Kapitel 2.4 - Sie

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Ich hatte die Awards sofort verlassen, nachdem Shawn meine Narbe entdeckt und mich damit konfrontiert hatte.
Zu viele Erinnerungen der letzten Monate waren wieder hochgekommen.

Andrew hatte ich natürlich noch Bescheid gesagt, als ich gegangen war und er hatte es verstanden.

Als ich Zuhause war, hatte ich die Jacke, die nach Shawn duftete, sofort ausgezogen und in die nächstbeste Ecke geschmissen.

Rückwärts ließ ich mich auf mein Bett fallen.

So lange war ich hier nicht mehr gewesen. Um genau zu sein, nicht mehr seit fast einem 3/4 Jahr.
Zuvor war ich mit Shawn auf Tour gewesen, wo wir relativ schnell von jemandem angegriffen worden waren und ich Shawn durch den Wald hatte tragen müssen und er dann anschließend mich.

Dann hatten wir in diesem hässlichen kleinen Motel geschlafen und am nächsten Tag waren wir abgeholt worden.

Und dann etwas später... waren wir entführt worden.
Shawn wurde angeschossen, ich wurde gefoltert, Shawn und ich hatten uns gefunden und wieder getrennt und ich hatte erfahren, dass mein Ex noch lebt.

Soviel hatten wir bereits erlebt.

Und dann hatte ich mit einem Messer in der Anstalt versucht, mir ins Handgelenk zu schneiden, was ich auch gut hätte vollenden können, wenn nicht einer der Betreuer das Spektakel mitbekommen
und mich aufgehalten hätte, weiterzumachen.

Ich konnte mich noch an das viele dunkle Blut erinnern, was aus dem Arm spritze, als ich reinstach.
Ich war so fasziniert von dem Anblick gewesen, dass ich den Schmerz vollkommen ausgeblendet hatte. Vielleicht hatte ich auch einfach keine Schmerzen gehabt.
Ich war wie ein Zombie , lebendig, aber doch tot.
Ich empfand bereits nichts mehr, nur in diesem Augenblick war da etwas Freude und Erleichterung, das alle endlich ein Ende haben würde, gewesen.

Aber letztendlich war das erst der Anfang gewesen...

„Hast du gut gemacht, Ella. Wirklich herzzerreißend. Du bist ja auch noch etwas zu jung, um zu heiraten.", meinte Vlad triumphierend und klopfte mir auf die Schulter.

„Wir sollten nun etwas essen, du hast ja bereits seit längerem nichts mehr Anständiges bekommen. Ups, mein Fehler."

Schuldbewusst schaute er mich an, aber ich wusste, dass er nur so tat , um mich zu provozieren. Er hoffte darauf, dass ich ihn angreifen würde. Aber das tat ich nicht.

Innerlich tot, schon vergessen?!

Wir liefen die Gänge entlang und plötzlich befanden wir uns in einem ganz anderen Teil des Gebäudes.
Es war hell und es roch nicht so modrig, wie in den Gewölben, in denen Shawn und ich gefangen worden waren.

Er öffnete mir eine große Holztür und ich ging in den Raum.
Mich interessierte es nicht einmal, dass ich eigentliche hätte abhauen können, da uns keine Wachmänner begleiteten.

Was hatte ich denn noch für einen Grund , zu kämpfen?
Shawn war in Sicherheit und bestimmt wäre das nicht mehr so, wenn ich anfangen würde, zu rebellieren.
Mein Leben war nicht wichtig, aber seines schon.

In dem Raum stand ein großer Tisch und er war festlich gedeckt.
Viel Essen und Trinken stand überall herum. Dampfende Schüsseln mit Fleisch und Soße, Kartoffeln, Gemüse und Obst. Wie ich doch gute Äpfel liebte....
In diesem Moment grummelte mein Magen.
Aber vermutlich war mein Essen sogar vergiftet.

Etwas überfordert stand ich in dem Raum und blickte zu Vladimir, welcher einfach an der langen Tafel platz nahm.

„Setz dich doch Ella.", forderte er mich freundlich auf.

Ich schnaubte nur und blieb einfach vor dem Stuhl stehen.

Tadelnd sah Vlad mich an. Er versuchte auf ‚Beste Freunde' zu machen, ich glaube er verstand gar nicht, was er mir angetan hatte. Oder, im realistischeren Fall : ihn interessierte es einen Dreck, wie es mir damit ging.

„Setz dich.", sagte er noch immer gezwungen lächelnd und ich grinste ihn ebenfalls an. Er sah aus, als würde er aggressiv werden, da ich nicht gehorchte.

Ich bewegte mich zu dem Stuhl, schob ihn zurück, und deutete an, mich darauf zu setzten, aber in dem Moment drehte ich mich abrupt um, hob den Stuhl hoch und schmiss in mit ganzer Kraft an die Wand, dass es nur so krachte .

Erschrocken blickte mich der ältere Mann für einen Augenblick an, dann änderte sich seine Miene und sie wurde finster.
Jetzt hatte ich ein Problem.

„Nun hast du mir den Appetit verdorben, Hill."

Er schnipste kurz mit seinen Fingern und sofort eilten zwei Männer herein.

„Bringt ihr ein paar Manieren bei.", sagte er und verließ den Raum.

Ich wurde zu einem der noch ganzen Stühle geführt und gewaltsam auf ihn draufgedrückt. Sobald ich saß, fesselten sie mich mit Plastikbändern an den Stuhl.
Ich versuchte nicht mich zu wehren. Sollten Sie doch mit mir machen was sie wollten. Ich war nichts mehr.
Keine Freundin, kein Bodyguard. Nicht mal mehr ein Mensch. Einfach nur ein Geist.

Ich bekam einen großen Apfel von der Tafel in den Mund gestopft, damit ich keine Laute von mir geben könnte. Hätte ich ihn doch vorher gegessen.

„Der Chef mag nicht große Lautstärke.", meinte der eine dunkelhäutige Mann und zeigte seine gelbgoldenen Zähne.

Unwillkürlich musste ich bei seinem Mundgeruch Würgen, was nicht gerade klappte, mit der Riesenfrucht zwischen dem ausgerenkten Unter- und Oberkiefer.

Was dann passierte wusste ich noch ganz genau. Denn es geschah jedes Mal, wenn ich nichts essen wollte. Also eigentlich jeden Tag.

Sie schlugen mich an diesem Tag, bis ich fast an dem Apfel erstickte vor lauter Geschrei und Gewürge.

Die Narben waren heute noch zu sehen.
Und die blauen Flecken die nun einen Gelbstich hatten, die ich waren jedoch von einem anderen Tag.
Diese Wunden würden mich immer daran erinnern wer und was ich war.
Ein toter Mensch.

Warum sprachen also alle davon, dass ich mich hatte umbringen wollen, wenn ich es doch schon längst getan hatte?

Ich war jeden einzelnen Tag in diesem Loch von Haus ein Stückchen mehr gestorben. Ich hatte aufgehört, zu essen und zu trinken, aufgehört zu leben.

Jeden Tag ein Stück mehr meines Herzens, meiner Seele, meiner Persönlichkeit. Einfach tot.
Solange, bis nichts mehr übrig war.
Und dann hatten sie mich in die Klapse gesteckt und ich hatte mir nichts mehr gewünscht, als wieder in dem Loch zu sein.
Denn da hätte ich in Ruhe weiter sterben können.

Hallihallo ihr da draußen!
Ich mach es ganz kurz:
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, wenn ja : Votet und schreibt vielleicht sich Kommentare
Wenn nein: schreibt in die Kommentare, was ich besser machen kann!
LG Anni

Ps: 10 Kapitel haben jetzt über 1K Reads😱 Ich weiß noch, wie ich darauf hingefiebert habe, dass das erste Kapitel soviel erreicht und das hat jetzt beinahe 2K!
❤️DANKE DANKE DANKE❤️

My Girlfriend is my Bodyguard -  [S. M. FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt