Am nächsten Morgen war ich nicht unbedingt ausgeschlafen. Müde stand ich zusammen mit einem schlecht gelaunten Kuro im Wohnzimmer. Unsere beiden Koffer standen vor uns. Mein Hexenbuch hatte ich in einer Tasche fest an mich gepresst. Es beim Teleportieren zu verlieren, war das Schlimmste, was uns passieren konnte. Unsere Gastgeber stand in einem Halbkreis um uns herum, allerdings mit circa drei Metern abstand.
Den Tränen nahe kam Nova auf mich zu und nahm mich noch einmal ganz fest in den Arm.
"Ich werde dich vermissen", schluchzte sie an meiner Schulter. Dicke Tränen kullerten ihre Wagen herunter und landeten auf meiner dunkel grünen Jacke.
"Du musst mir versprechen uns mit Astrum zu besuchen, sobald dieser Dämon besiegt wurde", fügte sie noch hinzu und drehte sich dann schnell weg. Anna Maria nahm sie fürsorglich in den Arm und versuchte sie etwas zu trösten.
Johannes kam auf mich zu und nahm mich feste zum Abschied in den Arm.
"Vergiss nicht was ich dir alles beigebracht habe. Du wirst es brauchen."
Ich nickte und lächelte ihn dankbar an. Auch Jonah und Joris umarmten mich beide. Joris flüsterte mir noch ins Ohr, das nur ein Wort von mir genügen würde und er und sein Bruder würden Kuro nur zu gerne für mich beseitigen, aber ich lehnte das Angebot dankend ab.
Nachdem wir uns voneinander verabschiedet hatten, erklärte Kuro mir alles noch einmal zum gefühlt hundertsten Mal.
"Du hält deinen Koffer mit der einen Hand und meinen Arm mit der anderen fest. Und dein Buch klemmst du dir unter den Arm. Lass deinen Arm unter keinen umständen locken. Das Buch muss feste an dir sein, ansonsten ist es weg! Ich werde uns nach London teleportieren."
Ich nickte. Nervös hielt ich alles fest und klemmte meine Arme so fest zusammen, als würde mein Leben davon abhängen. Na ja irgendwie tat es das ja auch. Ohne mein Buch wäre ich komplett aufgeschmissen gewesen oder wie Kuro es sagen würde. Ich wäre so richtig gefickt.
"Schließ am besten die Augen."
Ich tat wie mir geraten wurde. Undeutlich hörte ich wie Kuro den Spruch vor sich hinmurmelte. Ein nur zu bekanntes flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus, aber dieses Mal fühlte es sich anders an. Es musste daran lagen, das nicht ich hexte sondern Kuro. Das ich durch jemanden anderen teleportiert wurde, war ich oder eher mein Körper nicht gewohnt.
Als ich meine Augen wieder öffnete standen wir in einer hübschen Wohngegend. Ich hatte eher eine verwinkelte kleine Gasse in einer schäbigen Gegend erwartete nicht rote Backsteinreihenhäuser mit ordentlichen schwarzen Metallgittern vor dem Eingang und weiß lackierten Fensterläden und Türen. Die Straßen und die Häuser waren gepflegt und es sah rund um aus, als wäre es eine schöne Gegend, um dort eine Familie zu gründen.
"Willkommen in London!", grinste Kuro und breitete die Arme aus, als ob er mir zeigen wollte, was alles ihm gehörte.
"Wo sind wir?", fragte ich ihn erstaunt und sah mich weiter um.
"Kensington cross!", grinste Kuro, "Meine wundervolle Heimat."
Seufzend griff Kuro beherzt nach seinem Koffer und steuerte zielstrebig auf eines der Reihenhäuser zu. Schnell stolperte ich ihm mit meinem eigenen Koffer und meinem Hexenbuch, was zum Glück nicht auf der Reise verloren gegangen war, hinter ihm her. Noch bevor er klingeln konnte, wurde die Tür weit aufgerissen. Ein großer blonder junger Mann riss die Haustür auf. Seine Haare waren sehr kurz geschoren und ein leicht stoppliger drei Tage Bart zierte seine Kieferpartie. Er hatte eisblaue Augen, die sich markant von seiner hellen Haut abhoben und einen schon fast ansprangen. Unter seinem eng anliegenden Sweatshirt zeigten sich eindeutige Muskeln hervor. Würde ich nicht Astrum kennen, wäre dieser Hexer vor mir der wohl perfekteste Mann, der mir je über den Weg gelaufen war.
"Kuro!", brüllte der Mann und umarmte meinen Begleiter stürmisch, "Willkommen Zuhause!"
"Aydan!", erwiderte Kuro die überschwängliche Begrüßung Freude strahlend.
"Kommt rein!", sagte Aydan und zog uns in den engen Flur rein. Ein sanfter Grauton zierte die Wände. Es gab keinerlei Dekoration nur eine massive Eisenkomode, in die Kuro wie selbstverständlich seine Schuhe einräumte und mehrer Haken, an denen wir unsere Jacken aufhangen. Ich folgte den beiden in ein sporadisch eingerichtetes Wohnzimmer. Von dem großen Fenster aus konnte man auf die Straße sehen, an der wir vor wenigen Minuten angekommen waren. Es gab zwei sich gegenüberstehende Ledersofas, dazwischen ein kleiner Beistelltisch , eine Kommode und ein Sideboard, auf dem ein riesiger Fernseher stand. Keinerlei Bilder oder Fotos hingen an den Wänden oder standen herum. Nichts zeigte eine persönliche Note der Hausbesitzer.
"Das ist kein Safehouse, wie du Anna Maria und den andern und mir erzählt hast", stellte ich trocken fest, als ich sah, wie Kuro sich auf das Sofa warf und seine Füße auf den Beistelltisch legte.
"Nein, das ist mein und Aydans Zuhause. Also genauso gut wie ein Safehouse vielleicht sogar noch besser. In einem Safehouse kann jeder heruntergekommen Hexer ein Dach über dem kopf finden. Als wäre es ein Obdachlosenheim", Kuro schüttelte sich bei dem Gedanken, "Aber hier kommen nur Aydan und ich und jetzt auch du rein."
"Du wohnst hier?", fragte ich verstört nach.
"Ja, warum?"
"Ich hätte gerne etwas darüber gesagt, das hier alles fehlt, was diese Wohnung zu einem Zuhause macht, aber dann Wiederrum geht es hier um dich. Du sprühst nicht gerade vor Sentimentalität. Es passt also perfekt zu dir", antwortete ich, während ich mich noch einmal bedeutend umsah.
"Das ist übrigens Aydan, wie du wahrscheinlich schon mitbekommen hast", ignorierte Kuro meine Aussage einfach und zeigte auf den Blonden Hexer, der auf dem anderen Sofa lag. Sofort stand dieser auf und kam zu mir. Grinsend reichte er mir die Hand.
"Lunae Lumen, aber du kannst mich Luna nennen", stellte ich mich vor, wie es sich für schwarze Hexen und Hexer berührte.
"Mondlicht. Ich bin Aydan", antwortete der Hexer mir breit Grinsend.
"Flamme", antwortete ich wiederum.
"Also ein paar Regeln nachdem ihr euch vorgestellt habt", unterbrach Kuro uns, setzte sich dabei sogar wieder gerade auf, "Du wirst nicht das Haus verlassen, wenn keiner von uns beiden dabei ist und du wirst dich von Aydan auch noch einmal was Magie und Kämpfen betrifft unterrichten lassen. Ansonsten mach was du willst. Das ist ein Männerhaushalt, also find dich damit ab."
"Ich dachte du willst den Raub des Buches so schnell wie möglich über die Bühne bringen?", stellte ich verwirrt fest.
"Ich war lange nicht mehr hier und jetzt muss ich mich erstmal wieder akklimatisieren. Wir reden morgen über alles. Dein Zimmer ist in der oberen Etage, die zweite Tür rechts. Mein Zimmer ist dir gegenüber, das von Aydan neben deinem und das Bad ist die erste Tür links."
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Die dunkle Hexe
ParanormalIch heiße Luna, bin eine Hexe und lebe mit meinen zwei Brüdern und noch anderen Hexen und Hexern bei zwei Vampiren. Wir sollen sie beschützen, dabei hassen wir sie. Aber dann kam der Tag, der alles veränderte. Wir wurden entführt und hatten die Mögl...