Kapitel 51.

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Cedric meinte, ich solle mich von diesem Logan, wie er nun scheinbar hieß fernhalten? Das konnte er sowas von vergessen! Ohne irgendeine Erklärung würde ich mich von niemandem fernhalten, zumal das eh schwierig wäre, schließlich teilten wir uns einen Trakt.

Genervt starrte ich jetzt schon seit mindestens einer Stunde an die Decke, während ich unten auf dem Sofa saß. Eins musste man Cedric eindeutig lassen, er wusste, wie er mich zur Weißglut trieb.

Eine Tür die ins Schloss viel, riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich zur Tür schauen und da stand er, der Neuling, der scheinbar Logan hieß und mich warum auch immer zu hassen schien. Ich sparte es mir ihn zu begrüßen und musterte ihn kurz unauffällig.

Eins musste man ihm lassen, er sah wirklich erschreckend gut aus und das auf eine andere Art und Weise wie Cedric. Er schien nämlich im Gegensatz zu ihm nicht Aalglatt zu sein und das lag nicht nur an seiner Narbe, auch seine Haare saßen irgendwie strubbelig, was ihm dennoch stand, man konnte fast schon sagen er war unperfekt, aber dennoch auf eine erschreckende Art und Weise perfekt.

"Du starrst."  holte mich eine tiefe Stimme aus meiner Analyse und ich starrte ihn mit großen Augen an, ehe ich mich wieder fasste und die Schultern zuckte. "Tue ich nicht, war nur in Gedanken, also bilde dir nichts drauf ein." Ich verschränkte die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue.

Er erwiderte meinen Blick kurz und quittierte meine Aussage indem er die Augenbrauen zusammen zog und dann ebenfalls wie ich zuvor mit den Schultern zuckte. "Wie du meinst." er ließ sich mir gegenüber auf einen Sessel nieder und schnappte sich vom Tisch, vor ihm einen Apfel, ehe er sich zurück lehnte und diesen kurz vorm rein beißen nochmal begutachtete.

Ich spürte wie sein Blick auf mir lag und begann mich allmählich unwohl zu fühlen. "Nervös?" ertönte es plötzlich wieder von meinem Gegenüber. "Wieso so gesprächig heute?" stellte ich einfach die Gegenfrage und sah ihn jetzt abwartend an. Es war echt schwer seinem Blick stand zu halten, irgendwas in seinen Augen schrie einerseits danach, dass ich besser weglaufen sollte und ein anderer, ganz kleiner Teil in ihnen wirkte irgendwie fesselnd auf einen.

"Sei doch froh, dass ich dir nicht mehr den Kopf abreißen will, dafür, dass du letztens gelauscht hast." er hob eine Augenbraue an und ich lief rot an, vor Scham. War ja klar, dass er das nicht vergessen würde... "Warum droht ihr einem eigentlich alle mit dem Tod?"  hakte ich nach und musterte ihn. "Wir Wölfe sind halt sehr temperamentvoll, vermutlich liegt es daran." er schmunzelte mich leicht an und zuckte dann die Schultern.

"Wieso sollte ich mich eigentlich am Besten von dir fernhalten?" ging ich zur nächsten Frage über, denn wenn er hier schon saß und mit mir sprach, sollte ich es wenigstens ausnutzen. "Wer sagt das?" hakte er nach und nahm mich genauer ins Visier.

"Cedric." kam es von mir, ohne über die Folgen meiner Aussage nachzudenken und ich sah wie sich seine Augen verfinsterten. "Tja, da hat der liebe Cedric wohl ausnahmsweise recht mit." zischte er und ich sah wie sich sein Kiefer anspannte.

Eine Stimme in mir drin, sagte mir zwar, dass ich besser nicht noch mehr Fragen stellen sollte, doch neugierig wie ich war, konnte ich nicht auf  diese Stimme hören. "Und wieso hat er recht?"  fragte ich vorsichtig und sah ihn abwartend an, als sich sein Blick wieder auf mich richtete.

Sein Blick war hasserfüllt und es schien, als würde er mit sich ringen, so als wäre er sich nicht sicher ob er die nächsten Worte aussprechen sollte, oder sie doch für sich behalten sollte.

"Weil ich dich früher oder später töten muss." seine Stimme war kalt, wie Eis, ebenso wie sein Ausdruck und mein Gefühl sagte mir, dass er es nicht einfach so sagte, sondern dass er es wirklich so meinte und das machte mir angst.

"Wieso sagst du sowas?" wisperte ich und blinzelte leicht vor Verwirrung. "Weil es der Wahrheit entspricht, der Wahrheit, die alle vor dir geheim halten."

"Und was ist die Wahrheit?"  kam es wieder von mir und er lachte auf, was mich zusammen zucken ließ. "Das würdest du nicht verstehen." er schüttelte den Kopf. "Ich möchte es aber versuchen zu verstehen..."

Er seufzte und rieb sich die Schläfen. "Wieso rede ich überhaupt mit dir?!" er sah mich gequält an und ich zuckte die Schultern. "Vielleicht weißt du tief im Inneren einfach, dass ich doch nicht so scheiße bin wie du tust?" er schnaubte und schüttelte den Kopf. "Du verstehst das nicht, du bist nicht wie alle anderen, genauso wenig wie es Cedric ist oder aber auch ich....wir sind anders als die anderen und es gibt noch eine Handvoll von unserer Sorte...wir sind für was größeres bestimmt."

Ich sah ihn an, wie ein Auto und begriff seine Worte nicht, was er scheinbar auch wusste, denn er schüttelte nur den Kopf. "Es gibt da diese Saga über uns, über eine Zeit vor dieser, die schon sehr lange zurück liegt, damals gab es unter uns welche, die mächtiger waren, als es andere waren, welche die dazu bestimmt waren, für Ordnung und Gleichgewicht zwischen den einzelnen Rudeln zu sorgen, aber auch dafür sorgen mussten, dass uns allen nichts durch Dritte widerfährt. Damals gab es viel mehr Jäger, als es heute der Fall ist. Jäger die dazu bestimmt sind oder viel mehr waren, uns den Gar auszumachen, weil wir anders sind und eine Gefahr für sie darstellten. Die, die anders waren von uns waren nicht nur irgendwelche Wölfe, man nannte sie auch Diamantwerwölfe, weil sie alle von einem bestimmten Diamanten abstammten und dessen Eigenschaften aufwiesen, aber dadurch, dass sie anders waren als andere und auch mächtiger, wurden sie unter den anderen auch gefürchtet, selbst unter dem eigenen Rudel. Also kam es irgendwann dazu, dass sie nach und nach aus ihren Rudeln verstoßen wurden, manche waren sogar so sehr von dem Gedanken besessen, dass sie eine Gefahr für ihre eigenen Leute sein könnten, dass einige andere Werwölfe auf sie Jagd machten und so wurden es immer weniger von ihnen, aber manche schafften es dennoch Nachfahren zu zeugen, welche diese Gene selbst vererbt bekamen, oder aber auch an die darauf folgenden Generationen erst weiter gaben und bei dir geht man davon aus, dass du es auch geerbt hast." er sah mich abwartend an und stützte sein Kinn auf seinen Handflächen ab, doch ich starrte ihn nur weiterhin ohne etwas von mir zu geben an.

Ob er vielleicht einfach nur einen Schaden hatte? Ausschließen sollte ich es nicht, vielleicht waren auch Drogen mit im Spiel, aber konnten Werwölfe überhaupt high werden?

"Noch anwesend Dornröschen?" holte er mich aus den Gedanken und schnippste mit seinen Fingern vor meinem Gesicht rum, welche ich daraufhin wegschlug und einem abwertendem Blick begegnete.

"Bist du high?" fragte ich schließlich und räusperte mich leicht, während sein Gesichtsausdruck sofort belustigt wirkte und seine Mundwinkel zu zucken begannen.

"Ich erzähle dir das alles und das einzige was du fragst ist, ob ich high bin?"  er grinste jetzt wirklich, was mich wütend machte.

"Scheint so."

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