Kapitel 39

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Lunas neues Gesicht / Abigail

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Erwartungsvoll saß ich mit Aydan zusammen im Wohnzimmer. Er laß gerade in der Londoner Zeitung, während ich darauf wartete, das Kuro endlich kam und ich mein Gesicht verändern durfte. Es war ein neuer Spruch, den ich lernen würde, etwas was ich eigentlich nicht brauchte, um den Dämon zu besiegen, aber später verwenden konnte, um meine Freunde in den Wahnsinn treiben zu können.

Ein ganz anderer Kuro kam die Treppe herunter und ins Wohnzimmer gelaufen. Seine Schultern hingen etwas nach unten und seine Augen waren rot verquollen. Er hatte definitiv geweint. Mit zitternden Händen hielt er mir ein Foto hin. Vorsichtig nahm ich es in die Hand. Auf dem Bild sah ich eine bleiche, sehr hübsche junge Frau. Sie hatte dunkle hervor stechende Augen und eine wilde rote Lockenpracht.

"Das war Abigail", flüsterte Kuro als er sich neben mich setzte. Ich bekam nur nebenbei mit, wie Aydan seine Zeitung zusammenfaltete und weglegte. Kuro schluckte den Kloß herunter, der sich offensichtlich in seiner Kehle gebildet hatte. Glitzernde Tränen entstanden in seinen Augen.

"Sie war sehr hübsch", flüsterte ich.

"Ja, das auf jeden Fall. Sie war ein Mensch, aber ich habe sie geliebt, mehr als alles auf der Welt. Ich hätte für sie alles getan, sogar mein Hexersein aufgegeben. Sie hat immer von so einem Haus hier als unserem Zuhause geträumt", traurig lächelnd blickte Kuro sich um, "Wir haben uns in Aydans Pub kennengelernt. Sie war dort Kellnerin. Abi wusste über die übernatürliche Welt bescheid. Musste sie ja auch bei ihrem Job. Als ich sie gesehen habe, war ich sofort in sie verleibt. Ich wusste direkt, das ich sie heiraten wollte. Für sie wäre ich ein ehrlicher Mann geworden."

Tränen liefen über Kuros Wangen und er konnte nicht mehr weiter erzählen.

"Abi war am Anfang total entnervt von diesem Idioten. Er kam ja auch auf die glorreiche Idee ihr sofort einen Heiratsantrag zu machen, als sie nur nach seiner Bestellung gefragt hatte", erzählte Aydan lachend weiter, "Er gab aber einfach nicht auf, obwohl sie ihm jedes Mal eine Abfuhr erteilt hat. Erst nach einem Monat täglichem nach einem Date fragen, hatte er sie dann irgendwann weich bekommen und sie hat ja gesagt."

"Ich habe mich zusammen mit ihr nach Paris teleportiert. Wir sind mit der letzten Fähre die Seine entlang geschippert bei Nacht. Danach habe ich mich auf die Spitze des schon geschlossenen Eifelturms teleportiert mit ihr und wir haben dort zu Abend gegessen", erzählte Kuro weiter, der sich wieder etwas gefasst hatte, "Und was sagt sie, als wir wieder in London vor ihrem Apartment standen? Sie bedankt sich und sagt, dass das zwar ganz schön war, aber sie hätte lieber das ich mir was schönes selbstgerechtes überlege und nicht nur alles herbei hexe."

Lachend stand Aydan auf, "Sie war eben schon immer etwas ganz besonders."

"Sie hat mir dann noch eine zweite Chance gegeben. Ich hatte eine Woche Zeit und ich hatte keine Ahnung was ich machen sollte. Bisher hatte ich immer alles gehext, was ich haben wollte. Irgendwann hatte ich dann die ganz einfach, schlichte Idee und lud sie zu mir in mein kleines Einzimmerapartment ein. Ich habe alles schön dekoriert und für sie gekocht. Alles war selbstgemacht und nichts gehext. Das es nicht gelogen war, musste sie mir einfach glauben, immerhin war die Soße versalzen und das Fleisch leicht angebrannt. Ich bin einfach ein schrecklicher Koch!"

"Danach lief Abi nur noch mit einem breiten Grinsen durch die Gegend und ihr wart unzertrennlich. Die beiden waren einfach unzertrennlich", sagte Aydan, der sich ans Fenster gestellt hatte und dem typischen Londoner Regen beim Fallen zu sah.

"Wir waren fast vier Jahre zusammen, als ich beschlossen habe ihr einen Antrag zu machen. Dieses Mal einen richtigen nicht wie beim ersten Mal in der Bar. Ich hatte wieder für sie gekocht und es war nichts angebrannt gewesen oder versalzen. Ich wollte ihr nach dem Essen einen Antrag machen. So einen richtigen mit einem schönen Diamantring. Ich wollte auf die Knie gehen. Aber ich wartete und wartete und Abi kam einfach nicht nach Hause. Irgendwann habe ich dann Aydan angerufen, um zu fragen, ob Abi überstünden macht."

Ein Herz zerreißendes Schluchzen entkam Kuros Lippen. Wieder musste Aydan für seinen Freund weitererzählen.

"Ich kann mich noch sehr gut an den Anruf erinnern. Ich wusste, was Kuro vorhatte, deswegen hatte ich Abi pünktlich rausgeschmissen. Kuro ist sofort zu mir gekommen und dann sind wir zusammen Abis Nachhauseweg abgelaufen. Sie ist immer nach Hause gelaufen, egal wie oft wir ihr gesagt haben, das es gefährlich ist. Sie hat es einfach geliebt durch London bei Nacht zu laufen. Aber dieses Mal war ihr das zum Verhängnis geworden. Wir haben sie in einer Seitengasse gefunden. Sie war blutleer. Ein Vampir hat sie angegriffen, komplett ausgesaugt und sie dann wie Müll liegen lassen", erzählte Aydan.

Kuro sprang schon fast auf und lief nach oben. Ich hörte noch wie oben hinter ihm die Tür ins Schloss knallte. Aydan kam zu mir. Er nahm das Bild von Abigail aus meinen Händen und setzte sich neben mich.

"Ihr Tod hat ihn sehr verändert. Es wäre wahrscheinlich sehr viel einfacher für ihn, wenn er wüsste wer seine geliebte Abi getötet hat. Jetzt richtet sich sein Hass gegen alle Vampire. Er kann keinen Unterschied mehr machen, denn für ihn sind einfach alle Vampire Schuld am Tod von ihr. Kuro hat zwei Jahre lang nach Abigails Mörder gesucht, aber hat niemanden gefunden, der ihm helfen konnte. Als er zurück kam, war er ein anderer Mensch. So kalt und voller Hass. Man durfte den Namen von Abi nicht einmal mehr erwähnen. Er ist wieder in seine alten Muster gefallen. Also er fing wieder mit illegalen Geschäften an. Deswegen wohnen wir hier zusammen. Ich passe auf ihn auf. Er macht schon weniger illegale Sachen, aber er wird wohl nie vollständig damit aufhören können. Ich weiß nicht ob es so eine gute Idee st, wenn du jetzt gleich ihr Gesicht hast, aber vielleicht hilft es ihm auch, wenn er noch einmal richtig von Abigail Abschied nehmen kann."

Mit gekräuselten Lippen drückte er mir das Bild wieder in die Hand.

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Dieses Mal ein kleiner Einblick in Kuros Welt und wieso er so ist, wie er jetzt ist. Aber Anna Maria hat es ja schon angedeutete, das in Kuro aus bestimmten Grund so viel Hass in sich trägt.

Werden es Anna Maria, Johannes, Nova, Jonah und Joris noch schaffen Kuros Bild zu ändern und wird er seine Rache bekommen?

Alles Liebe

Eure face-to-face

Die dunkle HexeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt