Kapitel 53

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Lunas p.o.v.

Ich spürte, wie ich immer mehr Macht von Erin und Kilian bekam. Es war nicht nur weiße Magie, sondern auch schwarze. Außerdem wehrten sich die beiden nicht gegen mich.

"Alois hat es geschafft", rief ich Sapientia zu, der ich ansah, dass sie sich schon unglaubliche Sorgen gemacht hatte. Sofort breitete sich Erleichterung auf ihrem Gesicht aus.

Ich sammelte alle Kräfte in mir. Ich wollte so viel in mich aufsaugen, wie nur möglich war, bevor ich die Magie auf Asmoday losließ. Mittlerweile hatte der Dämon auch aufgehört zu lachen. Er versuchte wirklich aus seinem Gefängnis auszubrechen und sich zu befreien, aber es hatte keinen Zweck. Er wusste genauso gut, wie ich, dass sein Ende kurz bevor stand. Wie ein eingesperrtes Tier lief Asmoday in der Säule auf und ab. Er hatte schon versucht sich in seine wahre Gestalt zurückzuverwandeln, aber der magische Kreis, in dem er gefangen war, erlaubte es ihm nicht.

"Wie viel brauchst du noch", keuchte Kuro angestrengt. Er war auf die Knie gesunken, durch die ganze Magie, die ich ihm und den anderen entzog, "Ich habe nicht mehr viel übrig."

"Ich hab es fast", antwortet ich ruhig. Ich versuchte ihm und den anderen beiden nicht zu zeigen, wie anstrengend das ganze auch für mich war. Ich hatte so viel Macht in mir. Es fühlte sich an, als würde mein ganzer Körper in Flammen stehen. Ich spürte, wie die weiße und schwarze Magie sich gegenseitig abstieß, wie zwei gleichgepolte Magneten. Um mich herum fing sich plötzlich die Luft an zu bewegen. Erst war es ganz langsam, aber dann wurde es immer schneller. Es war, als würde ein Wirbelsturm um mich herum sein. Blitze fingen an durch den Wind zu ziehen.

"Luna!", rief Sapientia ängstlich.

"Es ist alles in Ordnung!", brüllte ich über den Sturm, um mich herum, hinweg, "Macht einfach weiter. Es klappt!"

Es fühlte sich an, als wäre zu wenig Platz, in meiner eigenen Haut. Die ganze Magie, die sich anstaute musste heraus. Ich hatte das Gefühl, als würde ich jeden Augenblick platzen. Es war nicht, als hätte ich zu viel gegessen, sondern wirklich, als würde meine Haut gleich zerreißen. Als würden von innen alles gegen meine Haut drücken und sie gleich aufsprengen. Feste biss ich meine Zähne aufeinander, um nicht zu schreien. Würde ich schreien, würden Sapientia, Broin und Kuro sofort aufhören mir ihre Kräfte zu gegeben und versuchen durch den Sturm zu mir zu gelangen. Der Schmerz war fast nicht mehr zum Aushalten, als ich mich an meine erste Meditationssitzung mit Zara zurück erinnerte. Sie hatte mir gesagt, ich sollte alles ausschalten. Und genau das versuchte ich jetzt.

Es brauchte einige Anläufe, aber dann endlich schaffte ich es. Ich spürte nichts mehr. Meine Schmerzen verblassten und es war, als würde mein Geist aus meinem Körper heraus gleiten. Ich sah mich selbst, mit schmerzverzerrtem Gesicht. Meine Augen waren geschlossen und mein Mund fest aufeinander gepresst. Meine langen, roten Haare peitschten um mein Gesicht und der Wirbelsturm tobte immer noch um mich herum. Kuro stand wieder ganz aufrecht etwa drei Meter entfernt von mir. Ein eisiger Ausdruck zeichnete sein Gesicht. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Ich wusste, er war erschöpft, aber er ließ nicht zu, seine Schwäche zu zeigen und selbst einzugestehen. Broin kniete auf dem Boden und sah besorgt zum Hurrikan um mich herum. Er konnte mich nicht sehen, aber er wollte mich nicht aus der Trance bringen und mich fragen, ob alles gut war, obwohl er es gerne gemacht hätte, dass sah ich genau. Sapientia saß auf dem Boden, mit ihrem Rücken an die Wand gelehnt. Tränen liefen ihre geröteten Wangen herunter und ihre Augen waren geschlossen. Sie war erschöpft. Kuro sah jetzt ebenfalls zu ihr. Wir sahen beide, wie Sapientias Hand von ihrem Schoss, auf den Boden glitt.

"Luna!", brüllte Kuro entsetzt, "Du musst es jetzt machen! Du tötest uns ansonsten!"

Sofort versuchte ich wieder in meinen Körper zu kommen. Ich hatte alle Kraft von Sapientia genommen, wenn ich mehr nahm, würde Alois seine Gefährtin wegen mir verlieren.

Sobald ich in meinem Körper zurück war, war der Schmerz wieder da. Es war die schrecklichste Qual, die ich jemals in meinem ganzen Leben gespürt hatte. Der Schmerz hatte sich in den wenigen Minuten, die ich meditiert hatte, wenn möglich sogar noch verdreifacht. Ich konnte nicht mehr an mich halten und schrie den Schmerz heraus. Sofort brach Broin die Verbindung ab. Sapientias Verbindung kappte ich selbst. Nur Kuro und die Zwillinge blieben mir noch, aber ich hatte genug in mir.

Ich brauch auch noch die letzten drei Verbindungen ab und augenblicklich verschwand der der Wirbelsturm. Es wurde ganz still und es war, als würde sich nichts mehr bewegen. Alles war wie eingefroren.

Asmoday sah mich angsterfüllt an.

"Luna", flüsterte Kuro erschrocken, der neben mir stand.

Ich spürte nichts mehr. Ich wusste nur noch, dass ich Asmoday besiegen musste.

"Deine Augen", wisperte jetzt auch Broin. Ich wusste sie waren komplett schwarz. Dämonische Augen starrten meinem Bruder und meinem Freund entgegen. Unter meinen Augen zogen sich schwarze Linien herunter, die aussahen wie Adern.

Ich hatte keine Zeit Broin und Kuro zu beruhigen, also drehte ich mich einfach von den beiden weg.

Ohne auf die anderen zu achten, fing ich einfach wieder mit dem Spruch an. Mit dem Spruch, der Asmoday ein für alle Male besiegen sollte.

Mein Lippen bewegten sich unaufhaltsam und ich konnte gar nicht mehr aufhören. Ohne dass ich darüber nachdenken musste, bewegten sich meine Hände dazu. Zielstrebig lief ich auf Asmoday zu, der in seinem Gefängnis immer weiter rückwärts lief, bis er nicht mehr weiter kam. Ich überlegte nicht zwei Mal, sondern lief einfach durch die Säule hindurch und stand Asmoday jetzt genau gegenüber. Was mir erst jetzt klar geworden war, war, dass ich ihn berühren musste, um Asmoday zu besiegen.

"Luna!", brüllte nun auch Broin. Er hatte bei Sapientia gesessen, aber als er sah, dass ich zu dem Dämon in das Gefängnis gestiegen war, sprang er auf und versuchte zu mir zu kommen. Zum Glück hielt Kuro ihn auf, aber Broin wehrte sich und versuchte zu mir zu kommen.

"Sie weiß, was sie tut!", schrie Kuro meinen Bruder an.

Ich ging auf Asmoday zu, der sich immer noch an die Säule presste und legte meine rechte Hand auf seine Stirn. Dann ließ ich einfach nur noch den Todesfluch, wie Wasser aus meiner Hand in seine Stirn fließen. Es war so viel Magie, die ich aus mir heraus triefen ließ und auch für mich wurde es immer schwerer gerade zu stehen, aber ich musste stark bleiben!

Die dunkle HexeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt