"Luna, es tut mir leid", flüsterte Broin mir zu und nahm mich fest in den Arm.
Im Moment saß ich den Tränen nahe auf dem Marmorboden, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Sapientia lag schluchzend in Alois Armen. Und Kuro versuchte immer weiter alle möglichen Zaubersprüche und Flüche gegen Asmoday zu verwenden, der nur kichernd in seinem Gefängnis saß.
"Ich wollte dich doch beschützen und wo hat uns das hingebracht. Jetzt werden wir eh alle schon sehr bald sterben", klagte Broin und setzte sich erschöpft neben mich.
Mittlerweile war schon der nächste Tag angebrochen. Meine Zeit rannte davon und egal, was wir taten es brachte nichts. Jeder hatte es einzeln versucht, wir hatten versucht gleichzeitig auf ihn einzuwirken, aber das einzige, was geschah, war dass Asmoday nur mehr und mehr lachte, als würden wir ihn kitzeln mit unseren Flüchen, Bannen und Sprüchen.
Meine geplante Zukunft, mit Astrum sah ich immer mehr dahin siechen. Alles, was ich mir ausgedacht hatte, was ich noch mit Astrum zusammen erleben wollte, verschwand einfach. Er würde in für mich nicht einmal zwanzig Stunden Marek töten und dann war alles vorbei. Die Säule, die Asmoday gefangen hielt, würde verschwinden und Sapientia und mein Bruder wären wieder seine Sklaven. Alois und Kuro würde er wahrscheinlich umbringen und ich war ja dann eh schon tot.
Ich war mit so viel Hoffnung und Optimismus hier her gekommen, aber dieser war jetzt komplett verschwunden. Ich passte wunderbar zu die grauen Gestalten, die ich draußen gesehen hatte. Ich hatte zwar noch Farbe, aber wir teilten die selbe innere Einstellung zum Leben.
"Es ist nicht deine Schuld, Broin", versuchte ich meinen Bruder zu ermutigen, "Es war von Anfang an bestimmt, dass Asmoday und ich dieses Kampf haben müssten. Da konntest du nie etwas dran ändern."
"Aber ich habe dich so geschwächt, damals als du im Institut bei Astrum angekommen bist. Sie haben mich dazu gezwungen. Es tut mir so leid. Ich wollte das nie, ich hoffe, dass weißt du." Mit seinem Kopf nickte er zu Asmoday herüber.
"Wieso redest du von Asmoday immer im plural?", fragte ich verwirrt meinen ältesten Bruder.
"Das ist nur seine menschliche Gestalt, aber in seiner dämonischen Gestalt hat er drei Köpfe. Die drei teilen sich zwar einen Körper, aber die Köpfe haben alle einen eigenen Charakter und könnten nicht unterschiedlichen sein", erklärte Broin und sah dabei zu seinem jahrelangen Peiniger herüber.
"Die Drei haben sich immer gestritten und waren nie einer Meinung", fügte Sapientia schniefend hinzu. Sie hatte sich einmischen beruhigt und setzte sich jetzt auch zu Broin und mir auf den Boden.
"Es sei denn es ging darum, dass sie mehr Macht um jeden Preis haben wollten", meinte Broin.
"Deswegen haben sie deinen Bruder auch gezwungen dich zu schwächen. Sie haben dich gespürt, als du versucht hast mit schwarzer Magie deinen toten Freund wieder zu beleben und fast das gesamte Gebäude mit den Menschen darin zerstört hättest", sprach Sapientia weiter, "Nachdem sie dich als Kind verloren hatten, haben sie immer nach dir gesucht, aber dich nicht mehr aufspüren können. Erst als du so viel Macht auf einmal benutzt hast, wussten sie wo du bist und haben dich seither auf Schritt und Tritt verfolgt. Sie wollten schon immer nur deine Kräfte, denn wie du schon ganz richtig sagst, du bist die mächtigste schwarze Hexe, die es jemals gab. Mit deiner Macht könnten sie so viel Schaden anrichten und niemand könnte sie mehr aufhalten."
