Kapitel 23 - Sie/Er

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Ella
Zum Glück hatten wir den Laden schnell verlassen. Diese Frau war echt widerlich.Sie hatte Shawn so offensichtlich angebaggert, und das, obwohl ich direkt neben ihm stand. Nicht,dass ich eifersüchtig war, aber es hatte mich doch schon ein bisschen genervt. Zum Glück hatte mein Begleiter ihr ein eindeutiges Signal gegeben und es hatte mir nicht mal etwas ausgemacht,dass er dafür meine Hand genommen hatte.
Es fühlte sich komischerweise gar nicht mal so schlecht an,mit ihm Hand in Hand die Straße entlang zu laufen. Sie gaben mir Wärme und auch ein Stück weit das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Ich konnte die neidischen Blicke der jüngeren und auch älteren Frauen sehen, die auf mir und Shawn lagen. Ich genoss den Moment der Aufmerksamkeit,ich hatte davon viel zu wenig in meinem Leben gehabt.
Plötzlich blieb mein Blick an einem Schaufenster hängen. Es war ein etwas älterer Laden,der lauter Antike Sachen verkaufte. Ich hatte gar nicht bemerkt,wie ich stehen geblieben war,um die wunderschöne Kette dort zu betrachten.
"Gefällt dir die Kette?" ,hörte ich Shawn fragen.Ich nickte kurz, wollte ihn dann aber weiter ziehen. Ich hatte nicht genug Geld , um mir so etwas kostbares und mit Sicherheit wertvolles zu kaufen. "Willst du sie dir nicht ansehen?" ,fragte er wieder.Ich zögerte.Diesmal war es er,der an meiner Hand zog. Und zwar in Richtung Laden.
Auch hier war eine kleine Glocke zu hören, als wir die Tür öffneten und den dunklen Raum betraten. Eine große alte Frau stand hinter der Ladentheke,sie hatte uns den Rücken zugekehrt und räumte etwas ein. Als sie das Bimmeln hörte, drehte sie sich rasch um und stählte uns so fröhlich an, dass sich überall in ihrem Gesicht Lachfältchen bildeten. Sie trug eine Hornbrille, mit so dickem Glas,dass ihre blauen Augen fast überdimensional groß wirkten.Ihre grauen lockigen Haare,hatte sie zu einem Dutt gesteckt und sie trug ein langärmliges kulantes Blümchenkleid mit Rüschenkragen.
Sie sah fast aus wie ein süßer ,aber zerbrechlicher Frosch. "Guten Tag meine Lieben.Wie kann ich Ihnen behilflich sein?" ,fragte sie mit hoher krächzender Stimme. Sofort meldete sich Shawn zu Wort: "Meiner Freundin hat einen Kette im Schaufenster gefallen.Könnten wir uns die mal ansehen?" "Aber natürlich,mein Lieber." ,antwortete sie überglücklich und bedeutete uns,ihr zu folgen. Sie hatte bestimmt nicht allzu oft Kundschaft.Trotzdem schien die buckelig laufenden große Dame genau zu wissen, wo sich alles befand.
Der Laden war nicht besonders groß, dafür war er vollgestopft, mit lauter Krimskrams. An der Decken hingen lauter verschiedene Lampen und die hohen Wände, waren fast ausschließlich bedeckt mit Teppichen ,Uhren und alten Bildern oder Fotos.
Immer und immer wieder mussten wir über verstaubte Kartons steigen oder uns wegen irgendwelcher herunter baumelnden Porzellanlampen ducken. Ich kam mir vor wie auf einer Safari. "Das ist ja wie im Jungle hier." ,flüsterte ich Shawn ins Ohr, als er mir gerade geholfen hatte über einen Berg von Büchern zu klettern. Dann blieb die alte Frau vor uns abrupt stehen und drehte sich mit einer Samtschachtel um. Feierlich öffnete sie die Schatulle und zum Vorschein kam eine zarte silberne Kette mit eine blauen und grün schimmernden Kristallanhänger,der von silbernen Ornamenten umrahmt war,welche den Anhänger dann schließlich formten. Ich war total sprachlos. "Es ist wunderschön." ,stellte ich fest. "Möchten sie die Kette einmal anlegen?"
Bevor ich auch nur abwehren konnte, nahm mein großer Freund das Schmuckstück entgegen und befahl mir, mich um zu drehen. Er schob meine Haare zu Seite und legte mir behutsam die Kette um und verschloss sie dann.Dabei berührten seine Finger kurz, meinen Nacken, was mir wiederum eine Gänsehaut am ganzen Körper verschaffte. Dann drehte ich mich um und sah die ältere Dame und Shawn an. "Sie steht Ihnen ausgezeichnet, meine Liebe.", meinte die Verkäuferin und reichte mir einen Spiegel.Ich betrachtete mich und war begeistert. Die Kette ließ mich viel älter und reifer wirken und obwohl ich keine kitschigen Sachen mochte, war dieses Schmuckstück wie für mich gemacht. "Ja ,du siehst wunderschön aus." ,meinte auch Shawn bewundernd, als ich mich betrachtete. Ich wurde etwas rot und begriff ,in was für einer dummen Situation ich jetzt war.
Die Frau erwartete bestimmt, dass ich die Kette nun kaufte, dabei hatte ich doch überhaupt kein Geld dabei.Hastig zog ich sie aus. "Es tut mir leid ,ich kann sie leider nicht bezahlen, murmelte ich traurig, drückte sie der Verkäuferin in die Hand und ging wieder zurück. Ich konnte die Blicke der beiden förmlich spüren, konnte ihr Mitleid spüren. Aber ich wollte kein Mitleid. Davon hatte es zu viel in meinem Leben gegeben.
Ich brauchte jetzt frische Luft. Ich trat aus dem Laden und setzte mich auf die Bank die gegenüber stand. Es war schon Nachmittag, doch die Sonne schien immer noch ziemlich stark.

Shawn
Nachdem Ella den Raum verlassen hatte, blickte ich die traurige Verkäuferin an.Dann fasste ich einen Entschluss.
"Ich würde die Kette gerne kaufen.",sagte ich und die alte Dame sah aus,als würde sie mir jeden Moment um den Hals fallen wollen. "Vielen Dank mein Lieber, ich bin mir sicher , ihre Frau wird sich sehr darüber freuen.", rief sie als wir zurückliegen. "Nun ja, sie ist nicht meine Frau, nur meine Freundin.", erklärte ich,als ich an der Kasse stand und ein paar Scheine aus meinem Geldbeutel zog. "Als Verlobungsgeschenk ist es auch gut geeignet." ,meinte sie zwinkernd und nahm das Geld mit ihren knochigen rauen Händen entgegen. Sie putzte die Kette samt Schatulle noch einmal und band dann am Ende noch eine rote Schleife darum. Ich bedankte mich nochmals herzlich und verließ dann den Laden.
Draußen angekommen, merkte ich erst einmal, wie stickig es in dem Laden gewesen war und atmete erst einmal tief durch. Ich musste nicht lange suchen, da sah ich auch schon Ella auf einer Bank ein paar Meter entfernt sitzen. Sie sah aus,als würde sie weinen.
Als sie bemerkte,dass ich mich näherte, wischte sie sich schnell über die Augen und lächelte mich wieder an, so als wäre nichts gewesen.
Schnell versteckte ich das Geschenk hinter meinem Rücken und schritt auf sie zu.Als ich bei ihr angekommen war, war ich mir ganz sicher. Sie hatte geweint.
Besorgt , warum sie geweint hatte,setzte ich mich neben sie. "Ist alles in Ordnung, Ella?" Sie schluckte schwer,nickte und ich legte meinen Arm um sie.Dann zog ich sie näher zu mir heran und sie legte ihren Kopf auf meiner Schulter ab. Das war das erste Mal, dass sie mich so nah an sie heran ließ, sie hatte vorher immer Körperkontakt so gut es ging gemieden,abgesehen von dem Hände-
halten gerade vorhin. Ob sie mich wohl doch mochte?
"Möchtest du darüber reden?" ,setzte ich noch einmal an.Sie schüttelte den Kopf, dann bemerkte sie das Geschenk hinter meinem Rücken.
"Was ist das denn?" , schniefte sie und zeigt auf meinen linken Arm,den ich hinter meinem Rücken hielt. Dann zog ich die Schatulle hervor und überreichte ihr sie. "Das ist für dich." Überrascht blickte sie mich an. "Das kann ich doch nicht annehmen, Shawn."
Aber ich erwiderte: " Oh doch, das kannst du ,Ella. Sie ist wie für dich gemacht und sie soll dich an unseren kleinen Ausflug erinnern." Bei den Worten " kleiner Ausflug" musste sie schmunzeln. Es klang so absurd, schließlich war das alles gar nicht geplant gewesen und trotz vieler Schmerzen und Wunden, die wir dem Überfall zu verdanken hatten, war ich doch sehr dankbar, dass es so gekommen war. Ich hatte Ella in den letzten Tagen besser kennengelernt und ich wusste nun, ich konnte ihr vertrauen.Sie hatte mir schließlich das Leben gerettet. Und ich ihr, als ich sie aus dem brennenden Haus getragen hatte.Nun waren wir quitt.
Mit einem breiten Lächeln nahm Ella das Geschenk entgegen und als sie es aufmachte ,glitzerten ihre Augen um so mehr. Niemals würde ich diesen Anblick vergessen.Ich wünschte,sie würde immer so schauen.Selbst alles Geld der Welt, wäre nicht so viel wert wie ihr be-
zauberndes Lächeln.
Sie blickte mich an, noch immer etwas glasige Augen, aber diesmal waren es Freudentränen. Dann fiel sie mir um den Hals,drückte mich ganz fest. "Danke", murmelte sie und hauchte mir einen Kuss auf die Wange, dass es in meinem Bauch kribbelte.
Oh ja, ich hatte mich in sie verliebt.

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1362 Wörter. Vermutlich ist dieses Kapitel nicht ganz so spannend, ich hatte eigentlich auch etwas anderes geplant.
Aber ich denke, dieser Tag war ganz entscheidend für das Verhältnis der beiden, denn Ella hat zum ersten Mal angefangen, Shawn auch außerhalb ihres Jobs zu akzeptieren und Shawn hat herausgefunden, was er wirklich für sie empfindet.
Schreibt mir doch mal in die Kommentare, was ihr von dem Kapitel haltet und ich würde mich freuen , wenn ein paar mehr Leute als sonst Voten würden😉
LG Anni

My Girlfriend is my Bodyguard -  [S. M. FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt