Astrums p.o.v.
Ungeduldig lief ich auf und ab. Es waren mittlerweile drei Stunden vergangen, seit dem Luna die Verbindung zu ihren Brüdern abgebrochen hatte. Wir waren zurück ins Haus gegangen, weil es angefangen hatte zu Regnen und es keinen Sinn hatte im Nassen auf ein Lebenszeichen von Luna und den anderen zu warten. Wir hatten alle wieder unsere Kräfte gesammelt. Nova saß auf Tarmos Schoss auf einem der Sessel, während meine Mutter und mein Vater auf der Couch saßen. Ich wusste sie unterhielten sich per Gedanken, aber wollten uns daran nicht teilhaben lassen. Meine Brüder waren mit Marek in einem Nebenzimmer. Sie passten auf, dass er sich nicht selbst umbrachte. Kilian und Erin hatten sich genau wie Ari und Maghnus zum Schlafen hingelegt, da sie mehr als nur ein bisschen erschöpft waren.
"Es wird alles gut sein", sagte Alois, der gerade mit einem Glas Wasser in der Hand zurück zu uns kam. Ich wusste, er versuchte sich selbst zu beruhigen und nicht uns. Es ging hierbei nicht nur um das Leben meiner Gefährtin, sondern auch um das Leben seiner eigenen Gefährtin.
Plötzlich kam Joris panisch ins Wohnzimmer gerannt.
"Irgendetwas stimmt nicht mit dem Werwolf!", rief er aufgebracht. Hinter ihm kam Jonah herein, der Marek festhielt und ihn auf einen Stuhl nieder drückte. Marek sah verwirrt hin und her, als würde er etwas suchen. Aber er suchte nichts im Raum.
"Ich spüre nichts!", flüsterte er entsetzt. Immer wieder wiederholte er diesen Satz vor sich hin.
"Was ist mit ihm?", fragte meine Mutter nach.
"Ich weiß es nicht", verwirrte sah ich zwischen dem Werwolf und meiner Familie hin und her.
"Lass mich mal!", sagte jetzt meine Mutter und schob mich zur Seite, "Mal sehen, was dieser Flohsack für ein Problem hat."
Angestrengt sah sie den Werwolf an, während sie ihre Hände an seinen Schläfen hatte. Wie vom Schlag getroffen, ließ sie Marek los. Eine einzelne Träne lief ihre Wange herunter. Schnell wischte sie sie weg und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
"Was ist los, mein Engel?", fragte mein Vater nach und nahm meine Mutter in den Arm. Sie vergrub augenblicklich ihren Kopf an seiner Brust.
"Er hat vorher immer noch Lunas Herz gespürt. Er wollte uns nichts sagen, um Astrum genauso zu verletzen, wie er ihn mit dem Mord an seinem Rudel verletzt hatte", erklärte meine Mutter, schluchzend sprach sie weiter, "Aber jetzt spürt er ihr Herz nicht mehr. Er spürt keine Verbindung mehr. Er sucht sie, aber da ist nichts. Ich habe auch gesucht, aber es ist nur noch sein eigenes Herz vorhanden."
Schluchzend brach Nova zusammen. Tarmo konnte sie gerade noch so auffangen, bevor sie mit den Knien auf dem Boden aufgekommen wäre. Beruhigend strich er über ihren Rücken, aber nichts konnte meine Schwester mehr beruhigen. Sie hatte gerade ihre beste Freundin und ihre einzige Schwester verloren.
"Nein", hörte ich ein Flüstern hinter mir. Als ich mich umdrehte, standen Erin und Kilian vor mir. Tränen liefen unaufhaltsam ihre Wangen herunter.
Ausdruckslos drehte ich mich einfach weg und lief aus dem Haus heraus. Ich konnte jetzt nicht bei meiner Familie sein. Ich war so nah dran gewesen meine Seelengefährtin wieder zu haben und jetzt war sie tot.
Ich stand zwanzig Meter vom Rudelhaus entfernt, als ich nicht mehr an mich halten konnte. Ich brüllte meinen ganzen Frust und meine Wut heraus. Gebrochen brach ich zusammen. Ich kniete auf dem Boden und schlug immer wieder auf ihn ein. Der Regen durchnässte meinen gekrümmten Rücken. Heiße Tränen liefen meine Wangen herunter. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal geweint hatte. Aber jetzt konnte ich mich nicht beherrschen. Schluchzend schlang ich meine Arme um mich selbst und wiegte mich vor und zurück.
Ich spürte, wie jemand einen Arm um mich legte und sich neben mich kniete.
"Es wird alles wieder gut, mein Sohn", flüstert meine Mutter mir zu. Weinend schlang ich meine Arme um sie.
"Ich habe, sie verloren", schluchzte ich an der Schulter meiner Mutter.
"Sie wird immer bei dir sein. Bitte gib jetzt nicht auf", antwortete meine Mutter, mit ebenfalls bebender Stimme. Sanft löste ich mich von ihr und sah ihr ins Gesicht. Ihr Gesicht war blutig, von ihren eigenen Tränen. Das sonst so junge und fröhliche Gesicht, sah gezeichnet und verzweifelt aus.
"Ich habe gerade eine meiner Töchter verloren. Bitte! Ich kann nicht auch noch einen meiner Söhne verlieren", schluchzte sie jetzt bitterlich los. Wir hielten uns gegenseitig, aber waren keine Hilfe für den anderen. Wir weinten um Luna und wir weinten um mich.
Es fühlte sich an, als hätte ich ein tiefes Loch in meiner Brust. Luna war die einzige, die es hätte füllen können, aber jetzt hatte ich sie für immer verloren.
"Lass uns wieder rein gehen", flüsterte meine Mutter, mit gebrochener Stimme. Wir hatten eine Stunde auf dem Boden im Regen gesessen und hatten geweint. Ich hatte keine Tränen mehr übrig. Ich fühlte mich einfach nur noch komplett leer.
Mit hängenden Schultern folgte ich meiner Mutter zurück ins Haus. Das Haus war in komplette Stille gehüllt. Kilian und Erin saßen auf der Couch und starrten nur ausdruckslos vor sich hin. Nova schluchzte leise an Tarmos Schulter. Marek saß immer noch auf dem Stuhl und flüsterte vor sich hin, dass er nichts spüren würde. Alle anderen saßen oder standen einfach nur herum und wussten nicht, was sie machen sollten. Mein Körper fühlte sich taub an. Ich spürte, wie meine Mutter mich zum Sessel führte und mich sachte dazu bewegte, mich hinzusetzen.
"Was machen wir jetzt?", riss Nova Stimme mich aus meinen Gedanken.
"Wir leben weiter", antwortete unsere Mutter, mit wieder gefestigter Stimme.
"Meint ihr, sie hat es vorher noch geschafft Asmoday zu besiegen?", fragte Maghnus plötzlich.
"Ich hoffe es", flüsterte Alois, "Ansonsten wird Sapentia nie wieder kommen. Er wird sie und Broin und Kuro töten."
Schniefend vergrub Nova wieder ihren Kopf an Tarmos Brust. Sein gesamtes Oberteil sah mittlerweile aus, als hätte er eine tiefe Kriegsverletzung und er würde dadurch verbluten.
Mit einem lauten Schlag flog die Eingangstür auf. Keiner von uns machte sich überhaupt die Mühe aufzustehen. Gebrochen sahen wir zu den Eindringlingen herüber. Vor uns stand ein großer blonder Hexer und eine zierliche blonde Hexe.
"Sapientia!", rief Alois überglücklich und umarmte die Hexe. Im selben Augenblick sprangen auch Kilian und Erin auf und umarmten den Hexer.
"Broin!", rief Kilian überglücklich.
Immerhin hatten diese drei ihre Lieben wieder bei sich.
Hinter den beiden trat plötzlich ein weiterer Hexer hervor. Ich erkannte ihn sofort als Kuro. Er hatte einen ernsten Gesichtsausdruck. In seinen Armen hielt er den schlaffen Körper einer Person. Ich erkannte Luna, mit ihrer Porzellanhaut und ihren feurig roten Haaren, sofort. Ohne auf Kuro zu achten, nahm ich Luna aus seinen Armen. Schlaff hing ihr Körper in meinen Armen. Sofort liefen wieder Tränen meine Wangen herunter. Schluchzend setzte ich mich auf den Sessel und hielt Luna fest an mich gedrückt.
"Wie soll ich jemals ohne dich leben können?", schluchzte ich ganz leise an ihrem Nacken.
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Die dunkle Hexe
ParanormalIch heiße Luna, bin eine Hexe und lebe mit meinen zwei Brüdern und noch anderen Hexen und Hexern bei zwei Vampiren. Wir sollen sie beschützen, dabei hassen wir sie. Aber dann kam der Tag, der alles veränderte. Wir wurden entführt und hatten die Mögl...