Ich nickte nur stumm und versank in meinen eigenen Gedanken. Der Tag trat wieder vor meine Augen. Ich sah genau, wie Lucas vor meinen Augen starb. Er war meine erste große Liebe gewesen, meine bester Freund und er war für mich gestorben. Er war gestorben, um mir noch ein letztes Mal zu sagen, dass er mich liebt. Ich spürte immer noch diese tiefe Trauer und vor allen Dingen Wut, die mich zu dem Entschluss getrieben hatte, die schwarze Magie anzuwenden.
„Das werdet ihr widerlichen Blutsauger bereuen!", schrie ich.
Ich fing an in einer fremden Sprache zu sprechen und diese Sprüche, die ich schon seit meiner Geburt kannte, zu murmeln. Ich wusste was es war und wieso die Sprache fremd war. Es war schwarze Magie. Denn nein ich war ganz bestimmt keine Naturgeborene und damit gute Hexe!
„Haltet sie auf!", schrie Duncan gegen meine Schreie an.
Killian war als erstes bei mir. Krieg?! Das ich nicht lache! Er legte mir seine Hand auf die rechte Schulter und Erin mir seine Hand auf die linke. Sie versuchten mir meine Kraft zu entziehen, aber ich drehte das ganze um. Jetzt entzog ich den beiden ihre Kraft und ließ sie nebenbei noch zu Salzsäulen erstarren.
Dann lenkte ich die ganze angestaute Macht durch meine Hände einfach raus. Direkt auf Lucas Asche.
„Gebe zurück, was du genommen hast!", schrie ich in der fremden Sprache. Die Asche setzte sich langsam wieder zusammen. Ich konnte schon fast einen Körper erkennen als er wieder zu Staub zerfiel. Kraftlos brachen Erin, Killian und ich zusammen.
Aufgeregt sprang ich auf. Ein wissendes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Auch wenn diese Erinnerung mehr als nur traurig für mich war, konnte ich das Lächeln nicht verbergen.
"Sapientia, du hast gesagt, damals hätte ich so viel Macht benutzt, aber das war nicht nur ich!", rief ich aufgeregt. Nachdenklich lief ich vor Asmodays Gefängnis hin und her.
"Aber ich brauche mehr Zeit. Und ich habe keine Zeit", murmelte ich vor mich hin.
"Luna!", riss Kuros Stimme mich aus meinen Gedanken, "Wofür hast du zu wenig Zeit?"
"Damals war ich es nicht alleine!", antwortete ich aufgeregt.
"Und was soll das heißen?", fragte mein Trainer nach.
"Ich habe meinen Brüdern ihre Kraft entzogen und ich habe ihre Kräfte benutzt, nicht nur meine, um die Vampire zu töten", erklärte ich allen, "Das muss ich auch jetzt tun, aber ich habe nicht genügend Zeit, um mich mit meinen Brüdern von hier aus zu verbinden. ich habe das bisher nur gemacht, wenn sie auch im Raum waren. Broin, Kuro, Sapientia ich brauche auch eure Kräfte, um Asmoday zu besiegen. Aber ihr dürft euch nicht wehren. Ich muss wahrscheinlich schon gegen die Zwillinge kämpfen, um ihre Kräfte zu bekommen, weil sie nicht wissen, was passiert."
"Das ist genial!", grinste Sapientia und viel mir um den Hals.
"Alois, du musst in die Menschenwelt zurück und Astrum davon abhalten Marek zu töten", erklärte ich den Plan, "Du musst mich am Leben halten, damit wir Asmoday besiegen könne!"
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Die dunkle Hexe
ParanormalIch heiße Luna, bin eine Hexe und lebe mit meinen zwei Brüdern und noch anderen Hexen und Hexern bei zwei Vampiren. Wir sollen sie beschützen, dabei hassen wir sie. Aber dann kam der Tag, der alles veränderte. Wir wurden entführt und hatten die Mögl...