fisch auf dem trockenen, auf dem Boden landete und mir ein Angstschrei entfuhr.

Ganz langsam öffnete ich die Augen, welche ich vor Schreck geschlossen hatte und ließ meinen Blick vorsichtig hinauf gleiten, bis ich in funkelnde grüne Augen starrte, die mich mordlustig anstarrten.  "Oh, oh..." murmelte ich nur leise und wagte es nicht mich zu bewegen.

"Was fällt dir Bastard ein, mich zu belauschen?!!" knurrte er mich an und ich zuckte bei der Lautstärke und dem Klang seiner Stimme zusammen. Sie war so schneidend und Finster, dass es mir eine Gänsehaut am ganzen Körper verschaffte. "Bist du jetzt auch noch auf den Mund gefallen?!?" herrschte er mich weiter an und ich machte mich daran, vom Boden aufzustehen, ehe ich so gut es ging meine Schultern straffte um nicht ganz so erbärmlich rüber zu kommen.

"Sorry, aber bei dem Wort 'Bastard' habe ich mich nicht angesprochen gefühlt." ich hob provozierend eine Augenbraue und verschränkte die Arme vor der Brust. Er kam näher auf mich zu, so dass ich immer weiter zurück wich, bis ich eine Wand im Rücken spürte. Er blieb so dicht vor mir stehen, dass ich seinen Atem spürte und ehe ich mich versah, beugte er sich zu mir runter und hielt an meinem Ohr inne.

Bis dato war mir gar nicht aufgefallen, wie groß er eigentlich war und oh mein gott dieser Duft, der von ihm ausging raubte mir den Atem. Nicht auf eine schlechte Art, sondern ganz im Gegenteil, es war diese Art von Duft, von der man immer mehr haben wollte, auch wenn man es nicht wollen sollte.

"Verpiss dich jetzt aus meinem Zimmer und schnüffel mir nie wieder hinterher oder du wirst es bereuen, Kleines!" flüsterte er bedrohlich in mein Ohr und streifte dieses dabei.

Ich schluckte und hatte das Gefühl gleich an Schnappatmungen zu leiden, doch trotzdem schaffte ich es seinen Worten Folge zu leisten und verschwand schnell aus seinem Zimmer. Ich hatte gerade die Türschwelle überquert, da flog auch schon die Tür hinter mir, mit einem lauten Knall zu, so dass ich wieder zusammen fuhr.

"Arschloch..." murmelte ich nur und verschwand dann schnell nach oben. Dieser Typ war echt komisch und auch echt angsteinflößend, aber irgendwas an ihm war da, was mich neugierig machte. Du fühlst dich einfach von Psychopathen angezogen, das wird es wohl sein. Ach Klappe Aira, ich fühle mich nicht von Psychopathen angezogen, ich will einfach nur wissen, was mit ihm nicht stimmt....Dafür braucht man keine Recherche über ihn, dafür muss man ihn einfach nur ansehen,  dann merkt man schon, dass er keiner ist mit dem du dich anlegen solltest! Ist ja gut, nerv mich nicht weiter. Wir werden ja noch sehen, was mit ihm nicht stimmt, ob du willst oder nicht. Na super, ich glaube, man wollte mich mit dir echt bestrafen! Dieses Kompliment gebe ich gerne zurück! Sie schnaubte nur und verzog sich dann wieder weiß der Teufel wohin.

Diese Sache war auch noch eine die ich nicht verstand... Mein innerer Wolf und ich... Schlimmer als jedes alte Ehepaar wie es schien. Ich schüttelte den Kopf und betrat wieder mein Zimmer, steuerte mein Bett an und kuschelte mich dann wieder in die Kissen.

Als mein Blick zur Uhr wanderte, musste ich feststellen, dass es schon 03:00 Uhr morgens war. Na super, da blieb wohl nicht mehr viel Schlaf und das alles nur wegen diesem Idioten da unten...Niemand hat dich dazu gezwungen runter zu gehen und dich in Sachen einzumischen, die dich nichts angehen! Kam es direkt von Aira und ich schnaubte. Ach du lebst ja doch noch! Sagte ich spöttisch und diesmal war sie es die schnaubte. Dir auch eine gute Nacht! Kam es noch und dann war endgültig ruhe.

Ich schnappte entnervt nach dem Kissen und drückte es etwas zu energisch zurecht, ehe ich mich darauf konzentrierte wieder eimzuschlafen, doch es wollte nicht funktionieren. Irgendwie ließ mir mein neuer 'Mitbewohner' keine Ruhe und so sah ich dabei zu, wie die Stunden auf meinem Wecker verstrichen und immer weniger Schlaf übrig blieb.

Ich war gerade soweit, dass ich einschlafen konnte, da ging auch schon der Wecker und zum ersten Mal in meinem Leben verfluchte ich mich für meine Neugierde.

Dieser Tag konnte ja nur der Albtraum werden, wenn ich an das bevorstehende Training heute dachte und den dazu eindeutig nicht passenden Schlafmangel, in Kombination mit meinem herzallerliebsten Neandertaler, von Cedric. Ich seufzte und drückte unmotiviert das Kissen auf mein Gesicht. Das konnte was werden...

C'est la vie, Darling! Und diesmal hatte Aira ausnahmsweise mal recht.

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